Essen-Schonnebeck. Das Jugendforum Zollverein bietet jungen Menschen eine Plattform, um ihre eigenen Wünsche umzusetzen. Diese Ideen formulierten die Jugendlichen.

  • Das Jugendforum Zollverein wird organisiert vom Awo-Jugendwerk.
  • Jugendliche können Projekte und Ideen vorschlagen, um ihren Stadtteil im Essener Norden zu verbessern. Sie werden dann bei der Umsetzung von Demokratie-Scouts, Stadtverwaltung und auch Politikern begleitet.
  • Vor einigen Jahren konnte so die Parkour-Anlage auf dem Gelände der Zeche Zollverein umgesetzt werden, die sich noch immer großer Beliebtheit erfreut.

Sich etwas wünschen und meckern, kann jeder. Für ein Thema selbst einstehen und sie in die eigene Hand nehmen, kaum einer. Das Gegenteil beweisen 20 junge Menschen, die in der vergangenen Woche zum Jugendforum Zollverein kamen. Sie wollen etwas in ihrem Stadtteil bewegen und folgten der Einladung des Essener Awo-Jugendwerkes unter dem Motto: „Mitmischen, einmischen und aufmischen!“ Damit wird Jugendlichen im Bezirk VI eine Bühne geboten, um sich politisch einzubringen und ihren Stadtteil mitzugestalten. Die Teilnehmer aus Stoppenberg, Katernberg und Schonnebeck wollen ihre Ideen nun in die Tat umsetzen. Das Jugendamt und die Bezirksvertretung helfen.

Jugendforum-Teilnehmer diskutieren über Stadtteil-Themen

Zum Auftakt machen es sich die freiwilligen Teilnehmer in der Turnhalle des Jugendzentrums in Schonnebeck bequem. Dabei lassen sie allen Ideen freien Lauf: Was stört im Stadtteil? Was soll sich ändern und wie kann das funktionieren? Dann bilden sie fünf Gruppen mit unterschiedlichen Themen und die Diskussion beginnt. Die Jugendlichen tauschen sich aus, priorisieren die Ideen und suchen nach Lösungen. „Es ist wichtig, dass Demokratie vor Ort gelebt wird. Jugendliche Stimmen müssen ernst genommen werden“, erklärt Awo-Pressesprecherin Laura Goretzka. Während eine Gruppe über Gleichberechtigung spricht, überlegt eine andere, wie sich der Schulalltag verbessern lässt.

Jugendforum-Teilnehmer äußern Kritik an Schulbedingungen

Die Kritik sprudelt nur so heraus: Die Schule fängt zu früh an, der Unterricht ist zu lang, die Hausaufgaben zu viel. Jeder spricht erstmal eigene Kritikpunkte an. Am Ende lautet das erste Projekt der Gruppe: Die Preise am Schulkiosk sind zu hoch. Sie wollen jetzt etwas dafür tun, dass die Preise schülerfreundlicher werden.

Eindrücke vom Jugendforum Zollverein

Miguel, Stacy, Meliha, Jonas und Merle v.l. engagieren sich beim Jugendforum Zollverein in Essen-Schonnebeck.
Miguel, Stacy, Meliha, Jonas und Merle v.l. engagieren sich beim Jugendforum Zollverein in Essen-Schonnebeck. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Jugendliche präsentieren Ideen für Ihren Bezirk in Essen
Jugendliche präsentieren Ideen für Ihren Bezirk in Essen © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Merle, Miguel, Meliha und Stacy v.l. haben sich beim Jugendforum überlegt, wie sie ihren Essener Stadtteil aufwerten können.
Merle, Miguel, Meliha und Stacy v.l. haben sich beim Jugendforum überlegt, wie sie ihren Essener Stadtteil aufwerten können. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Beim Jugendforum Zollverein geht es um Mitbestimmung - auch von Jugendlichen in der Politik.
Beim Jugendforum Zollverein geht es um Mitbestimmung - auch von Jugendlichen in der Politik. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Marvin und Till (v.l.) präsentieren ihre Ideen beim Jugendforum Zollverein.
Marvin und Till (v.l.) präsentieren ihre Ideen beim Jugendforum Zollverein. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Till erklärt beim Jugendforum, wie er seinen Stadtteil aufwerten will.
Till erklärt beim Jugendforum, wie er seinen Stadtteil aufwerten will. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Demokratie-Scout Lou (Mitte) begleitet die Jugendlichen auf ihrem Weg.
Demokratie-Scout Lou (Mitte) begleitet die Jugendlichen auf ihrem Weg. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Beim Jugendforum Zollverein geht es um Mitbestimmung - auch von Jugendlichen in der Politik.
Beim Jugendforum Zollverein geht es um Mitbestimmung - auch von Jugendlichen in der Politik. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Beim Jugendforum Zollverein geht es um Mitbestimmung - auch von Jugendlichen in der Politik.
Beim Jugendforum Zollverein geht es um Mitbestimmung - auch von Jugendlichen in der Politik. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
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„Es ist toll, wie sehr sich die Kinder für ihren Stadtteil interessieren und wie viele konkrete Ideen sie haben“, sagt Louisa Wittekind, die soziale Arbeit studiert und eine der Gruppen unterstützt. Begleitet wird der gesamte Prozess von mehreren Demokratie-Scouts. Sie helfen von der Idee über das Konzept bis zur Umsetzung.

Bezirksbürgermeister und Kulturdezernent helfen Jugendforum-Teilnehmern

Eine eingeschweißte Truppe von Jugendlichen aus Stoppenberg hat schon einen konkreten Plan und einen Namen: „Hangetal Blog#87“. Sie will sich dafür einsetzen, dass die Spielplätze am Hangetal erneuert werden. „Es fehlen Orte für Kinder, an denen man sich hinsetzen und Spaß haben kann“, sagt die junge Gruppe. Sie fordern mehr Bänke und Spielgeräte, aber auch einen Zaun am Basketballkorb, damit der Ball nicht flöten geht. Womit sie direkt beim nächsten Vorschlag sind: Der Korb steht auf einer Wiese und soll an anderer Stelle montiert werden. Sonst könne man nämlich gar nicht richtig spielen.

Um ihre Ideen zu präsentieren, wurden den Jugendlichen verschiedene Materialien zur Verfügung gestellt.
Um ihre Ideen zu präsentieren, wurden den Jugendlichen verschiedene Materialien zur Verfügung gestellt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Zum Hintergrund erklärt die 14-jährige Nicole: „Wir wollen, dass die nächste Generation eine bessere Kindheit hat. Wir kennen uns alle im Viertel und an Haus 87 ist unser Treffpunkt, daher unser Name.“ Die Vorschläge präsentieren die Jugendlichen nach der Diskussion vor großem Publikum. Eine Gruppe will sich auch dafür einsetzen, einen Raum im Jugendzentrum Schonnebeck auf Vordermann zu bringen: neue Wandfarbe, Möbel und Deko.

Jugendliche ab 14 Jahren können dabei sein

Was als Experiment startete, hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen in der Stadt gemacht. Seit 2014 konnten 20 Projekte im Bezirk VI realisiert werden. Bisher haben insgesamt 300 Jugendliche mitgemacht.

Das Kreisjugendwerk der AWO Essen arbeitet für das Projekt mit dem Jugendamt und der Bezirksvertretung zusammen. Finanziert wird es durch die Bezirksvertretung, die Stadt und Fördergeldern des Landes. Jeder Jugendliche ab 14 Jahren kann am Jugendforum teilnehmen. Weitere Informationen, auch zur Anmeldung als Demokratie-Scout, finden sich unter jugendwerk-essen.de oder per Mail an jugendforum@jugendwerk-essen.de

Bei der Präsentation der Ideen sind auch Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain und Bezirksbürgermeister Michael Zühlke dabei. Sie helfen bei den Vorhaben und vermitteln zum Beispiel Kontakte. Die Gruppen treffen sich nun regelmäßig, um ihre Ideen in die Tat umzusetzen.

Ob sie Erfolg haben, hängt dabei von vielen Faktoren ab: Ist das Ziel realistisch? Versteht sich die Gruppe? Spielt die Politik mit? „Oft scheitert es daran, dass keine Gelder verfügbar sind“, sagt Goretzka. Eine Gruppe aus den Vorjahren hatte es jedoch auch schon geschafft, für eine Parkour-Anlage auf der Zeche Zollverein rund 400.000 Euro zu mobilisieren.

Jugendforum soll fester Bestandteil in der politischen Bildungsarbeit bleiben

Das Jugendforum Zollverein hofft, dass die Plattform weiterhin ein fester Bestandteil in der politischen Bildungsarbeit im Bezirk bleibt. Die Jugendlichen begrüßen das Format. Auf jedem Plakat der Gruppen steht am Ende auch mindestens eine Notiz, die so oder so ähnlich lautet: „Jugendliche sollen in der Politik mehr Gehör finden. Wir wollen sagen, was uns stört und auch was ändern.“