Essen. Rüttenscheider Theater macht den Garten zur Bühne. Sommerprogramm sichert Existenz des Hauses. Neue Abende mit Liebesbriefen und Fallada-Roman.
Sich in Sehnsucht zu verzehren und doch nicht nah beisammen sein zu können, dieses Gefühl kennen in diesen Coronazeiten wohl viele. Und so könnte der Liebesbrief in Zeiten der Pandemie wieder Konjunktur bekommen. Schauspielerin Gabi Dauenhauer macht ihn nun jedenfalls zum Thema eines literarischen Abends, mit dem das Theater Courage sein Sommergartentheater weiterführt.
„Liebe, Lust und Leidenschaft“ stehen ab dem 1. August, 20 Uhr, auf dem Programm. Herzblut-Zeilen berühmter Verfasser werden da zitiert, von Goethe bis Luther. Aber auch den Liebesbrief, den Marilyn Monroe einst auf eine Reinigungsquittung schrieb oder Erich Maria Remarques innigliche Depeschen an Marlene Dietrich werden von Gabi Dauenhauer und Peter-Maria Anselstetter vorgetragen, von Musik und kleinen biografischen Skizzen umrahmt.
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Schon seit Anfang Juni hat sich der Innenhof des Rüttenscheider Theaters in eine Freilichtbühne verwandelt. Das Courage-Team gehörte zu den ersten Theaterleuten, die nach dem Lockdown wieder ihren Spielbetrieb vor kleinem Publikum aufgenommen haben. Zunächst unter freiem Himmel, inzwischen beschert ein wetterfestes Zeltdach den maximal 34 Zuschauern Theater mit viel Frischluft ohne nasse Füße.
„Der Trinker“ von Hans Fallada als szenische Lesung
Viele Gäste hätten an dem Angebot Geschmack gefunden. „Manche fragen schon, ob wir das im nächsten Jahr wieder machen, auch wenn alles vorbei ist“, erzählt Peter-Maria Anselstetter, der die zweite neue Courage-Produktion am 15. August vorstellt. Im Mittelpunkt seiner szenischen Lesung steht „Der Trinker“ von Hans Fallada.
Das Werk mit biografischen Zügen schrieb Fallada während eines Haftaufenthaltes 1944. Die Alkoholexzesse, die Selbstlügen, die Angst vor der Entdeckung, aber auch die enorme Fülle literarischer Meisterwerke, die Fallada in seinem nicht sehr langen Schriftstellerleben hinterlassen hat, all das hat Anselstetter fasziniert. Schon vor 22 Jahren hat der Schauspieler den Roman gelesen und eine eigene Theaterfassung geschrieben. Die szenische Lesung ist nun ein Vorgeschmack auf den Stoff, den der Courage-Künstler nach der Pandemie auf jeden Fall noch auf die Bühne bringen möchte.
Wenn möglich, wird bis Oktober unter freiem Himmel gespielt
Überhaupt sind derzeit gleich drei Produktionen in der Warteschleife, erzählt Gabi Dauenhauer. Stücke mit mehreren Darstellern sind derzeit nicht zu verwirklichen, doch das Courage macht aus der Not eine Tugend und bringt stattdessen Solostücke sowie Gastspiele auf die Gartenbühne – von Comedian Christian Hirdes bis zum Reinhard Mey-Liedersänger Robert Schreiber.
Die Mischung kommt an. Die Existenz der Bühne sei so trotz minimaler Einnahmen erst einmal gesichert, zeigen sich die Courage-Akteure erleichtert. „Wenn möglich, wollen wir bis Oktober draußen spielen“, gibt sich Anselstetter zuversichtlich.
Tickets und Infos unter Tel. 791466 und www.theatercourage.de