Essen-Altenessen. Das Kutel-Grundstück in Essen soll neu bebaut werden. Der Vertreter des Investors erklärt, warum er es ernst meint und welche Probleme er sieht.

Seit 20 Jahren liegt der Milchhof Kutel in Altenessen brach. Gewerbe, Büros, ein Hotel und Wohnungen sollen auf dem Gelände des ehemaligen Milchhofs Kutel am Palmbuschweg in Altenessen entstehen. Der Bebauungsplan liegt noch bis Ende November öffentlich aus, so dass Bürger und Bürgerinnen sich beteiligen können. Eigentümer des Grundstücks ist seit rund zehn Jahren die Durmaz International GmbH aus Düsseldorf. Vertreter des Eigentümers, Frank Ewerdwalbesloh, bezeichnet das Projekt als „Herkulesaufgabe“ und sieht vor allem drei Baustellen.

1. Die Sorgen der Essener Bevölkerung

Das Betriebsgelände des Kutels am Palmbuschweg liegt seit 2001 brach. Viele Altenessener kennen nur das stets geschlossene grüne Eisentor und sehen, dass sich dahinter Wildwuchs seinen Weg bahnt. In sieben Jahren soll auf dem drei Hektar großen Gebiet ein ganz neues Quartier entstanden sein. Gewerbe, Büros, ein Hotel und Wohnungen sollen gebaut werden. „Ziel ist die Herstellung eines aktiven Quartiers, das aufgrund seiner urbanen Durchmischung durchgehend belebt und bewohnt ist“, heißt es im Bebauungsplan.

Das verlassene Kutel-Gelände am Palmbuschweg in Altenessen. Auf der Rückseite hatte es zuletzt ein Feuer gegeben.
Das verlassene Kutel-Gelände am Palmbuschweg in Altenessen. Auf der Rückseite hatte es zuletzt ein Feuer gegeben. © FUNKE Foto Services | Tobias Harmeling

Die Altenessener sind jedoch skeptisch und gebranntes Kind: Die Ruine am Bahnhof wird als Schandfleck bezeichnet, sollte schon seit Jahren abgerissen werden und steht noch immer. Contilia hatte eine hochmoderne Klinik im Stadtteil versprochen und dann einen Rückzieher gemacht, die Marina mit hochwertiger Wohnbebauung am Kanal wurde nie umgesetzt.

Ewerdwalbesloh verspricht: „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“ Rund zwei Millionen hätte der Investor damals für das Grundstück bezahlt, rund 150 Millionen will er jetzt reinstecken. „Als Investor brauchen wir mindestens 30 Prozent Eigenkapital“, erklärt Ewerdwalbesloh. Regelmäßige Angebote anderer Investoren habe Durmaz immer abgelehnt. Friedhelm Stärk vom Stadtplanungsamt hatte zuletzt auch betont: „Wir haben Vertrauen in den Investor und die Verwaltung empfiehlt die Bebauung des Gebiets.“ Mit im Boot ist auch das Dortmunder Architekturbüro Gerber, das den Architektenwettbewerb vor einigen Jahren gewonnen hat und das Projekt seitdem begleitet.

Pläne liegen aus

Der Bebauungsplan für das Gelände des ehemaligen Milchhofs Kutel wird bis Freitag, 26. November, öffentlich ausgelegt. Bürger und Bürgerinnen können die Unterlagen im Amt für Stadtplanung und Bauordnung, Lindenallee 10, Deutschlandhaus, 3. Etage, Raum 301b, montags bis freitags von 8 bis 15 Uhr einsehen. Für die Einsicht wird um Anmeldung unter 88-61354 oder auf essen.de/stadtplanung gebeten. Dort sind ebenfalls Stellungnahmen möglich.

Dennoch sei es für den Investor nicht ganz leicht, weil allen klar sei, dass das Gelände wiederbelebt werden muss, dass sich der Stadtteil verändern muss, um nicht weiter abgehängt zu werden. Ewerdwalbesloh: „Es gibt aktuell keine Gesamtvorstellung, wo Altenessen sich hinentwickeln soll. Wir können uns daher nicht in einen Gesamtplan einfügen. Und aufgrund dieser Lücke stehen wir aktuell im Fokus der Diskussion.“

2. Das Verkehrsproblem in Altenessen

Im Verkehrsgutachten ist die Rede von einer „ungenügenden Verkehrsqualität“ trotz weiteren Ampeln, die man noch errichten könnte. Verschiedene interfraktionelle Arbeitskreise wollen sich die Situation jetzt noch einmal im Detail anschauen und Lösungen erarbeiten. Auch die Durmaz International GmbH ist interessiert an kreativen Vorschlägen und schlägt unter anderem vor, den Lkw-Verkehr aus dem Quartier herauszunehmen und in der Planung ist zudem ein Mobilitätskonzept berücksichtigt: „Man kann besser vermieten, wenn die Verkehrssituation nicht allzu angespannt ist“, erklärt Ewerdwalbesloh. Schon 2019 hatte der Investor schriftliche Absichtserklärungen von Firmen, Hotels und Gesundheitszentren, die an Räumlichkeiten auf dem neuen Gelände interessiert waren. Unüblich, da zu dem Zeitpunkt noch kein Bebauungsplan vorlag.

Aus der Vogelperspektive könnte das Gelände des ehemaligen Milchhofs Kutel in Essen in einigen Jahren so aussehen.
Aus der Vogelperspektive könnte das Gelände des ehemaligen Milchhofs Kutel in Essen in einigen Jahren so aussehen. © Unbekannt | Gerber Architekten GmbH

Hoffnung liegt auch auf dem Modal Split – der Verkehr soll sich in den kommenden Jahren gleichmäßig auf Fußgänger, ÖPNV, Auto und Radfahrer verteilen. Vergünstigte ÖPNV-Tickets für Kutel-Mieter und ein E-Mobilitätsservice sollen da Anreize schaffen.

3. Anbindung des neuen Kutel-Quartiers an die Infrastruktur in Altenessen

Mehrere Gebäudekomplexe, Geschäfte, Hotel, Büros und Wohnungen sowie eine unterirdische Parkanlage: In dem neuen Altenessener Quartier sollen sich die Menschen wohlfühlen. „Es muss aber auch an die bestehende Infrastruktur angebunden werden“, erklärt Ewerdwalbesloh und spricht damit unter anderem Grün und Gruga und die Emschergenossenschaft an. Bestehende Radwege müssten Anschlüsse bekommen und wenn das Regenwasser aus dem neuen Quartier in die Berne fließen soll, müsste das entsprechend eingerichtet werden.

„Gleichzeitig werde für das Grundstück ein eigenes Energieversorgungskonzept entwickelt, um nachhaltig in die Zukunft zu gehen – denn das Konzept soll und muss ja auch noch in 25 bis 30 Jahren funktionieren“, erklärt Benjamin Sieber von Gerber Architekten.

Grob gerechnet plant die Durmaz International GmbH, das Projekt in sieben Jahren umgesetzt zu haben. Wo früher Lkw die Milch angeliefert haben und sich später Wildwuchs und so manches Feuer seinen Weg bahnte, soll dann ein florierendes Quartier gewachsen sein, das eine hohe Aufenthaltsqualität bietet.