Essen. Die Schule ist zu weit weg oder liegt auf dem Weg zur Arbeit: Der in Essen geplante Schulexpress entkräftet Elterntaxi-Argumente. Ein Kommentar.

Eltern, die argumentieren: „Die Schule liegt auf dem Weg zur Arbeit, da nehme ich mein Kind mit und schmeiße es da eben raus“, denken zu kurz. Denn diesen Gedanken haben schlicht zu viele Eltern, wie sich jeden Morgen vor den Schulen zeigt. Dort, wo es möglich ist, fahren die Eltern auf den Schulhof bis vor das Klassenzimmer. Dies ist keine Übertreibung, sondern ein Augenzeugenbericht.

Elterntaxis begünstigen Gefahr im Straßenverkehr für Kinder

Auch die Argumentation „der Straßenverkehr ist heute zu gefährlich, da lasse ich mein Kind nicht laufen“, hinkt. Denn wer das Elterntaxi startet, begünstigt diesen Zustand – ein Teufelskreis. Die Gefahr ist das eine. Man nimmt den Schülern und Schülerinnen aber auch Selbstständigkeit und eine gute Zeit – im besten Fall mit Freunden.

Kinder, die nach der Schule 20 Minuten zu Fuß unterwegs waren, sitzen ausgeglichener vor ihrem Teller mit Spaghetti Bolognese als jene, die kurz zuvor noch mit 30 anderen das kleine Einmaleins geübt haben. Auch das ist kein Satz aus einem Lehrbuch, sondern erfahrene Wirklichkeit.

Kaum Schulwegunfälle bei knapp 20.000 Schülern und Schülerinnen in Essen

Erfahrene Wirklichkeit sind aber auch die Sorgen, die Eltern haben, wenn Zweitklässler morgens um kurz nach sieben alleine aus dem Haus gehen, ohne Mama und ohne Smartphone. Da hilft nur Zuversicht und ein Blick in die Statistik: Schulwegunfälle kann man in Essen an drei Fingern abzählen – für das vergangene Jahr braucht man nur einen Finger. Schwer, oder gar tödlich verletzt wurde niemand und das bei knapp 20.000 Grundschülern und Grundschülerinnen, die sich jeden Werktag auf den Weg machen.

Der Schulexpress, den die Bückmannshofschule in Altenessen plant, nimmt auch den Eltern den Wind aus den Segeln, die argumentieren, dass der Weg schlicht zu weit ist. Die Idee: Kinder sammeln sich an extra dafür eingerichteten Haltestellen im Stadtteil und laufen von dort maximal 15 Minuten gemeinsam zur Schule. Bis zur Haltestelle können die Kinder auch mit dem Auto gebracht werden. Das minimiert das Verkehrschaos direkt an der Schule und schenkt den Schülern und Schülerinnen trotzdem einen Fußmarsch. Was in Bremen, Berlin und Schleswig-Holstein funktioniert, könnte jetzt auch in Essen ein Modellprojekt werden – wenn die Eltern mitmachen. Denn es sind in der Regel nicht die Kinder, die die Fahrt im Elterntaxi einfordern.