Essen-Altenessen. Spätestens, wenn der Milchhof Kutel bebaut wird, droht beim Verkehr in Altenessen noch mehr Stillstand. Politiker fordern ein Mobilitätskonzept.

  • Politiker verschiedener Parteien wünschen sich in Altenessen einen Hauptbahnhof light mit Mobilitätsstation und verbesserter Anbindung an die Innenstadt.
  • Wie das funktionieren kann, soll jetzt die Stadtverwaltung in einem Mobilitätskonzept prüfen, erste Ideen liegen bereits vor.
  • Die Situation verschärft sich durch die Bebauung des ehemaligen Milchhofs Kutel, die in den kommenden Jahren ansteht.

Hohe Verkehrsbelastung am Bahnhof Altenessen

Die Verkehrsbelastung rund um den Bahnhof Altenessen ist hoch. Besonders zu Stoßzeiten brauchen Auto- und Radfahrer, aber auch Fußgänger Geduld und Nerven. Die Stadtverwaltung soll jetzt ein Mobilitätskonzept erarbeiten, um die Situation zu verbessern. Das haben die Mitglieder des Verkehrsausschusses am Donnerstag (10.2.) beschlossen. Denn die Problematik wird sich verschärfen, wenn unweit entfernt, am Palmbuschweg, in den nächsten Jahren der alte Milchhof Kutel neu bebaut wird.

Gewerbe, Büros, ein Hotel und Wohnungen sollen auf dem drei Hektar großen Gelände entstehen. Die Euphorie ist groß, die Rede ist von einem „florierenden Quartier mit einer hohen Aufenthaltsqualität.“ Benjamin Sieber vom zuständigen Dortmunder Architekturbüro Gerber erklärte zuletzt: „Das katapultiert Altenessen in ganz andere Dimensionen.“

Verkehrsgutachten für Milchhof Kutel bescheinigt Engpässe

Sollte das Katapult nicht nach hinten losgehen, muss aber ein Mobilitätskonzept her. Ein Verkehrsgutachten machte nämlich zuletzt deutlich, dass sämtliche Verkehrsknotenpunkte in dem Bereich bereits an der Kapazitätsgrenze seien. Die Rede in dem Gutachten ist von einer „ungenügenden Verkehrsqualität“ trotz weiteren Ampeln, die man noch errichten könnte. Hoffnung liegt im Modal Split - der Verkehr soll sich gleichmäßig auf Fußgänger, ÖPNV und Radfahrer verteilen.

Wie das genau aussehen könnte, soll von der Stadtverwaltung erarbeitet und bis Mitte des Jahres den politischen Gremien vorgelegt werden. Der Antrag von CDU, SPD und Grünen im Verkehrsausschuss wurde am Donnerstag (10.2.) ohne größere Diskussion durchgewunken. Konkret sollen sowohl kurz- als auch mittelfristige Ideen zum Ausbau eines Rad- und Fußverkehrsnetzes sowie zur Beschleunigung des öffentlichen Personennahverkehrs entwickelt werden.

Fuß- und Radwegekonzept für den Bereich des Altenessener Bahnhofs gefordert

Ulrich Beul, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion: „Als Mittelzentrum ist Altenessen für uns von enormer Bedeutung. Wir wollen diesen Stadtteil schnellstmöglich ausbauen und entwickeln. Nach unserer Vorstellung bekommt Altenessen einen barrierefreien Hauptbahnhof light mit Mobilitätsstation und verbesserter Anbindung an die Innenstadt.

Bebauungsplan Kutel

Die öffentliche Auslegung des Bebauungsplans „Palmbuschweg/Milchhof“ ist abgeschlossen.

Der Satzungsbeschluss soll nach Angaben der Stadt voraussichtlich im zweiten Quartal 2022 erfolgen.

Um eine kurzfristige Verbesserung der Sicherheit für den Radverkehr zu gewährleisten, soll seitens der Stadtverwaltung beispielsweise eine Querung des Berne-Radwegs über die Lierfeldstraße und eine Radverkehrsverbindung aus dem Kaiser-Wilhelm-Park über den Palmbuschweg auf die Altenessener Straße von Norden in Richtung Süden geprüft werden. Darüber hinaus soll ein Fuß- und Radwegekonzept für den Bereich des Altenessener Bahnhofs, des Kaiser-Wilhelm-Parks, des Palmbuschwegs und der Lierfeldstraße auf beiden Seiten der Köln-Mindener-Bahn in Abstimmung mit dem Investor des ehemaligen Milchhof-Areals erstellt werden.

Derzeit ist der Bahnhof Altenessen für Radfahrer ein Nadelöhr. Gleich mehrere Radwege kommen dort zusammen – und enden unvermittelt vor dem Bahndamm der Köln-Mindener-Eisenbahn. Entlang der vielbefahrenen Altenessener Straße gibt es gleichzeitig keinen durchgängigen Radweg.

Punkte, die für den Bereich des Altenessener Bahnhofs geprüft werden sollen

Im Zuge der Erstellung eines Mobilitätskonzeptes sollen auch folgende Ideen durch die Verwaltung geprüft werden:

  • Ausbaus der Radwegeverbindung auf dem ehemaligen Bahndamm Kaiser-Wilhelm-Park durch den Helenenpark bis zum Radschnellweg RS 1.
  • Ausbau der Berne-Route ab der Grillostraße inklusive einer Querung des Bahndamms der Köln-Mindener-Bahn durch eine neu gestaltete oder ertüchtige Unterführung oder Brücke sowie die Anbindung an den Grünzug Zangenstraße.
  • Barrierefreier Ausbau sowie Optimierung der Umsteige-Möglichkeiten und Steigerung der Attraktivität sowie Aufenthaltsqualität des Bahnhofs Altenessen.
  • Lage sämtlicher ÖPNV-Haltestellen im Bereich des Bahnhofs Altenessen und mögliche Optimierungsmöglichkeiten
  • Technische und wirtschaftliche Machbarkeit einer kurzfristigen Taktverdichtung der U-Bahnlinien 11 und 17 sowie einer Nachtlinie (U11 oder 108) mit einer Anbindung an die Essener Innenstadt.

Mehr und bessere Radwege, besserer ÖPNV und die Fußgänger im Blick behalten: Verschwinden die Autos dann bald von der Altenessener Straße? Eine Idee, die bei den Grünen auf Zustimmung stößt: Stephan Neumann, verkehrspolitischer Sprecher der Ratsfraktion der Grünen: „Unser politischer Wille ist es, den Menschen im Altenessener Zentrum ein Leben ohne Auto zu ermöglichen, mit einem gut durchdachten Nahverkehrsangebot und einem Radwegenetz.

Der neue Hauptbahnhof light in Altenessen solle allen Bürgern und Bürgerinnen Zugang zu schnellen, sicheren und umweltschonenden Alternativen von Bus und Bahn sowie dem Fuß- und Radverkehr bieten.