Essen. Der Traum vom Umzug ist für das Essener Theater Süd geplatzt. Wie es nun für das Ensemble weitergehen und was andere Bühnen bieten.

Der Traum ist geplatzt. Das Theater Süd hat nicht die notwendige Zahl an Unterstützern bekommen, um den Umzug von Borbeck an einen deutlich größeren Standort in Steele finanziell stemmen zu können. Das Ensemble lässt sich aber die Stimmung nicht vermiesen, geht mit frischem Mut an die Planungen für die nächste Zeit - wie manche andere freie Bühne auch.

Ensemble ist dennoch stolz auf die große Fangemeinde

In schnieke Räume eines umgebauten Rinderstalls an der Bochumer Landstraße, in denen lange ein Bochumer Kulturzentrum zuhause war, wollte das Theater Süd wechseln. Dazu brauchten die Darsteller aber ein finanzielles Polster. 500 Sponsoren, die pro Monat zehn Euro zahlen, musste das Ensemble in Windeseile zusammenbekommen, um in den Vertrag mit gesetzten Fristen einsteigen zu können. Am Ende waren es 447 Zusagen. „Zwar nah an der Zielmarke, aber wir haben sie eben nicht erreicht“, sagt Sprecher Raphael Batzik. Mit Stolz blickt er trotzdem auf die Fangemeinde, handele es sich doch um eine stattliche Zahl an Leuten, die mitmachen wollten.

Theater Thesth startet wahrscheinlich 2022

Mechthild Friedburg vom Theater Thesth (Frohnhausen, 689467) geht davon aus, dass wahrscheinlich erst im nächsten Jahr der Spielbetrieb beginnen wird. In der Pflegeeinrichtung Haus Grotehof untergebracht, seien derzeit dort keine Aufführungen möglich.

Dabei war das Amateurtheater schon im vergangenen Frühjahr mit den Vorbereitungen für ein neues Stück auf der Zielgeraden angelangt. Nun hoffe man auf 2022, zumal dann das Thesth das 40-jährige Bestehen feiere.

Die Studio Bühne Essen (Kray,
551505) plant den Spielzeitauftakt für den 28. August mit Lola Blau

Das Sago (Rüttenscheid,
8068801) plant für den 21. August gemeinsam mit einem Hamburger Orchester ein Konzert am Strand von Cuxhaven.

Weitere Kontakte: Theater Süd: 0177/4548457, Theater Courage: 791466, Rü-Bühne: 01516/4012488, Katakombentheater: 304672

In diesen Tagen sitzt Batzik nun am Schreibtisch und bereitet emsig die bevorstehende Saison vor, die dann im angestammten Theaterkeller an der Germaniastraße 172 über die Bühne gehen soll. Damit es den Schauspielern nicht noch einmal so ergeht, wie beim letzten Lockdown und sie alle Termine kurzfristig absagen müssen, „bereiten wir die Aufführungen auch für eine Livestream-Variante vor“. Da angesichts von Abstandsregeln ohnehin nur rund 30 Zuschauer zu Gast sein dürfen, werde es wohl meist auf hybride Veranstaltungen hinauslaufen, bei denen man sich per Internet zuschalten kann. Zum Programm gehören die Klassiker, von Goethes Faust bis zu Quentin Tarantinos Pulp Fiction. Neu dabei sein wird voraussichtlich ein Stück über die Geschichte eines Clowns, der so gern sein Leben verlängern möchte und sich dabei auf ein medizinisches Experiment mit einer russischen Stiftung von Putins Gnaden einlässt - ausgerechnet.

Theater Courage ist froh über die Gartenbühne

Die Garten-Bühne nutzt derzeit das Theater Courage für seine Aufführungen.
Die Garten-Bühne nutzt derzeit das Theater Courage für seine Aufführungen. © FUNKE Foto Services | Verena Lörsch FUNKE Foto Services

Eine Zeitreise in die Vergangenheit wiederum unternimmt das Theater Courage an der Goethestraße in Rüttenscheid mit „Peppermint Twist“, einer Hommage an die 60er Jahre. Anfang Juni schon „sind wir gestartet“, sagt Darsteller Hagen Hilsdorf, wobei die Spielstätte über einen ungemeinen Vorteil verfügt. Das Theater hat einen Garten mit Zeltdach. Platz für 35 bis 40 Gäste. Na klar, so Hilsdorf, das ist nur etwa ein Drittel der Kapazitäten, die drinnen zur Verfügung stehen - wenn nicht Corona wäre. Zumindest habe man jetzt wieder Einnahmen, denn das Stammpublikum halte die Treue. Mehr Besucher, so lässt sich aus seinen Worten schließen, würde das Theater sicherlich auch unterbringen. Bei gutem Wetter würden aber auch manche Leute vielleicht eher Grillen bevorzugen als einen Theaterabend, wobei das Courage durchaus Abwechslungsreiches wie Komödien und Liederabende zu bieten habe.

Ein musikalisches Intermezzo gehört auch zum Programm des Katakombentheaters im Girardethaus, treten doch am Samstag, 3. Juli, dort zwei Barden auf, die sich kurdischen, armenischen und türkischen Musikkultur verschrieben haben. Der Theaterbetrieb geht allerdings erst wieder richtig im September los, eine afrikanische Klangreise und Rockakustik erwarten dann die Gäste. Bis dahin, so Leiter Kazim Çalisgan, stehen noch Renovierungen an. Neue Farbe sei in den Räumen angesagt und an die Bestuhlung müsse man auch ran, damit die Abstände coronakonform sind.

Rü-Bühne startet mit kabarettistischem Programm

Antje Domeier, Fritz Jaeger (l.) und Severin Roth (r.) wollen mit der Rü-Bühne wieder durchstarten.
Antje Domeier, Fritz Jaeger (l.) und Severin Roth (r.) wollen mit der Rü-Bühne wieder durchstarten. © FUNKE Foto Services | Ina Carolin Lisiewicz

Die Rü-Bühne, ebenfalls im Girardethaus untergebracht, steht auch in den Startlöchern für den Neuanfang. Man habe lange gewartet, um wieder loslegen zu können, sagt Leiterin Antje Domeier. Zum Auftakt am 20. August wird beispielsweise der Kabarettist Kalle Henrich erwartet, Stummfilm mit Livemusik sind für den 5. und 12. September geplant. Das Rü-Ensemble hat eine neuen szenische Collage zusammengestellt, die in den ersten Oktobertagen zu sehen sein wird. Und das beliebte „Kleine Kunstwerk“, bei dem ein jeder, der möchte, auf der Bühne sein Talente testen kann, soll ebenfalls ab Oktober wieder zum Angebot gehören.

Im Sago Hinterhoftheater, das seit 2002 in Rüttenscheid zuhause ist, genau gesagt an der Reginenstraße, arbeiten die Betreiber Isabel Katharina Sandig und Ralf Gottesleben an neuen Formaten. Das Haus solle ein Ort der Begegnung bleiben, Raum bieten für Debatten und Diskussionen, habe man sich zum Ziel gesetzt, betont Sandig. Derzeit überlege man, wie sich die Idee in die Tat umsetzen lasse, angesichts der Coronaregeln müsse das Theater aber noch geschlossen bleiben. Denkbar wäre beispielsweise, das Haus auch zu nutzen, um über aktuelle Fragen und Themen zu diskutieren.