Essen-Stoppenberg. Michael Zühlke (SPD) wurde zum Bezirksbürgermeister gewählt. Er hat gute Gründe, warum er in der Bezirksvertretung und nicht im Rat arbeitet.

Es gibt Menschen – oft sind es Männer – die kommen nach der Arbeit nach Hause und antworten auf die Frage: „Wie war dein Tag?“ kurz und knapp mit „gut“. Viel mehr kommt dann auch nicht. Und es gibt Menschen wie Michael Zühlke. Er bespricht mit seiner Frau alle Themen, die ihn beschäftigen. „Wir beraten immer alles und sie unterstützt mich“, so der 60-Jährige. Einmal in den 43 Jahren Partnerschaft habe sie ihm auch die gelbe Karte gezeigt: „Da war ich zu viel unterwegs.“ Zühlke wurde am Freitag von der Bezirksvertretung VI, zuständig für Stoppenberg, Schonnebeck und Katernberg, erneut zum Bezirksbürgermeister gewählt.

Essener Bezirksbürgermeister arbeitet 60 Wochenstunden

Der Sozialdemokrat legt los, wenn die anderen Feierabend machen. Den Job des Bezirksbürgermeisters macht Zühlke seit elf Jahren – neben seinem Hauptberuf in einer Personaltransfergesellschaft. Insgesamt komme er locker auf 60 Stunden Wochenarbeitszeit. Und es geht ihm wie vielen: „Ich hätte gerne mehr Zeit“, erklärt der Stoppenberger, der seine politische Arbeit als Halbtagsjob bezeichnet. Dann könnte er auch mal alle Schulen und Vereine persönlich besuchen und in seinem Bezirk noch präsenter sein.

Die meisten Bürger wüssten nämlich noch immer nicht, dass die Bezirksvertretung die bürgernaheste Volksvertretung ist. Die Vertreter entscheiden über Dinge, die die Menschen direkt betreffen. Bei der Sitzung am Freitag diskutierten und entschieden sie etwa darüber, dass Obdachlosen auf dem Katernberger Markt mehr geholfen werden muss, dass eine digitale Geschwindigkeitsanzeige an der Peter-Ustinov-Schule sinnvoll wäre und dass dem DJK Sportfreunde Katernberg Geld für ihre Sportanlage Meerbruchstraße bewilligt wird

„In der Bezirksvertretung kann man richtig was bewegen“

Das sind Themen, die Zühlke mit seinen Kollegen seit Jahren beackert, Themen, die ihn interessieren: „In der Bezirksvertretung kann man richtig was bewegen, die Wege sind kürzer, die Themen konkreter und die Parteipolitik steht nicht so im Vordergrund.“ Ambitionen als Ratsherr zu arbeiten habe er nie gehabt.

Seit 1980 ist Zühlke Mitglied in der SPD, bei der Kommunalwahl im September ist die Partei ordentlich abgerutscht. Sechs, statt vorher neun Sitze waren das Ergebnis im Bezirk VI – die CDU holte auf und erkämpfte sich ebenfalls sechs Sitze.

„Das nehme ich nicht persönlich“, erklärt Zühlke. Er habe alles gemacht, was er hätte machen können. Doch auch Oberbürgermeister Thomas Kufen habe in den vergangenen Jahren viel richtig gemacht und sei sehr präsent gewesen. So hätten die Bürger ihr Kreuzchen nicht nur beim Bürgermeister hinter der CDU gemacht, sondern eben auch bei der Bezirksvertretung. „Kommunalwahlen sind Persönlichkeitswahlen“, ist sich Zühlke sicher.

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Zwei Persönlichkeiten sind neu in „seiner“ Bezirksvertretung und die gehören der AfD an. Zühlke: „Das ist für mich schräg, diese Menschen kenne ich nur als Gegner der Demokratie.“ Seine Freunde würden das nie werden. Wenn sie jedoch sachlich arbeiten und sich engagieren, habe er nichts gegen sie. Bei der konstituierenden Sitzung entschieden sich die AfD`ler zunächst fürs Schweigen.

Bei der Wahl zum Bezirksbürgermeister schritten sie aber zur Urne und halfen später auch bei der Stimmauszählung. Nach langem Ringen hatten sich die Parteien im Vorhinein für eine Vorschlagsliste geeinigt und so wählten die 18 Bezirksvertreter – Jutta Potreck von den Linken fehlte bei der Sitzung – mit 15 Stimmen, 2 Enthaltungen und einer Gegenstimme Michael Zühlke (SPD) zum Bezirksbürgermeister, Willi Bock (CDU), Thorsten Schoch (CDU) und Marc Zietan (Grüne) zu seinen Stellvertretern.

Aufgaben warten genügend, so zählt Michael Zühlke als Dauerbrenner die Schulsituation auf: „Es gibt zu wenig Plätze an weiterführenden Schulen“, auf der Agenda stehe aber auch die neue Wohnbebauung im Bezirk sowie das Thema Verkehr: „Die Hauptverkehrsverbindungen müssen verbessert und die Situation am Stoppenberger Markt überarbeitet werden.“

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