Essen. . Die Gesamtschule Süd soll im Sommer endgültig schließen. Damit endet eine beispiellose Geschichte voller Irrungen und Wirrungen. Eine Übersicht.

  • Im Jahr 2012 wurde ihr Aus verkündet. Seitdem gab es viele Pläne, Vorhaben und Ideen. Nichts wurde umgesetzt
  • Stattdessen kommt das Ende für die Schule jetzt überraschend schnell – das Nachsehen haben 100 Jugendliche
  • Und ganz am Rande: Was mit dem Gebäude an der Frankenstraße passiert, ist noch offen

Mit dem Ende der Gesamtschule Süd, das die Bezirksregierung jetzt für den Sommer angekündigt hat, endet eine beispiellose Geschichte voller Irrungen und Wirrungen. Die Chronik des Scheiterns in der Übersicht – oder, etwas pathetisch formuliert: die Schicksalsjahre einer Schule.

2012: Das Aus wird verkündet.

Nach vielen Jahren, in denen die Anmeldezahlen chronisch niedrig waren und nur durch Umverteilungen aus anderen Gesamtschulen überhaupt stabilisiert werden können, fällt der Beschluss: Die Gesamtschule Süd nimmt keine neuen Fünfer mehr auf und läuft langfristig aus. Das ehemalige Stadtwald-Gymnasium war 1989/90 in eine Gesamtschule umgewandelt worden. Als auslaufende Schule, so viel steht jetzt fest, schließt das Haus spätestens 2019/20.

2013: Jemand kommt mit neuen Plänen.

Die Evangelische Kirche plant eine inklusive „Zukunftsschule“, eine Gesamtschule. Heißer Favorit für einen Standort: Die Frankenstraße. Die Planungen sind weit fortgeschritten, als die Kirche im letzten Moment von ihren Plänen ablässt und das Projekt begräbt – man hält das finanzielle Wagnis für zu riskant.

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2015: Eine kühne Idee wird erstmals öffentlich

Nach 14 Jahren veröffentlicht die Stadt erstmals wieder einen Schulentwicklungsplan. Aus dem geht hervor: Es fehlen Plätze, auch an Gesamtschulen. Das liegt an einer Bevölkerungsentwicklung, die sich ins Positive verkehrt hat, und auch an steigenden Schülerzahlen durch Flüchtlinge. Fest steht: Essen braucht eine neue Gesamtschule. Erstmals wird die kühne Idee in Betracht gezogen, die Gesamtschule Süd neu starten zu lassen, weil das Gebäude, in das erhebliche Mittel zur Sanierung geflossen sind, als geeignet gilt.

2016: Die kühne Idee wird zum offiziellen Plan

Neustart für die Gesamtschule Süd? Aus der gewagten Idee, die auch offiziell durchaus als „riskant“ eingeschätzt wird, wird ein konkreter Plan. Die Bezirksregierung setzt ein Team ein, das ein Neukonzept für eine neue Gesamtschule am alten Standort erarbeiten soll. Die „riskante“ Idee des Neustarts findet auch deshalb Befürwörter, weil die Suche der Stadt nah einem anderen Standort für eine neue Gesamtschule ergebnislos verläuft – geprüft worden waren alte, leere Schulen, aber auch Bürobauten wie der ehemalige Karstadt-Komplex in Bredeney. Der Rat beschließt das Vorhaben: Die Gesamtschule Süd soll eine zweite Chance bekommen. Es ist aber vorerst nur ein Plan. Die Oberstufe, das steht immer fest, soll an der Frankenstraße noch ihr Abi machen können.

2017: Zwei Paukenschläge in zwei Monaten

Paukenschlag im April: Der Plan der Reaktivierung wird abgebrochen. Das erwischt viele Beteiligte kalt. Man hält die Idee bei der Stadt nun doch für zu riskant und zieht die Notbremse. Gesamtschulen müssten dort entstehen, heißt es, wo auch das Publikum dafür zu finden ist. Das sei im Süden der Stadt derzeit nicht der Fall. Der zweite Paukenschlag folgt im Mai: Die Schule schließt nach dem Willen der Bezirksregierung schon im Sommer endgültig, auch für die Oberstufenschüler, die noch da sind. Sie brauchen jetzt einen neuen Platz, um ihr Abi zu Ende zu machen. 100 Jugendliche sind betroffen. Begründung? Es seien zu wenige Schüler in der Oberstufe, heißt es. Auch dies: eine Erkenntnis, die man auch schon früher hätte haben können.