Essen-Rüttenscheid. Das Theater Rü-Bühne in Rüttenscheid startet wieder durch. Es gibt zwar weniger Plätze als sonst, aber das Theater bietet ein volles Programm.

Die Theaterszene kämpft in Corona-Zeiten um ihren Fortbestand. Ensembles dürfen zwar wieder spielen, doch nur unter Auflagen. Die Rü-Bühne an der Girardetstraße in Essen-Rüttenscheid hat nun aus der Not eine Tugend gemacht und sowohl Sitzplätze als auch Stücke in coronagerechte Passform gebracht.

Stücke auf der Essener Rü-Bühne werden den Corona-Regeln angepasst

Dabei dürften die Plätze noch die leichteste Übung gewesen sein. Es reichte vollkommen aus, die Hälfte der Stühle wegzunehmen, um die erforderlichen Abstände zu schaffen. Dass es jetzt 35 statt 70 sind, verringere zwangsläufig die Besucherzahlen, so Vorstandsmitglied Antje Domeier, aber das wichtigste Etappenziel sei erreicht, nämlich wieder vor Zuschauern spielen zu dürfen, auch wenn man zwangsläufig mit weniger Einnahmen auskommen müsse.

Schwieriger war es mit dem, was auf der Bühne geschehen soll und darf. Bei zwei Produktionen, so berichtet Domeier, „waren wir bis zum Lockdown schon gut vorangekommen“. Doch weder das Stück Konfetti von Ingrid Lausund („Tatortreiniger) noch Antigone hätte man aufführen können, ohne dass sich die Darsteller recht nahe gekommen wären. Folglich habe man von den Plänen abgelassen. Vielleicht hätte man es aus rechtlicher Sicht sogar noch durchziehen können, sagt Vorstand Fritz Foerster, doch es gebe nun mal eine Verantwortung für Zuschauer wie Schauspieler. Zum Schutz aller Beteiligten „haben wir uns für eine Alternative entschieden“.

Jeder darf einmal auf der Bühne an der Girardetstraße stehen

Derzeit arbeite eine Gruppe an einer szenischen Collage, die dem Thema Freiheit gewidmet sei. Auszüge aus politischen Reden und Interviews, aber auch Fragmente aus den sozialen Netzwerken sollen die Grundlage für die Textkomposition bilden. Da es aber bis zur Bühnenreife noch dauert, hat die Spielstätte noch eine Reihe anderer Angebote im Köcher.

Für alle diejenigen, die gerne mal auf den Brettern, die angeblich die Welt bedeuten, stehen wollen, hat die Rü-Bühne das Format „Das kleine Kunstwerk“ geschaffen. Bis zu sechs Leute können am 9. Oktober und 27. November ihre schauspielerischen Talente austesten. Bei der Anzahl der Personen wird einmal mehr auf die Corona-Regeln geachtet.

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Das Zusammensein in Zweier-Beziehungen ist gerade in diesen Zeiten ein vorherrschendes Thema. Severin Roth, der ebenfalls dem Vorstand angehört, hat gemeinsam mit der Schauspielkollegin Rosalie Linneweber ein Stück geschrieben, das das Beisammensein in den Fokus rückt und sich mit Fragen von Identität und Verlustängsten auseinandersetzt. Dass beide Akteure bei ihren Auftritten am 2. und 3. Oktober großen Abstand wahren, sei allerdings nicht Corona geschuldet, sondern gehöre zum Konzept, betont Roth.

Angebot für die junge Generation in den Herbstferien

Theater lebt vom ehrenamtlichen Engagement

Zur Rü-Bühne hat acht unterschiedliche Kurse im Angebot, die von Theaterpädagogen geleitet werden.

Alle Veranstaltungen werden ehrenamtlich organisiert, mit Eintrittsgeldern Kosten des Bühnenbetriebs finanziert.

Der Spielplan ist unter https://ruebuehne.de/ abrufbar. Karten können unter 0151/64012488 bestellt werden oder per Mail: karte@ruebuehne.de

Da es der Kulturstätte in den vergangenen Jahren gelungen ist, eine Kinder- und drei Jugendgruppen zu bilden, wolle man auch der jungen Generation in den Herbstferien ein Angebot unterbreiten, so Roth. Vom 12. bis 17. Oktober dauere die Herbstwerkstatt, in der Handwerkliches und Digitales miteinander verbunden werde. Einerseits soll aus Plexiglas eine Pyramide entstehen, andererseits dreht es sich um die Bildung von Hologrammen. Am Ende ist für die Kombination eine Bühnenreife angedacht.

Nach den Ferien ist mit Gruppe Only Connect ein auswärtiges Ensemble zu Gastspielen willkommen. Als Termine sind der 31. Oktober und 1. November vorgesehen. Die Darsteller werden mit dem Kafka-Stück „Ewig Sohn“ aufwarten.

Zu den beliebten Gästen auf der Rü-Bühne zählt seit Jahren Kalle Henrich, der ansonsten mit Kabarettprogrammen die Menschen anspricht. Für seinen Auftritt am 5. Dezember hat er eine Vielzahl von literarischen Auszügen im Gepäck. Der Lockdown gab ihm Zeit, Wertvolles auszuwählen, das er den Gästen präsentieren möchte.