Essen. Durch Corona bedingt sind die Räume für das Essener Theater Süd zu klein. Jetzt liegt ein Angebot für einen Umzug vor. Wie der gelingen kann.

Ein Traum von einem neuen Zuhause hat das Ensemble des Theater Süd gefunden. Das Gebäude liegt in Steele ganz nah zum Kulturzentrum Grend/Freudenhaus und hat viel Platz, der gerade in Corona-Zeiten dringend gebraucht wird. Doch es fehlt an Geld. Gesucht werden nun Theaterpaten, die zehn Euro im Monat spenden. Zugleich ist die Aktion ein Wettlauf mit der Zeit.

Ensemble sucht insgesamt 500 Theaterpaten

Insgesamt „brauchen wir 500 Unterstützer“, erläutert Raphael Batzik, der dem Schauspielerensemble angehört. Wer bereit ist mitzumachen, „bindet sich nicht länger als für ein Jahr“, betont der 30-Jährige. Derzeit rührt er gemeinsam mit den weiteren frei schaffenden Darstellern kräftig die Werbetrommel. Eine solche Chance bekomme man so schnell nicht wieder. Um Verträge unterschreiben zu können, muss das Finanzkonzept abgesichert sein, in dem die Sponsoren eine tragende Rolle spielen.

Bislang ist das Theater Süd noch an der Germaniastraße in Borbeck beheimatet.
Bislang ist das Theater Süd noch an der Germaniastraße in Borbeck beheimatet. © FUNKE Foto Services | Klaus Micke

Lange Jahre sei in dem von Grund auf sanierten und ehemaligen Rinderstall das Bola-Kulturzentrum untergebracht gewesen, bis es nach Bochum-Dahlhausen zog, berichtet Batzik. Bei der Einrichtung handelt es sich um eine Bildungs- und Kulturstätte, die Veranstaltungen rund um Literatur, Kunst und Medien anbietet. Das Profil dieses vorherigen Nutzers passe durchaus zum Programm des Theaters Süd, sagt Batzik.

Derzeit ist das Ensemble noch an der Germaniastraße in Borbeck untergebracht. Die Kellerräume eines Privathauses bieten Platz für rund 50 Besucher. Stellten die Kulturtreibenden bislang auch immer die Vorteile des Standorts herausgestellt, bietet er doch eine sehr persönliche Atmosphäre und eine große Nähe zum Publikum, haben sich durch Corona die Vorzeichen geändert. Unter anderem müsste eine neue Belüftung eingebaut werden und wenn weiter Abstandsregeln gelten, wäre die Zahl der Besucher auch sehr begrenzt.

Spielort soll auch anderen Künstlern, Gruppen und Initiativen offen stehen

Mieten und Umbauarbeiten finanzieren

Das Theater Süd war zunächst im Südviertel untergebracht und zog 2019 nach Borbeck, unter anderem auch deshalb, weil sich dort an der Germaniastraße mit 100 Quadratmetern größere Räume boten.

Die Besucher haben in der Zeit die Pluspunkte durchaus zu schätzen gewusst, hebt Schauspieler Raphael Batzik hervor, die Darsteller ebenso. Denn Aufführungen hatten mitunter auch einen fast schon familiären Charakter.

Doch nun möchte das Ensemble die Koffer packen und zu neuen Ufern aufbrechen.

Von der Stadt gebe es so kurzfristig kein Geld, so Batzik. Man brauche aber nun die Sponsoren, um Mietzahlungen zu garantieren und einige Arbeiten finanzieren zu können.

Weitere Informationen sind auf folgender Seite zu finden: https://theateressensued.de/theaterpaten/

Mit 720 Quadratmetern, verteilt auf zweieinhalb Etagen, stehen an der Bochumer Landstraße in Steele nun erheblich mehr Räume zu Verfügung. Die will das Theater aber beileibe nicht allein in Anspruch nehmen, sondern die Türen auch für andere Künstler, Gruppen und Initiativen öffnen. Ihnen möchte man ebenso hier eine Heimat bieten.

Damit sich mögliche Spender ein Bild machen können, wie es im Innern des denkmalgeschützten Bauerngebäudes aus alter Zeit aussieht, haben Batzik und Kollegen ein Video erstellt. Sie nehmen den Zuschauer digital mit auf einen Gang durch das Haus, zeigen die modern eingerichteten und lichtdurchfluteten Räume. Zudem sprechen sie von den Ideen, die sie bereits geschmiedet haben, künftig hier ihre Aufführungen auf die Bühne zu bringen.

Die einstigen Stallungen des Gehöfts in Steele sind von Grund auf saniert. Mitglieder des Ensembles vom Theater Süd suchen nun Sponsoren, um den Umzug zu finanzieren.
Die einstigen Stallungen des Gehöfts in Steele sind von Grund auf saniert. Mitglieder des Ensembles vom Theater Süd suchen nun Sponsoren, um den Umzug zu finanzieren. © Theater Süd

Zu den Klassikern, die das Ensemble spielt, gehören unter anderem Goethes „Faust“, Lessings „Nathan der Weise“ und Kafkas „Prozess“. Mit den Stücken sind die Schauspieler in der Vergangenheit auch gern auf Tour gegangen und haben sie vor allem in Schulen in Essen und der näheren Umgebung gezeigt. Das Engagement hat auch immer wieder Geld in die Kassen gespült, doch seitdem durch Corona das Theaterleben brach liegt, fehlt es an Einnahmen.

Nun aber setzt das Ensemble alles daran, dass sich Spender für das ehrgeizige Projekt finden. Rund 210 Unterstützer haben sich bereits gemeldet. Der Countdown läuft und die Akteure hoffen, dass der Vorhang nicht eher fällt, bis sie das Geld zusammenhaben.