Essen-Altenessen-Süd. Das Essener Gymnasium Nord-Ost hofft auf den Deutschen Schulpreis. Nun war die Jury zu Gast. Selbst ein Bombenfund wurde vorbildlich gemeistert.
Da sind es nur noch 20. 20 Schulen aus ganz Deutschland dürfen sich Hoffnung machen, mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet zu werden. Das ist so etwas wie der Schul-Oscar, also der bedeutendste Preis auf diesem Gebiet. 20 haben es in die vorletzte Runde geschafft, darunter das Essener Gymnasium Nord-Ost. Es war schon ein Mal ganz nah dran. Nun soll es klappen.
Das Gymnasium, das vor 52 Jahren an den Grenzen von Altenessen-Süd, Nordviertel und Stoppenberg errichtet wurde, ist eine in vielen Punkten bemerkenswerte Schule.
Höchster Migrationsanteil an einem Essener Gymnasium: 80 Prozent
15 Schulen fahren nach Berlin
So geht es jetzt weiter beim Deutschen Schulpreis: Die Jury, die das Gymnasium Nord-Ost besucht hat, berichtet an eine übergeordnete Final-Jury. Am 19. März wird bekanntgegeben, welche 15 der 20 Schulen zur Preisverleihung eingeladen werden.
Diese findet am 20. Mai in Berlin statt. Insgesamt wird es sechs Preise geben. Die Siegerschule bekommt 100.000 Euro.
An keinem anderen Gymnasium in Essen ist der Anteil an Kindern aus Migrationsfamilien so hoch: 80 Prozent. Kaum irgendwo wurde so früh der Ganztag eingeführt wie hier: 1991. Und an wohl keiner anderen Schule in der Stadt werden so viele Ideen geboren, um den Zusammenhalt über kulturelle Grenzen hinweg zu stärken: unzählige. „Diese Schule ist immer wieder Pionier“, sagt Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen.
Hinzu kommt, dass vielleicht nirgendwo so geräuschlos spontan umgeplant werden kann wie am Geno, wie die Schule auch genannt wird. Das hat sich nun wieder gezeigt, als sich die Schulpreis-Jury intensiv am Gymnasium Nord-Ost umgesehen und informiert hat. In diese Zeit fiel die Entschärfung einer Weltkriegsbombe im Nordviertel, die Schule musste geräumt werden. Ein Ausweichquartiert wurde blitzschnell gefunden, und so machten sich Lehrer, Schülervertreter und die Jury für ihre Abschlussbesprechung auf den Weg in das Essener Rathaus, wo ein Raum bereitgestellt wurde.
Eltern hatten ein internationales Buffet für die Jury zubereitet
Mit dabei: Ein kleines Spezialitätenbuffet aus vielen verschiedenen Ländern. Das hatten Eltern zubereitet, um der Jury die Meinungsfindung etwas zu versüßen.
„Schon alleine die Bewerbung für den Deutschen Schulpreis ist eine Herausforderung“, sagt Andrea Preußker von der Robert-Bosch-Stiftung, die gemeinsam mit Partnern den Förderpreis ausrichtet. Auf mehreren Seiten muss jede Schule sich und sechs Qualitätsbereiche präsentieren. Unter anderem geht es um Unterrichtsqualität, Umgang mit Vielfalt, Schulklima und Leistungen.
Vor drei Jahren: Rudelgucken in der Lichtburg bei der Schulpreis-Verleihung
Was den Zusammenhalt und das Schulklima betrifft, haben Schüler und Lehrer bereits vor drei Jahren demonstriert, was diese Schule auszeichnet. Damals waren sie bereits ein Mal für die Endrunde des Wettbewerbs nominiert worden und hatten die Preisverleihung in Berlin während eines Public Viewings in der Lichtburg verfolgt.
Schulleiter Udo Brennholt klingt heute noch emotional-erfreut, wenn er sagt: „Der Marsch der 850 Schüler von der Schule bis zur Lichtburg war überwältigend.“ Er selbst weiß das nur aus Erzählungen. Er war damals nämlich in Berlin und immer, wenn er auf der Kino-Leinwand auftauchte, gab es lautes Kreischen im Kinosaal.
OB Thomas Kufen: „Diese Schule hat es verdient, herausgestellt zu werden“
„Ich möchte für diese Schule werben, diese Schule hat es verdient, herausgestellt zu werden“, sagte OB Kufen jetzt vor der Schulpreis-Jury. Und dann fasste er noch einmal zusammen, was alles zu den Besonderheiten des Gymnasiums Nord-Ost gehört. Die Rede war von einer „Potenzialorientierung der jungen Menschen“ und von einem „Riesenschub für den Bildungsaufstieg“. Integration, Zivilcourage und der Einsatz gegen Rassismus würden hier gelebt.
In manchen Fälle gehe die Liebe zum Geno bei den Schülern sogar so weit, dass sie mit Beginn der Ferien schon am Montag danach am liebsten wiederkommen würden, hieß es. Tenor im Saal: Der Gesellschaft bekommt diese Schule.
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