Essen-Heidhausen. . Bei der Freiwilligen Feuerwehr Werden-Heidhausen beweisen fünf junge Damen seit Jahr und Tag,dass sie dem „starken Geschlecht“ in nichts nachstehen

Frauen und Feuerwehr? Kein Gegensatz und auch kein Problem für Julia Classen. Rückwärts setzt die Feuerwehrfrau das universell einsetzbare Fahrzeug des Löschzugs vom Hof in die Halle der Freiwilligen Feuerwehr Werden-Heidhausen, die seit 135 Jahren besteht. Die 27-Jährige ist seit ihrem 16. Lebensjahr dabei und hat die Fahrerlaubnis für alle Fahrzeuge. Sie trat damals in die Jugendfeuerwehr ein – vorbelastet durch ihre Familie: Vater Michael Classen ist Löschzugführer, und der ältere Bruder Florian sowie ein Cousin gehören ebenfalls zu der Kameradschaft, die rettet, birgt und löscht und schützt.

Personal wird dringend gesucht

Fünf Frauen ist der Kreis der weiblichen Feuerwehrleute groß: außer ihr, der Ältesten, gehören dazu Clara Heyden, Vanessa Reinhold, Kerstin Schumann und Nicole Zentarra. Zwei Nachfolgerinnen aus der eigenen Jugend kommen demnächst hinzu.

Als Jugendliche habe sie immer mehr Interesse daran gefunden, „anderen zu helfen“, sagt die im väterlichen Betrieb tätige Bürokauffrau. Der endgültige Entschluss, sich einzubringen, fiel nach einem Verkehrsunfall. Als Julia Classen den sah, wurde sie sehr nachdenklich. „Außerdem sind Menschen dafür sehr dankbar, wenn wir anrücken. Zum Beispiel bei diesem verheerenden Sturm am Pfingstmontag, als wir rund um die Uhr im Einsatz waren. Negativerlebnisse treten dann auf, wenn wir mit dem Tod konfrontiert werden.“

Das Engagement an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit sollte man aber unterlassen, wenn die Berufung dazu fehle. Classen steht im Range einer Ober-Feuerwehrfrau. Das setzt eine gewisse Jahrgangszugehörigkeit und Lehrgangsbesuche voraus. Ihre Kameradin Kerstin Schumann, auch in dieser Rangstufe, trat vor zwölf Jahren der Wache bei, überzeugt von Freunden. Die 23-Jährige ist schwanger. Lebensgefährte Timm Walther trägt ebenfalls die dunkelblaue Uniform. „Wir werden uns nach der Geburt einigen müssen, wer mitfährt, wenn Bereitschaft angefordert ist“, überlegt die Werdenerin, die nach der Babypause natürlich wieder dabei sein will.

Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Dienstausübung? Reagiert, agiert oder kommuniziert Frau anders als Mann? Classen: „Wir gehen sensibler mit den Betroffenen um, haben etwas mehr Fingerspitzengefühl mit den Notleidenden. Ansonsten besteht im wesentlichen Gleichheit und Gleichbehandlung, das Kommando gilt für uns alle.“ Vieles hänge aber auch von der Tagesform und den Tagesverhältnissen ab: „Wer sein physisches oder psychisches Limit – oder beides – erreicht hat, sollte es kundtun, egal, wer.“

Die Lehrgänge sind auch nicht immer leicht. Bei der Atemschutzausbildung wiegt die Ausstattung immerhin 17 Kilogramm. „Das kostet Kraft, wenn wir wöchentlich mehrfach mit Maske bei großer Hitze die Treppen hinauf und herunter rennen. Es kann ja die Fritteuse oder das Bett im oberen Stockwerk brennen“, beschreibt Kerstin Schumann die Beschwerlichkeit der notwendigen, aber lebenswichtigen Übung. „Frauen, nicht nur Männer, sind in der Freiwilligen Feuerwehr herzlich willkommen“, wirbt Julia Classen: „Gerade wir in NRW, meldeten die Medien, brauchen mehr Personal.“

Im September fahren Julia und Florian mit Vater Michael Classen nach Berlin. Der nimmt als einziger NRW-Löschzugführer einer Freiwilligen Feuerwehr an der Tagung des Deutschen Feuerwehrverbandes teil, dazu berufen von Ulrich Bogdan, Direktor und Leiter der Essener Berufsfeuerwehr.

Die Jugendfeuerwehr spielt eine wichtige Rolle für die Nachwuchsförderung. Junge Leute (11-18 Jahre) werden praktisch und theoretisch auf den aktiven Dienst vorbereitet. Dabei sind längst auch Mädchen. Infos zum Löschzug, zur Wache in Heidhausen, zu Berichten über Einsätze und den Förderverein: www.ff-werden.de