Essen-Werden. Am 24. März 1971 eröffnete OB Katzor das Werdener Stadtbad. Der Zeitzeuge Hanslothar Kranz und die WTB-Vorsitzende Brigitte Schmitt erinnern sich.
Essens Oberbürgermeister stand das Wasser bis zum Halse. Und doch rief er: „Es ist so weit, endlich! Alles Warten hat ein Ende!“ Der Heidhauser Horst Katzor eröffnete am 24. März 1971 vor gut 150 Anwesenden das neue Werdener Stadtbad. Nach einem kühnen Kopfsprung gab der Sozialdemokrat zunächst einen erstklassigen Kraulstil zum Besten und dann das Becken frei für die Öffentlichkeit. Der damalige Bürgerausschussvorsitzende Hanslothar Kranz erinnert sich 50 Jahre später, wie Werden zum eigenen Stadtbad kam.
Bis dahin war in Flussbadeanstalten geschwommen worden, die Strandbäder Löwental und Baldeney galten mittlerweile auch nicht mehr als hygienisch einwandfrei. Überhaupt gab es in Essen viel zu wenig Badefläche. Das Motto lautete daher „immer ein Bad im Bau“. Am 3. Juli 1963 beschloss der Ratsausschuss für die städtischen Betriebe den Bau von vier neuen Bädern: ein Freibad an der Nöggerathstraße, ein Hallenbad in Steele oder Kray, eines in Stoppenberg oder Katernberg. Und eine Kleinschwimmhalle an der Körholzstraße.
Der Weg durch die Instanzen dauerte und dauerte
Hanslothar Kranz hält das vergilbte Protokoll hoch. Damals unternahm er mit seinem Werdener Bürgerausschuss eine Besichtigung des Borbecker Stadtbades. Einhelliger Tenor: „So was möchten wir auch.“ Viel Unterstützung habe man durch Rektor Friedrich Küpper erhalten, lobt Kranz den damaligen Vorsitzenden des Verkehrs- und Heimatpflegevereines. Doch der Weg durch die Instanzen dauerte und dauerte. Plötzlich lag Werden im Clinch mit Kupferdreh. Ein Streit entbrannte über die Rangfolge, doch OB Katzor fällte ein salomonisches Urteil: „Beide Stadtteile gleichzeitig.“
So kam Bewegung in die Sache. Am 27. August 1969 unternahm Horst Katzor den ersten Spatenstich. Kranz: „Der Bau des Bades lag in guten Händen, denn sowohl Architekt August Hohlweck als auch Bauleiter Willi Schlipköther waren Werdener.“
Nach nur 13-monatiger Bauzeit gab es eine fröhliche Eröffnung. Die Heckerschüler sprangen zur „Apfelsinenjagd“ ins Wasser, die Wanderfalken mit ihren Kanus vom Dreimeterbrett. Dann waren Hauptschule, Gymnasium und Marienschule mit einem Staffelwettbewerb an der Reihe. Für das Rennen der Volksvertreter schmiss auch Hanslothar Kranz sich in eine Badehose. „Da passe ich aber heute nicht mehr rein“, sagt er lachend.
Großes Lob für die Schwimmmeister des Stadtbades
Brigitte Schmitt und Uli Kromer vom Werdener Turnerbund berichten über ihre ersten Erinnerungen an das Hallenbad. Für den Unterprimaner Kromer war die Baustelle direkt neben dem Gymnasium ein echter Hingucker: „Es hat zweimal gebrannt in der Bauphase. War aber nicht so dramatisch.“ Kurz vor dem Abi war der aktuell stellvertretende WTB-Vorsitzende Kromer einer der Ersten, die hier Schulschwimmen hatten. Das Gymnasium kam so übrigens zu einer Turnhalle, die sich die Heizung noch heute teilt mit dem Bad nebenan.
Seit 1973 ging Brigitte Schmitt mit ihrem frisch angetrauten Gatten Dietmar immer samstags nachmittags schwimmen. Später stieg die heutige Vereinsvorsitzende hochschwanger ins Becken und Schwimmmeister Haase kalauerte: „Kannst ruhig schwimmen. Das Kind entbinden wir notfalls auf der Wärmebank.“ Ach ja, das Bad und seine Schwimmmeister. Namen wie Henke und Tuschen fallen. Heute hüten Jörg Ladage und Michael Niehaus das Bade-Schätzchen und Brigitte Schmitt strahlt: „Wir sind mächtig stolz auf die beiden.“ Ladage ist seit 24 Jahren an Bord und Niehaus schon seit 1978, mit einer kurzen Unterbrechung.
Keine Feierlichkeiten zum Jubiläum
Wegen Corona darf das Jubiläum des Stadtbades nicht gefeiert werden. Beim 25-jährigen Bestehen hatte es Waffeln gegeben und Sekt für die Damen. Sicher wäre diesmal auch Christian Keller gekommen, der große Schwimmstar des WTB. Schwimmmeister Michael Niehaus nimmt es gelassen: „Dann feiern wir halt die 51.“
Was noch? In Werden sei halt alles beengt: „Die Parkplatzproblematik nervt schon.“ Und der nicht zum Betriebsgelände gehörende Vorplatz mit dem Kunstwerk sei eine Stolperfalle, mahnt Brigitte Schmitt. Doch bisher seien alle Versuche gescheitert, den Bodenbelag zu sanieren. Hier erhofft sich die WTB-Vorsitzende Unterstützung aus der Politik.
Auch ein Dauerbrenner ist die Technik: „Es gab so gut wie keine Defekte, erst in den letzten Jahren ging was kaputt.“ Natürlich gebe es einen Investitionsstau: „Man ist nie am Ende. Doch technisch ist alles takko, für das Alter.“ Die Essener Arbeit hat kürzlich den Eingangsbereich gestrichen, den der WTB zukünftig noch besser nutzen möchte. Die Stadt hat im Lockdown einen neuen Heizbrenner eingebaut. Alles gut an der Körholzstraße.
WTB übernahm 1997 die Betriebsführung
Nichts erinnert mehr an die schweren Zeiten: Der Begeisterung im ersten Jahrzehnt war ein dramatischer Besucherrückgang gefolgt. Die Stadt reagierte mit einer Tandemlösung mit Kupferdreh, sogar eine Schließung stand an. Die Werdener kämpften um ihr Bad, Hanslothar Kranz immer vorneweg. Karl-Werner Lentzsch und Willi Löbbert machten sich stark fürs Bad und der damalige WTB-Vorsitzende Uli Legel mochte dem Aus nicht tatenlos zusehen: „Wo sollen die Kinder schwimmen lernen?“ Am 1. Januar 1997 ging die Betriebsführung des Bades an den WTB, die Stadt blieb Eigentümer des Gebäudes. Dieses Modell hatte Vorbildcharakter:
Aus ganz Deutschland kamen Fachleute, um sich über das Projekt zu informieren. Am angegliederten Sport- und Gesundheitszentrum ist auch die DJK Werden beteiligt. Das SGZ wurde nach und nach ausgebaut, auch jetzt weht frischer Wind: Mit Ulrike Hartung und Susanne Weppelmann hat ein neues Team mit kreativen Ideen übernommen. So soll im April ein digitaler „Fitness Day“ die Menschen des Essener Südens für Sport begeistern.