Essen-Stadtwald. Lange hatte die Bahn den barrierefreien Ausbau des Bahnhofs Stadtwald versprochen. Jetzt laufen Arbeiten – doch dabei ist etwas schief gegangen.

Seit vielen Jahren fordern Bürger, den S-Bahnhof Stadtwald in Richtung Essen-Hauptbahnhof behindertengerecht zu gestalten. Dort gibt es nur eine steile Treppe, aber keinen Aufzug. Jetzt laufen die Arbeiten zum barrierefreien Ausbau. Allerdings ist dabei etwas schiefgegangen.

Mehrere Wochen sei an dem rollstuhlgerechten Weg zum Gleis gearbeitet worden. Jetzt werde die Betonschicht dort wieder abgerissen, beobachten Nachbarn und wundern sich. Seit Mai baut die Deutsche Bahn AG den Bahnhof Stadtwald im Zuge ihrer Modernisierungsoffensive barrierefrei aus. Dabei soll ein Aufzug installiert werden, um vom Bahnsteig 1 Richtung Essen-Hauptbahnhof barrierefrei in den öffentlichen Verkehrsraum gelangen zu können, so ein Bahnsprecher. Die Arbeiten sollen Ende des Jahres abgeschlossen werden. Zudem werde ein Weg zum Aufzug inklusive Beleuchtung angelegt. Bei der Anlage des Wegs ist der Baufirma allerdings ein Fehler unterlaufen, bestätigt der Bahnsprecher.

Der Beton muss auf einer Länge von 15 Metern wieder abgetragen werden

Die Zuwegung zum Aufzug sei zu steil geworden. Deshalb müsse dort jetzt der Beton auf einer Länge von 15 Metern rund 20 Zentimeter wieder abgetragen werden. „Die Baufirma korrigiert den Fehler auf ihre Kosten. Der Steuerzahler wird dadurch nicht belastet und auch die Bauzeit wird sich dadurch nicht verlängern“, erklärt der Bahnsprecher. Die Panne sei noch rechtzeitig entdeckt worden.

Die Rampe, über die Rollstuhlfahrer später den Aufzug erreichen sollen, wurde zu hoch betoniert.
Die Rampe, über die Rollstuhlfahrer später den Aufzug erreichen sollen, wurde zu hoch betoniert. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Für die Anwohner, darunter die Bewohner des unmittelbar am Bahnhof gelegenen Seniorenheims, sind die unvorhergesehenen Betonarbeiten eine enorme Belastung. „Seit einer Woche leiden wir von 7 bis 16 Uhr unter großem Lärm. Das Hämmern ist schon unangenehm, aber das Schneiden des Betons verursacht unerträgliche Geräusche auf einer sehr hohen Frequenz, so dass man es im Garten nicht aushalten kann“, sagt ein Anwohner.

Lärm und Staub nerven Anwohner

Durch das Betonschneiden entstehe sehr feiner Staub, der wie eine weiße Wolke in der Luft hänge. „Wir sind über diese Arbeiten auch nicht informiert worden“, ärgert sich der Bürger. „So etwas darf doch nicht passieren. Kontrolliert denn niemand die Arbeiten?“, fragt er.

Bei den regulären Arbeiten habe es teils auch Nachtarbeit mit schwerem Gerät gegeben, weil man offenbar die Stunden ohne Zugverkehr habe nutzen müssen. „Da hat man uns eine Hotelübernachtung angeboten, die wir aber nicht in Anspruch genommen haben.“ Im Prinzip sei es natürlich eine gute Sache, dass die Deutsche Bahn den Bahnhof Stadtwald endlich barrierefrei gestalte. Das Gehäuse des Aufzugs stehe bereits dort, allerdings noch ohne Kabine, Motor und Seilzüge, so der Anwohner.

Ausbau scheiterte vor Jahren am fehlenden Wegerecht

Vor Jahren war der Aufzugbau am Bahnhof Stadtwald am fehlenden Wegerecht über das Privatgelände einer Eigentümer-Gemeinschaft gescheitert, was dann aber dem Vernehmen nach geregelt wurde.

Später hatte die Bahn dann auf Probleme beim Genehmigungsverfahren verwiesen.

Bisher müssen Bahnreisende auf der Bahnhofsseite an der Ahornstraße eine steile Treppe mit 48 Stufen bewältigen, was schon ohne Gehbehinderung mit Gepäck sehr beschwerlich und mit Rollstuhl oder Rollator unmöglich ist. Auf den zweiten Aufzug am Bahnhof Stadtwald, bereits 2012 versprochen, warten deshalb vor allem gehbehinderte Fahrgäste schon seit vielen Jahren.

Den Aufzug auf der Gegenseite gibt es seit 2013

Auf der Gegenseite – am Gleis Richtung Düsseldorf – war bereits Mitte 2013 ein Aufzug gebaut worden. Um allerdings ohne Hindernisse Richtung Essen-Hauptbahnhof zu kommen, hätte man bisher erst in die S6 Richtung Düsseldorf steigen, dann an einem barrierefreien Bahnhof, zum Beispiel Werden, aus- und in die Gegenrichtung wieder einsteigen müssen, um endlich Richtung Essen-Hauptbahnhof zu kommen, hatten Bürger in der Vergangenheit geklagt.

Neue Hoffnung auf eine Lösung des Problems keimte auf, als die Deutsche Bahn 2016 ankündigte, vier Essener Bahnhöfe bis 2023 zu modernisieren, nämlich Horst, Altenessen, Essen-West und eben Stadtwald. Doch die Umsetzung ließ trotz wiederholter Zusagen der Bahn erneut auf sich warten. Jetzt sind die Anwohner gespannt, ab die Bahn trotz der aktuellen Baupanne ihr Versprechen dieses Mal halten kann.