Essen-Schonnebeck. Jugendliche können ihren Stadtteil aufmischen und eigene Ideen umsetzen. Ein Projekt ist das große Aushängeschild des Awo-Jugendforums in Essen.

Mitmischen, den eigenen Stadtteil gestalten und Projekte von der Idee bis zur Umsetzung begleiten: Darum geht es beim Jugendforum Zollverein, das dieses Jahr am Freitag, 17. September, stattfindet. Das größte Aushängeschild des Jugendforums ist wohl die Parkour-Anlage auf Zollverein, die nach den Ideen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen vor einigen Jahren umgesetzt wurde.

Beteiligungs- und Entscheidungsprozesse in einer Demokratie

Seit 2014 führt das Kreisjugendwerk der Awo Essen diese offene Ideenschmieden für Jugendliche in Schonnebeck, Stoppenberg und Katernberg durch. Mit Begleitung und Unterstützung von Demokratie-Scouts entwickeln junge Menschen ab 14 Jahre auf dem Jugendforum eigene Ideen, die sie anschließend in weiteren Treffen in Zusammenarbeit mit der Bezirksvertretung und dem Jugendamt umsetzen. Dabei erfahren sie aktiv und praxisnah, wie in einer Demokratie Beteiligungs- und Entscheidungs­prozesse stattfinden, wie Interessen ausgehandelt und Kompromisse gefunden werden.

Im Jahr 2017 wurde die Parkour-Anlage auf dem Gelände der Zeche Zollverein eröffnet - Idee und Umsetzung kamen aus dem Jugendforum Zollverein.
Im Jahr 2017 wurde die Parkour-Anlage auf dem Gelände der Zeche Zollverein eröffnet - Idee und Umsetzung kamen aus dem Jugendforum Zollverein. © FUNKE Foto Services | Ulrich von Born

Pressesprecherin Laura Goretzka: „Manchmal sind die Ziele zu hoch gesteckt oder es findet sich trotz großem Bemühen kein Weg zur Umsetzung. Manchmal geht den jungen Menschen die Puste aus, wenn die Entscheidungswege zu lange dauern, manchmal stimmt die Chemie nicht oder die Gruppe findet nicht richtig zueinander. Oft genug aber kommen die Jugendlichen an ihr Ziel und schaffen das, was sie sich vorgenommen haben.“ Bisher haben sich insgesamt rund 300 Jugendliche beteiligt, aktiviert durch Flyer, Plakate, soziale Medien und die Zusammenarbeit mit Schulen und Jugendeinrichtungen. 20 Projekte konnten seit 2014 umgesetzt werden.

Diese reichen von der Renovierung des Jugendclubs St. Elisabeth, der Erneuerung der Bushaltestelle am Schonnebecker Karl-Meyer-Platz sowie eines Bolzplatzes in Katernberg über Ideen zur Gestaltung des Katernberger Bachs und der Einrichtung eines Ton­studios bis hin zur Planung und Realisierung der Parkour-Anlage auf Zollverein, die mit einem Gesamtkosten von 400.000 Euro das größte realisierten Projekt war.

Jährliche Kosten von 50.000 Euro

Finanziert wird das Jugendforum durch die Bezirksvertretung, der Stadt und Fördergeldern des Landes. Die jährlichen Kosten betragen nach Angaben von Goretzka rund 50.000 Euro. Darin enthalten sind unter anderem die Ausbildungskosten und die Aufwandsentschädigung für die Demokratie-Scouts, die die Jugendlichen auf ihrem Weg zum fertigen Projekt begleiten.

Demokratie-Scouts helfen dabei, aus Ideen Projekte zu machen

Laura Goretzka: „Demokratie-Scouts moderieren und helfen jungen Menschen, aus Ideen Projekte zu machen. Sie begleiten die Gruppen bei der Präsentation vor der Bezirksvertretung und unterstützen bei der Umsetzung ihrer Projekte.“ Sie sind Kümmerer und Ansprechpartnerinnen, Mediatoren und Moderatorinnen, Impulsgeber, Organisatorinnen und Gruppenförderer, sie vermitteln, zeigen Wege auf und sind Vorbilder.

Teilnahmeist kostenlos

Im Anschluss ihrer Tätigkeit als Demokratie-Scout erhalten sie ein Zertifikat vom Oberbürgermeister. Eine Anrechnung als Praktikum ist möglich, ebenso wie eine Vergütung als Teil der Ehrenamtspauschale. Die Schulungen finden im Jugendzentrum Schonnebeck, Saatbruchstraße 57, von jeweils 10 bis 18 Uhr statt. Anmeldungen und Infos:jugendwerk-essen.de/demokratie-scout-training.html, per Mail an jugendforum@jugendwerk-essen.de, 0178 6654537.Das Jugendforum selbst findet am Freitag, 17. September, an gleicher Stelle von 17 bis 21 Uhr statt. Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.

„Oft haben sie Vorerfahrungen, etwa als Jugendleiter oder Jugendleiterin, nicht selten sind sie Studierende im sozialen oder pädagogischen Bereich“, so Goretzka die betont, dass für viele der Job als Demokratie-Scout eine wertvolle Station ihrer Entwicklung ist: „Sie sammeln Erfahrungen mit jungen Menschen, Projekten, Partizipation und Demokratie. Sie stellen sich Herausforderungen, planen und improvisieren, übernehmen Verantwortung und lernen sich selbst, ihre Grenzen und Potenziale besser kennen.“

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Miguel Rodriguez (27) ist seit 2017 Demokratie-Scout beim Jugendforum Zollverein.

Wie sind Sie zum Jugendforum gekommen?

Über mein Hobby Parkour. Eine Freundin hatte mir 2017 von dem Bau der Parkour-Anlage auf Zollverein erzählt. In dem Zusammenhang wurden sowohl Trainer, als auch Demokratie-Scouts für das nächste Jugendforum gesucht und da bin ich dann mit eingestiegen.

Was ist Ihre Motivation, als Demokratie-Scout zu arbeiten?

Ich studiere Soziale Arbeit und kann so viele praktische Erfahrungen mit den Jugendlichen sammeln. Außerdem lerne ich, wie ein sozialer Träger funktioniert, das ist sehr hilfreich. Außerdem finde ich es megaschön zu sehen, wie sich der Lebensraum der Jugendlichen zum Positiven verändert.

Welche Projekte sind Ihnen in Erinnerung geblieben?

2017 wollten zwei Jugendliche ein Festival organisieren und hatten letztendlich zu große Vorstellungen. Es war mehr Arbeit und deutlich zeitintensiver als sie dachten. Das Projekt ist letztendlich gescheitert. In solchen Fällen haben die Jugendlichen aber trotzdem einen Lernerfolg weil sie zum Beispiel Abläufe und Anlaufstellen kennenlernen.

2019 haben sich Jugendliche dann in einem Projekt um die Aufwertung der Parkour-Anlage gekümmert. Das ist jetzt in vollem Gang. Sitzgelegenheiten sind schon aufgebaut, Mülleimer mit Aschenbechern und neue Fahrradständer sollen noch folgen.