Essen-Werden. Frauen in Uniform: Bei der Polizei normal, bei der Feuerwehr noch eine Seltenheit. Wie die Essenerin Birgit Kill die Frauenquote steigern will.
Der Frauenanteil in den Feuerwehren des Landes NRW ist äußerst gering: Nur 7,6 Prozent sind es in der Freiwilligen Feuerwehr, gerade mal 1,4 Prozent bei der Berufsfeuerwehr. Birgit Kill aus Essen-Werden hat sich vorgenommen, das zu ändern. Sie kandidiert als Vizepräsidentin des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) auf Bundesebene. Die 50-Jährige ist damit die erste Frau in der Geschichte des Verbandes, die sich um eine solche Spitzenposition bewirbt.
„Es muss in den nächsten Jahren ein verbandlicher Schwerpunkt sein, den Frauenanteil in den Feuerwehren zu erhöhen“, sagt Birgit Kill. Die Hemmschwelle, sich bei der Feuerwehr zu engagieren, sei sehr hoch: Zum einen von Seiten der Frauen, die sich die zum Teil körperlich schwere Tätigkeit nicht zutrauten, zum anderen bestünden teilweise oft noch männerdominierte Strukturen in den Wehren.
Frauen in Uniform sind bei der Feuerwehr die Ausnahme
Frauen in Uniform seien bei der Polizei inzwischen Normalität, bei der Feuerwehr hingegen eine Ausnahme. „Der Knick kommt beim Übertritt von der Jugendfeuerwehr in die Freiwillige Feuerwehr“, stellt Birgit Kill fest. Denn bei den Jugendlichen seien die Mädchen mit 30 Prozent schon eine große Gruppe. „Da müssen wir sie abholen und für das Weitermachen motivieren.“
Die ehrenamtliche Feuerwehrfrau, die Mitglied der Feuerwehr Werden-Heidhausen ist, leitet seit mehreren Jahren das Projekt „Netzwerk Florentine NRW“ im Fachverband. Ziel ist es, Feuerwehrfrauen miteinander zu vernetzen, Fördermaßnahmen für mehr Frauen in den Feuerwehren auf den Weg zu bringen und Frauen zur Übernahme männerdominierter Aufgabenbereiche zu motivieren.
Fortbildungen für Frauen in einem geschützten Raum
Unter anderem bietet Birgit Kill Fortbildungen an, in denen die Teilnehmerinnen explizit praktische Erfahrungen sammeln können. „Es gibt Rettungsmaßnahmen, die nicht viel körperliche Kraft erfordern, sondern einfach nur eine bestimmte Technik.“
Auch der Umgang mit Werkzeugen soll ausprobiert werden. „Wichtig ist mir, dass die Frauen dies in einem geschützten Raum erleben können.“
Der Zufall brachte sie zur Feuerwehr
Wie kam Kill zur Feuerwehr? „Erst sehr spät und eher zufällig“, berichtet sie lächelnd. Sie arbeitete in Marburg am Universitätsklinikum als OP-Schwester. Als dort 2014 eine Werkfeuerwehr gegründet wurde (die erste Werkfeuerwehr an einem hessischen Krankenhaus überhaupt), schaute sie aus Neugier vorbei. Und begeisterte sich für die Aufgaben bei der Feuerwehr.
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Birgit Kill ist auch beim Feuerwehrsport aktiv
Birgit Kill entdeckte auch den spezifischen Feuerwehrsport für sich und hat mehrere Wettbewerbe gewonnen. Dabei scheut sie keine Herausforderung: „Unter Atemschutz mal eben neun Etagen hoch mit einer 30 Kilo schweren Montur, ist schon nicht ohne." Oben angekommen sei dann ein Schlauch hochzuziehen gewesen „und zu guter Letzt musste ein 80 Kilo schwerer Dummy über 25 Meter gezogen werden.“
Vertretung der 16 Landesfeuerwehrverbände
Der Vorstand des Verbandes der Feuerwehren in NRW hat einstimmig beschlossen, Birgit Kill für die am 13. November in einer virtuellen Versammlung stattfindende Wahl vorzuschlagen. Es werden zwei von sieben Vizepräsidenten für sechs Jahre gewählt. Eine Stelle wird aus den Berufsfeuerwehren und eine aus den Freiwilligen Feuerwehren besetzt.
Der Fachverband (gegründet 1853) vertritt als Dachorganisation die Interessen der 16 Landesfeuerwehrverbände sowie der beiden Bundesgruppen Werkfeuerwehr und Berufsfeuerwehr. Die Jugendfeuerwehr (DJF) ist ebenfalls Teil des Verbandes. Insgesamt repräsentiert der Verband 1,3 Millionen Feuerwehrangehörige in Deutschland.
Sie sei Feuerwehrfrau aus Leidenschaft und das möchte sie anderen gerne vermitteln. Die Unterstützung ihrer Kollegen für den Spitzenplatz im Verband hat sie. Thomas Lembeck, Direktor der Feuerwehr Essen: „Wir freuen uns sehr über das große Engagement, das Birgit Kill in unserem Land für die Gewinnung und Förderung von Frauen in den Feuerwehren einbringt.“