Essen. Seit Jahren kämpft ein Bürger für einen barrierefreien Bahnhof Essen-Stadtwald. Es fehlt ein zweiter Aufzug. Die Bahn AG verweist jetzt auf 2020.
Wer als Rollstuhlfahrer vom Bahnhof Stadtwald mit der S-Bahn Richtung Essen-Hauptbahnhof fahren will, der scheitert. Seit Jahren kämpft Anwohner und Bahnkunde Helmut Nömer (89) dafür, dass dort ein Aufzug installiert wird, um auf den Bahnsteig gelangen zu können – bisher ohne Erfolg. Jetzt verspricht die Deutsche Bahn AG erneut, dass „vorbereitende Maßnahmen“ für den Bau des Aufzugs noch in diesem Jahr erfolgen sollen.
Bahnreisenden steht Richtung Essen-Mitte nur eine Treppe zur Verfügung
Trotz aller Versprechungen der Deutschen Bahn AG, den Bahnhof Stadtwald – wie andere Haltepunkte auch – barrierefrei zu gestalten, habe sich bisher nichts getan, ärgert sich Helmut Nömer. Den Bahnreisenden steht am Gleis Richtung Essen-Mitte nur eine steile Treppe zur Verfügung.
Auf der Gegenseite – am Gleis Richtung Düsseldorf – sei bereits Mitte 2013 ein Aufzug gebaut worden. Um ohne Hindernisse Richtung Essen-Hauptbahnhof zu kommen, müsste Helmut Nömer im Prinzip erst in die S6 Richtung Düsseldorf steigen, dann an einem barrierefreien Bahnhof, zum Beispiel Werden, aus- und in die Gegenrichtung wieder einsteigen, um endlich Richtung Essen-Hauptbahnhof zu kommen.
„Das ist natürlich extrem umständlich, das macht doch kein Mensch“, vermutet Nömer, der in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Stadtwald wohnt und eigentlich durch den öffentlichen Nahverkehr gut angebunden sein sollte. Wenn er Richtung Essen-Mitte fahren wolle, müsse er die Treppe zum Gleis herunterlaufen. „Das geht gerade noch“, findet der Senior. Schwieriger würde es schon, wenn er nach einer Urlaubsreise am Bahnhof Stadtwald ankomme.
Senior muss schweres Urlaubsgepäck die Treppe hochtragen
Verkehrsverbund beurteilte Bahnhof Stadtwald als akzeptabel
In einem Stationsbericht des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) beurteilten die Tester den Bahnhof Essen-Stadtwald als akzeptabel.
Kritisiert wurden vor allem die Graffiti-Schmierereien an den Wänden und Bahnanlagen – angesichts der bis heute nicht hergestellten Barrierefreiheit für den Anwohner Helmut Nömer eher ein untergeordnetes Problem.
Vom Flughafen Düsseldorf kommend, müsse er sich trotz seines hohen Alters mit schweren Koffern die 48 Treppenstufen hochquälen. „Meine Schwiegertochter ist auf den Rollstuhl angewiesen. Sie hat hier keine Chance“, sagt Helmut Nömer, der darauf verweist, dass die Deutsche Bahn bereits seit 2012 die Baumaßnahme verspreche, zuletzt im vergangenen Jahr.
Erst war der Aufzugbau am fehlenden Wegerecht über ein Privatgelände gescheitert. Inzwischen soll aber ein Vertrag mit der Eigentümer-Gemeinschaft der benachbarten Seniorenresidenz existieren, der den Zugang zum Gelände regelt. Später hatte die Bahn dann auf Probleme beim Genehmigungsverfahren verwiesen.
Mangelnde Hartnäckigkeit kann man Helmut Nömer, der als Bauingenieur früher selbst für die Bahn gearbeitet hat, sicher nicht vorwerfen. Seine Anfragen bei den entsprechenden Stellen der Bahn, zuletzt im März 2019, hätten keinerlei konkrete Aussagen gebracht, so Helmut Nömer.
„Im Rahmen der Modernisierungsoffensive 2 wird ein zweiter Aufzug an der Station Essen-Stadtwald gebaut, um den stufenfreien Zugang zum Bahnsteig zu ermöglichen“, verspricht eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage erneut. Für den Bau des Aufzugs seien vorbereitende Maßnahmen an den Oberleitungen erforderlich. Die würden voraussichtlich im vierten Quartal 2019 umgesetzt.
Der Bau des zweiten Aufzugs soll im kommenden Jahr starten
Der Bau des Aufzugs solle voraussichtlich im Jahr 2020 starten. „Für den Bau des Aufzugs sind Sperrpausen nötig, die bereits beantragt, aber noch nicht endgültig bestätigt wurden“, so die Bahnsprecherin weiter. Ob es dieses Mal erneut bei der Ankündigung bleibt, ist abzuwarten.