Essen. Trotz neuer Strommasten mitten auf der Trasse kann der Radschnellweg RS1 in Essen-Kray gebaut werden. Allerdings mit einem „Schönheitsfehler“.

Nein, Schlangenlinien werden Radfahrer nicht fahren müssen auf dem Radschnellweg RS1 in Kray. Dort, unweit des Bahnhofs Kray-Nord, hat die Deutsche Bahn, wie berichtet, 83 neue Strommasten aufgestellt – mitten auf die geplante Trasse des RS1. Das war so nicht vorgesehen. Der Radschnellweg kann trotz der Hindernisse gebaut werden. Mit einem Schönheitsfehler: Die für Radschnellwege vorgeschriebene Standardbreite von 7,50 Metern lässt sich nicht mehr einhalten.

Dies bestätigten Vertreter des mit den Planungen betrauten Landesbetriebes Straßen.NRW jüngst den Mitgliedern des Mobilitätsausschusses beim Regionalverband Ruhr (RVR). Nach dem Stand der Dinge wird der Radschnellweg auf einer Länge von 2,9 Kilometern zwischen der Ernestinenstraße und östlich des Bahnhofs Kray-Nord nur insgesamt fünf Meter breit – vier Meter davon sind für den Radverkehr in beide Richtungen vorgesehen, hinzu kommt zu beiden Seiten ein 50 Zentimeter breiter Randstreifen.

Der Gehweg soll in Essen-Kray nun außerhalb der Trasse des RS1 gebaut werden

Vorgesehen ist für Radschnellwege, dass sich an die Radtrasse ein 2,50 Meter breiter Fußgängerweg anschließt. Doch für einen solchen ist auf dem 2,9 Kilometer langen Streckenabschnitt kein Platz mehr. Straßen.NRW plant deshalb einen Gehweg „außerhalb der Trasse“ – wie es heißt, auf bereits vorhandenen Gehwegen.

Die Deutsche Bahn hatte erklärt, dass die neuen Oberleitungsmasten nicht versetzt werden. Um Platz für den Radschnellweg zu schaffen, sollen deshalb nun die alten Masten entfernt werden. Sie werden nicht mehr benötigt. Wann dies geschehen soll, ließen die Vertreter von Straßen.NRW im Mobilitätsausschuss des RVR offen. Es dürfte davon abhängen, wann der Landesbetrieb die für den Bau der Trasse benötigten Flächen von der Bahn erwirbt.

Der „Radweg Rheinische Bahn“ in Essen soll zum Radschnellweg ausgebaut werden

Kritik kommt von den Linken: „Ein Radschnellweg, bei dem die Standards wie eine Breite von 7,50 Meter nicht eingehalten werden können, ist kein Schnellweg, bemängelt Wolfgang Freye, Fraktionsvorsitzender der Linken im RVR-Parlament. Ebenfalls ungeklärt bleibe die Frage, wie es überhaupt zu dem „Planungsdurcheinander“, habe kommen können.

Nicht nur in Kray warten Radfahrer sehnsüchtig darauf, dass es mit dem RS1 in Essen endlich weitergeht. Mitte kommenden Jahres will StraßenNRW mit dem Bau der Trasse von der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen bis zum Bahnhof Kray Nord beginnen. Auch die Trassenführung durchs Eltingviertel nördlich der Essener Innenstadt steht inzwischen, der Landesbetrieb und die Stadt Essen haben sich dazu abgestimmt. Voraussetzung für den Bau der Trasse bleibt die Verlagerung des Gleisanschlusses an das Betriebsgelände von Evonik. Straßen.NRW hat ein Ingenieurbüro beauftragt, dafür eine genehmigungsfähige Planung vorzulegen.

Von Duisburg bis nach Hamm

Der Radschnellweg RS1 soll nach seiner Fertigstellung über eine Strecke von rund 100 Kilometern von Duisburg bis nach Hamm führen. Die Idee wurde 2010 beim Regionalverband Ruhr geboren, der 2014 eine Machbarkeitsstudie für den RS1 vorlegte. 2020 sollte der RS1 fertig werden, der Bau der Trasse erwies sich allerdings als komplizierter, viele Details waren in der Machbarkeitsstudie noch nicht geprüft worden. Der überwiegende Teil der Trasse befindet sich noch in Planung, fertiggestellt sind bislang etwa 15 Kilometer.

Auch die Brücke über die westlich des Eltingviertels gelegene Gladbecker Straße wird inzwischen geplant. Dort endet bislang der Radweg auf der ehemaligen Gleistrasse der Rheinischen Bahn. Die stillgelegte Trasse war zwischen 2008 und 2015 auf einer Länge von 10,5 Kilometern zu einem Fuß- und Radweg ausgebaut worden, der nun zu einem Teil des RS1 werden soll.

Dafür soll die Trasse von der Segerothstraße bis zum Schölerpad in Altendorf von heute fünf Meter auf 6,50 Meter verbreitert werden. Gleiches gilt für den 1,5 Kilometer langen Abschnitt vom Schölerpad bis zur Böhmerstraße in Frohnhausen, der nur 3,50 Meter breit ist, sowie für das verbliebene, 900 Meter lange Trassenstück bis zur Stadtgrenze Mülheim. Die komplette Trasse soll asphaltiert werden.