Essen. NRW hatte vor den Herbstferien in Aussicht gestellt, dass es bald keine Maskenpflicht mehr gibt. Warum Essener Schulleiter das für falsch halten.

Die Leiterinnen und Leiter von Essener Schulen halten das in Aussicht gestellte Ende der Maskenpflicht in den Klassen ab 2. November für verfrüht. Das ergab eine Umfrage unter Schulen im Stadtgebiet vor den Herbstferien.

Das Schulministerium hatte Anfang Oktober bekanntgegeben, dass die Maskenpflicht, die im Sommer 2020 eingeführt wurde, womöglich ab dem 2. November gestrichen wird. Begründet wurde dies mit den damals allgemein sinkenden Infektionszahlen und einem Anstieg der Impf-Quote unter Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren. Eine endgültige Entscheidung soll erst kurzfristig vor dem 2. November fallen – also jetzt, in den nächsten Tagen. Mittlerweile steigen die Zahlen wieder: Die Inzidenz kletterte in Essen von 40,5 am 14. Oktober auf mittlerweile 55,6 (25. Oktober, erster Schultag nach den Ferien).

Manche Schulleiter halten Mitte November für passender, andere wollen bis Weihnachten warten

„Prinzipiell ist es eine gute Idee, die Maskenpflicht mittelfristig aufzugeben“, sagt Heike Brauckhoff-Zaum, Leiterin der Erich Kästner-Gesamtschule in Freisenbruch. Aber: „Der Zeitpunkt, der jetzt im Raum steht, ist zu früh“, so Brauckhoff-Zaum. In den Schulen finden derzeit zwei beziehungsweise drei Corona-Tests pro Woche statt.

Es sind vor allem die Erfahrungen aus dem vergangenen August, als nach dem Ende der Sommerferien die Zahl der Infektionen sprunghaft anstieg, die die meisten Schulleiter jetzt zu mehr Vorsicht raten lassen. Dass im August die Zahlen gestiegen waren, wird derzeit vor allem auf die Reiserückkehrer zurückgeführt.

„Wenn man einmal die Maskenpflicht abschafft und dann mit steigenden Zahlen konfrontiert wird, kann man die Pflicht kaum wieder erneut einführen“, gibt Heike Brauckhoff-Zaum zu bedenken. Das sieht auch Berthold Urch so, Sprecher der Gymnasialdirektoren: „Ein Großteil der Schülerinnen und Schüler, besonders in den unteren Jahrgängen, ist nicht geimpft“, gibt er außerdem zu bedenken. Einhellig erinnern Schulleiter daran, dass zum Beginn der Wintermonate die Infektionszahlen regelmäßig eher steigen als sinken; und Ina Delank, Leiterin des Gymnasiums Überruhr, erinnert an die Tatsache, dass in der kalten Jahreszeit auch andere Viren grassieren: „Wir alle haben mehr als ein Jahr lang Masken aufgehabt, unser Immunsystem ist derzeit nicht gut trainiert, entsprechend ungünstig wäre es, Anfang November auf die Masken plötzlich zu verzichten.“

Maskenpflicht auf dem Flur soll bleiben – wie soll man das umsetzen?

Das Ende der Maskenpflicht soll indes nicht überall in Schulen gelten: Erwägt wird, die Maskenpflicht im Klassenzimmer aufzugeben, in Fluren und anderen Räumen aber aufrechtzuerhalten. „Wie soll man das denn den Kindern erklären“, fragt sich Berthold Kuhl, Sprecher der Gesamtschulleiter in Essen und Chef der Frida-Levy-Gesamtschule (Stadtmitte). „Wenn man mit 30 Kindern stundenlang auf engstem Raum zusammensitzt, aber keine Maske mehr tragen soll, ist es kaum vermittelbar, warum für den Gang in die Pause der Schutz aufgesetzt werden soll.“

Anja Warmuth von der Grundschule an der Heinickestraße (Südviertel) betont, „dass wir uns alle mittlerweile an die Maske gewöhnt haben“ und plädiert für eine Aufrechterhaltung der Pflicht „bis mindestens Weihnachten“. Auch wenn viele Schulleiter einräumen, in der Frage „hin- und hergerissen“ zu sein, weil man sich mehr Normalität wünsche und dringend wieder in die Gesichter von Schülerinnen und Schülern schauen möchte, ist eins klar: „Ich würde mir ein vorsichtigeres Vorgehen wünschen“, sagt Rita Williams, Leiterin der Helmut-Rahn-Realschule (Frohnhausen) und spricht damit aus, was viele Pädagoginnen und Pädagogen denken.

Die Ideallösung hingegen, die die meisten für die Zeit nach den Herbstferien für wünschenswert halten, ist wohl kaum realisierbar: „Am besten wäre es sicher, wenn alle Schülerinnen und Schüler bereits negativ getestet in die Schule kämen“, heißt es – auch, wenn alle wissen, dass das eine Wunschvorstellung bleiben wird.