Essen-Stadtwald. In Stadtwald soll eine alte Linde gefällt werden. Laut Grün und Gruga ist sie ein Risiko. Warum die Nachbarschaft dennoch für den Baum kämpft.
In Stadtwald soll nahe der historischen Eyhof-Siedlung eine alte Linde gefällt werden. Für den Baum hatte die Nachbarschaft schon vor Jahren gekämpft und tut es jetzt erneut. Sie vernetzen sich und bieten Grün und Gruga eine Patenschaft für den alten Baum an, neben dem zwei weitere Linden ähnlichen Alters stehen.
Anwohnerin Christiane Brandt bemerkte die bevorstehende Fällung noch rechtzeitig. Sie hörte ein lautes Piepen und sah schweres Gerät in die Straße Am Dönhof fahren. Im Gespräch mit dem Unternehmen, das im Auftrag von Grün und Gruga vor Ort gewesen sei, habe sie erfahren, dass eine der Linden an der Straße gefällt werden solle und das noch verhindern können.
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„Hier stehen drei alte Linden, die gepflanzt wurden, als die Eyhof-Siedlung erbaut wurde“, sagt sie. Die Siedlung selbst stammt aus den 1920er Jahren. Man habe ihr mitgeteilt, dass der Baum nicht so krank sei, dass er nicht mehr zu retten sei, aber die Pflege sei zu aufwendig und zu teuer. „Wenn tatsächlich ein gesunder Baum gefällt wird, weil die Pflege zu teuer ist, ist das ein echter Skandal“, sagt Brandt.
Auf Nachfrage erklärt Grün und Gruga hingegen, der Baum sei in einem so schlechten Zustand, dass er aus Sicherheitsgründen gefällt werden müsse. „Der Baum muss zum Schutz der Bevölkerung entnommen werden“, teilt Pressesprecherin Christina Waimann mit. „Eine Nachpflanzung erfolgt.“ Die betroffene Linde sei etwa 80 bis 90 Jahre alt und durch das Orkantief „Ela“ im Jahr 2014 stark beschädigt worden. Der Baum habe daraufhin neue Zweige gebildet, aus denen mittlerweile massive Äste mit bis zu sieben Metern Länge geworden seien. Doch „trotz besonderer Schnittmaßnahmen gemäß eines gutachterlich erstellten Konzeptes zum Wiederaufbau einer stabilen Baumkrone“ würden die alten Schnittstellen nun faulen und Äste drohten abzubrechen.
Anwohner wollen den Baum in Essen-Stadtwald erhalten
Die Anwohnerinnen und Anwohner wollen sich trotzdem gerne für den Baum einsetzen. An den alten Bäumen erfreuen sich viele in der Siedlung. „Wir sind unter anderem hierher gezogen, weil es einen alten Baumbestand gibt“, sagt Brandt, die mit ihrer Familie seit 18 Jahren in Stadtwald lebt. „Dass ein neu angepflanzter Baum wieder so groß wird, das würden wir ja nicht mehr erleben“, sagt sie. „Und wir wollen nicht in einer pflegeleichten Betonwüste leben.“
Die Ankündigung, dass die Linde gefällt werden soll, habe sie rein zufällig erreicht, informiert worden sei sie zuvor nicht. Und die Aktion kam ihr wie eine Art Déjà-vu vor, denn die Linde, die bereits mit einem Punkt markiert ist, sollte schon einmal gefällt werden. „Die Linde haben wir vor ungefähr zehn Jahren schon einmal gerettet“, sagt Brandt. Eine Nachbarin konnte die Arbeiter überzeugen, noch einmal abzurücken und Brandt aktivierte sofort die Nachbarschaft.
Online startete sie einen Aufruf und innerhalb weniger Stunden meldeten sich zahlreiche Menschen, die sich ebenfalls für den Erhalt des alten Baumes einsetzen wollen. „Viele würden sich gerne kümmern und wären auch bereit, für einen fachgerechten Baumschnitt zu spenden“, sagt Brandt.
Grün und Gruga versichert, dass das nicht notwendig sei. „Um Gefahren für Menschen und ihr Hab und Gut abzuwehren, werden an städtischen Bäumen regelmäßige Baumkontrollen durchgeführt“, erklärt Waimann. „Wurden potentielle Gefahren festgestellt, können Pflegearbeiten erforderlich werden. Diese dienen dann der Erhaltung eines langfristig sicheren Baumbestandes in unserer Stadt und werden selbstverständlich von der Stadt Essen finanziert.“ Die Linde in Stadtwald findet sich auf der Liste der Risikobäume, die in diesem Winter gefällt wurden beziehungsweise noch werden.