Essen-Werden. Durch die Flut ist im Stadtbad Essen-Werden viel kaputt gegangen. Das unternimmt die Stadt, damit die Ruhr künftig keinen Schaden mehr anrichtet.
Gut einen Monat nach der verheerenden Flut ist im Werdener Stadtbad nicht mehr so viel zu erkennen von der Katastrophe. Äußerlich. Doch das Hochwasserereignis am 15./16. Juli hat die technischen Anlagen des Schwimmbades – Heizung, Lüftung, Elektroverteilung – stark beschädigt. Alles muss saniert werden, damit das Bad wieder in Betrieb gehen kann. Die Stadt berücksichtigt dabei wegen der Nähe zur Ruhr bereits bauliche und technische Maßnahmen, um Schäden bei künftigen Hochwasserereignissen zu verhindern bzw. zu vermindern.
Ein Damm soll das Gebäude vor Hochwasser schützen
Bei der Überschwemmung ist ein Großteil des Wassers durch die Kanalisation rückwärts ins Gebäude eingedrungen. Um das zukünftig zu verhindern, ist geplant, die Abwasserleitungen über eine sogenannte Abwasserhebeanlage mit dem öffentlichen Abwassernetz zu verbinden und die Abwasserleitungen mit Rückstauklappen auszustatten.
Mit einem Damm soll das Gebäude vor Wasser geschützt werden. Vor dem Gebäude auf der Ruhrseite sollen dazu Dammschutzbalken an fest installierten Halterungen im Falle einer Überschwemmung befestigt werden. Die beschädigten Teile der Haustechnik (Heizung, Lüftung etc.) werden zudem in erhöhter Bauweise ausgeführt. Derzeit werde geprüft, teilt die Stadt mit, inwieweit das neue Lüftungsgerät sogar auf dem Schwimmhallendach installiert werden kann.
Nicht mehr benötigte Öffnungen in Kellerwänden, Fundamenten etc. werden wasserdicht verschlossen. Des Weiteren soll eine Erhöhung der Türschwellen des Kellerzugangs bei einer Überschwemmung den Wassereintritt in die Kellerräume verhindern. Auf 500.000 Euro schätzen die Sport- und Bäderbetriebe die Kosten für die Instandsetzung des Hallenbades in Werden.
Etliche Mitglieder haben die Schwimmabteilung verlassen
Für den Werdener Turnerbund (WTB) ist die Rückendeckung durch die Stadt Essen sehr wichtig. Der Verein führt das Bad für die Stadt Essen, nur so konnte damals vor 24 Jahren eine Schließung verhindert werden. Deshalb drücken noch ganz andere Sorgen. Wie kann es jetzt sportlich weitergehen? Dem WTB wurden Schwimmzeiten angeboten in Kettwig, in Kupferdreh, in Altenessen. Doch da machten etliche Mitglieder der Schwimmabteilung nicht mehr mit und traten aus. Zu lange wird ihnen die schwimmlose Zeit.
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Die Vereinsvorsitzende Brigitte Schmitt kann’s fast schon verstehen: „Erst Corona, nun die Flut.“ Und doch muss sie sich schütteln, wenn sie sagt: „Der WTB ohne Schwimmabteilung? Wenn ich da alleine an unser Schwimm-Ass Christian Keller denke, ist das für mich unvorstellbar.“
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Fehlende Einnahmen bereiten dem WTB-Vorstand Sorgen
Das Sport- und Gesundheitszentrum nahm vorsichtig den Betrieb wieder auf. Susanne Weppelmann und Ulrike Hartung trieben Ersatzmöglichkeiten auf, verteilten Kursteilnehmer neu. Nur eine der beiden Hallen ist nutzbar, bei der unteren musste der Schwingboden herausgerissen werden und Heizlüfter müssen noch eifrig trocknen. Brigitte Schmitt freut sich über Solidarität im Stadtteil: „Die evangelische Gemeinde unterstützt uns, indem sie uns einen Raum in Haus Fuhr zur Verfügung stellt.“
Spendenaufruf des WTB
Der Traditionsverein Werdener Turnerbund habe erst gezögert, sich dann aber doch zu einem Spendenaufruf entschlossen, so die Vorsitzende Brigitte Schmitt: „Wir waren von Sportkameraden angesprochen worden, die helfen wollten. Es sind schon 1400 Euro gespendet worden.“
Wer möchte, kann gerne überweisen auf das Vereinskonto des WTB bei der Sparkasse Essen, die IBAN lautet DE70 360501050001608348. Spenden mit dem Stichwort „Hochwasserschäden“ werden ausschließlich für das SGZ verwendet.
Es können Spendenbescheinigungen ausgestellt werden. Dafür Namen und Adresse angeben.
Ihr Stellvertreter Ulrich Kromer zieht aber die Stirn kraus: „Wir müssen auch an die Einnahmen fürs SGZ denken. Es gab Kündigungen bei den Kursen. Das Geld fehlt uns jetzt.“ Wenigstens habe die SGZ-Verwaltung in die WTB-Geschäftsstelle an der Hufergasse ausweichen können: „Wenn wir die nicht gehabt hätten, wären wir aufgeschmissen gewesen.“ Dirk Heimeshoff, dritter Vorsitzender, legt nach: „Wir denken WTB und SGZ als eine Einheit.“ Er betont: „Das hat Jedem deutlich gemacht, dass so ein großer Verein wie der Werdener Turnerbund nicht vom heimischen Küchentisch aus geführt werden kann.“
75.000 Euro muss der Verein aus eigenen Mitteln stemmen
Der WTB bekommt erst so langsam einen Überblick, wie viel ihn die Folgen des Hochwassers kosten werden. Zum Beispiel wurde im völlig überfluteten Kraftraum die Elektronik der Geräte zerstört. Die Kugellager sind durch den Schlamm unbrauchbar geworden. Rund 75.000 Euro wird der Verein aus eigenen Mitteln stemmen müssen. Da passen Vereinsaustritte gar nicht ins Konzept, betont Brigitte Schmitt: „Die Kosten laufen ja weiter. Von daher können wir keine Beiträge zurückzahlen. Bei den Kursgebühren sieht das anders aus. Aber da haben viele Teilnehmer auf Rückzahlungen verzichtet.“
Immerhin gibt es einen Zeitplan seitens der Stadt Essen: Nach aktuellem Stand soll die Heizungsanlage voraussichtlich noch bis zum Oktober erneuert werden, Lüftung und Abwasseranlage sollen voraussichtlich im ersten Quartal 2022 fertiggestellt werden.