Essen. Essener Philharmoniker geben Vorgeschmack auf „Dogville“-Uraufführung. Und Stargeiger Frank Peter Zimmermann überrascht mit besonderen Zugaben.

Knapp eine Woche nach dem operettös-unbeschwerten Wiener Jahresauftakt tauchten die Essener Philharmoniker nun mit ihrem fünften Sinfoniekonzert in düstere Welten ein. Nicht nur durch die 4. Sinfonie Schuberts, die er selbst als „Tragische“ benannte, oder das schattenhafte späte Violinkonzert von Schumann. Auch die Suite aus der Oper „Dogville“ von Gordon Kampe führt in erschreckende menschliche Abgründe.

Stargeiger Frank Peter Zimmermann gibt gleich zwei langsame Bach-Zugaben

Das Bühnenwerk des 45-Jährigen, der unter anderem bei Nicolaus A. Huber an der Folkwang-Hochschule studierte, basiert auf dem gleichnamigen Film von Lars von Trier und wird in der Spielzeit 2022/23 als Auftragswerk am Aalto-Theater uraufgeführt. Aber schon jetzt gab es in Anwesenheit des Komponisten anregende Orchesterkostproben seiner eher traditionellen, von dramatischem Nerv angeheizten Tonsprache, die GMD Tomáš Netopil mit den Philharmonikern straff und unvermittelt anspringend aus der Taufe hob. Spinnwebenfäden von lastender Stille, vexierende Ostinati und brutale Eruptionen mit markerschütternden Pauken-Attacken (Mike Tobias-Asche) – man darf gespannt sein auf „Dogville“.

Weltgeiger Frank Peter Zimmermann, der seine Wurzeln im Ruhrgebiet immer wieder pflegt, war dann der umjubelte Star, der das letzte Orchesterwerk des von seiner Nervenkrankheit gezeichneten Schumann in tief ausgelotetem, verinnerlichtem und zuchtvollem Spiel in die Herzen der Zuhörer brachte und sich mit zwei langsamen Bach-Zugaben bedankte. Welcher Solist wagt das schon!

Eine Wiedergabe mit Fleisch und Blut, Feuer und klanglicher Wärme

Und was für ein musikalisches Glück bereitete Tomáš Netopil schließlich mit Schuberts Vierter, voll mozartischem Zauber wie schicksalhafter Beethoven-Tragik. Eine Wiedergabe mit Fleisch und Blut, Feuer und klanglicher Wärme. Auch dafür jubelnde Begeisterung im Alfried-Krupp-Saal.