Essen. In Rüttenscheid, Burgaltendorf, Werden gibt es bereits Festabsagen wegen Corona. In Altenessen, Borbeck und Heisingen hoffen Organisatoren noch.

Ob Rü-Fest, Wottelfest oder Borbecker Schlossparkfest: Schon im vergangenen Jahr sind die meisten Veranstaltungen in den Stadtteilen wegen Corona ausgefallen. Besucher wie Veranstalter hofften auf 2021, doch nun gibt es die ersten Absagen.

Das für Mitte Juni geplante Fest rund um die Burg in Burgaltendorf fällt in diesem Jahr aus: Diesen Beschluss traf jetzt der Arbeitskreis aller Burgaltendorfer Vereine, Gruppen und Gemeinden, die gemeinsam das Burgfest planen und mit ihren Mitgliedern ehrenamtlich durchführen. Alle waren sich einig, eine Gegenstimme gab es nicht.

In Burgaltendorf halten die Veranstalter das gesundheitliche Risiko für zu groß

„Die Tradition zu unterbrechen, ist uns nicht leicht gefallen. Aber angesichts der derzeitigen unvorhersehbaren Corona-Entwicklungen und -Verordnungen halten wir alle die Durchführung unseres Burgfestes weder für organisierbar noch das damit verbundene gesundheitliche Risiko für unser Dorf verantwortbar“, begründet Sachausschuss-Sprecher Rolf Siepmann vom Heimat- und Burgverein die Absage. Das Burgaltendorfer Burgfest findet seit 1981 statt, immer in den ungeraden Jahren im Wechsel mit dem Ritterfest. Auch dieses fand im Vorjahr nicht statt.

Die Hoffnung auf gemütliche Stunden beim Stadtteilfest in Altenessen haben die Veranstalter noch nicht aufgegeben.
Die Hoffnung auf gemütliche Stunden beim Stadtteilfest in Altenessen haben die Veranstalter noch nicht aufgegeben. © FUNKE Foto Services | Carsten Klein

Mitten in den Planungen steckt hingegen die Interessensgemeinschaft Altenessen. „Wir wollen feiern“, erklärt der Vorsitzende Peter-Arndt Wülfing. Im vergangenen Jahr wäre das Stadtteilfest zum 25. Mal über die Bühne gegangen. Daraus wurde nichts. „Wir haben daraus gelernt“, erklärt Wülfing. In diesem Jahr werden die Verträge mit Künstlern und Händlern offen gestaltet, schließlich weiß niemand, wie sich die Corona-Pandemie bis zum dritten September-Wochenende entwickelt.

Altenessener Team kümmert sich um Hygienekonzepte

Das ehrenamtliche Team kümmert sich bereits jetzt um Sicherheits- und Hygienekonzepte, mit dem Risiko, dass diese Arbeit am Ende umsonst sein wird. Einlasskontrollen oder den Nachweis von negativen Testergebnissen schließt Wülfing derzeit aus: „Das funktioniert bei einem Straßenfest nicht.“

Auch die Organisatoren des Zechenfestes auf Zollverein wollen den Kopf noch nicht in den Sand stecken. Das Fest hatte noch im Jahr 2018 Zehntausende Besucher angelockt, die über das Welterbe-Gelände flanierten, das Programm auf gleich fünf Bühnen genossen und die Ruhrgebiets-Kultur aufleben ließen. Die konkreten Planungen sollen jetzt erst nach Ostern beginnen. „Wir haben entschieden, es anzugehen, aber zweigleisig zu fahren“, sagt Johannes Maas, Vorsitzender der Katernberger Werbegemeinschaft. Um die Besuchermassen zu entzerren und das Verpasste aus dem vergangenen Jahr nachzufeiern soll das Zechenfest an drei Tagen, vom 24. bis 26. September, stattfinden. Rund 70 Händler und Vertreter verschiedener Werbegemeinschaften sowie 50 Ehrenamtliche, angefangen vom BUND über die Johanniter bis zu diversen Geschichtskreisen aus den nördlichen Stadtteilen, stehen in den Startlöchern und müssen dennoch darauf warten, wie sich die Corona-Krise entwickelt.

Bürger- und Verkehrsverein Borbeck hofft auf kleinere Veranstaltungen

Auch im Essener Nordwesten fallen der Pandemie einige Klassiker zum Opfer: Der Borbecker Bummel (26. April), die Happy Days in Dellwig (Mai), das Maifest in Schönebeck, die Maienmahlzeit und der Schlossquelle-Lauf im Schlosspark Borbeck finden definitiv nicht statt. Auf der Kippe stehen das Schlossparkfest in Borbeck (Juli) und auch das „Fest der Fürstin“, das, wenn überhaupt, „in einem kleineren Format“ stattfinden soll, wie Susanne Asche, Vorsitzende des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins, erklärt. „Vielleicht klappt es mit einem historischen Spaziergang und einem kleinen Platzkonzert. Aber ganz sicher nicht am geplanten 19. September, sondern vielleicht irgendwann zwischendurch.“

Doch es gibt auch einen Funken Hoffnung: „Im Sommer wollen wir in Kooperation mit der Bezirksvertretung IV kleine Veranstaltungen in der Dubois-Arena anbieten“, so Susanne Asche. Auch beim Borbecker Weihnachtstag am 1. Advent gibt sich die Vorsitzende des BBV optimistisch: „An unserem alternativen Markt mit Schulen und Vereinen halten wir erstmal fest.“

Noch laufen die Planungen für das Borbecker Marktfest, das im September stattfinden soll. Hier ein Bild von 2018.
Noch laufen die Planungen für das Borbecker Marktfest, das im September stattfinden soll. Hier ein Bild von 2018. © FUNKE Foto Services | Carsten Klein

Kämpferisch gibt sich auch Rainer Lessau, 2. Vorsitzender der Borbecker Kaufmannschaft Cebo. „Wenn uns die Politik lässt, dann werden wir da sein.“ Und meint sowohl das Weinfest im Juli, als auch vor allem das Borbecker Marktfest, das im September steigen soll. Die Vorbereitungen laufen praktisch schon seit Beginn dieses Jahres. „In diesem Fall gehen wir zweifelsohne ein hohes Risiko ein“, sagt Lessau, „weil man ein Fest über drei Tage nicht einfach so aus dem Boden stampft“.

In Steele setzen die Veranstalter auf das letzte Quartal

Dennoch bleibt Lessau zuversichtlich: „Der Cebo war im vergangenen Jahr der einzige Akteur, der trotz Corona zwei Veranstaltungen durchgezogen hat“ – wenn auch unter anderem Namen und mit einer kulturellen Ausrichtung. So wurde das Weinfest zum „Spezialitäten-Treff“ und das Marktfest zum „Borbeck summer“.

Werdener Stoff- und Tuchmarkt fällt aus

Auch in Werden gibt es bereits eine Absage. „Man kann lamentieren wie man will, an den Infektionszahlen kommt man nicht vorbei“, sagt Peter Allmang, Geschäftsführer des Werdener Werberings. So habe man vergangenes Jahr vorausschauend, aber dennoch hoffnungsvoll für das erste Halbjahr 2021 lediglich eine Veranstaltung, den Frühjahrs-Stoff-und Tuchmarkt mit Suppenfest am 28. März, als verkaufsoffenen Sonntag angemeldet. Just der musste dann aber auch abgesagt werden.

Der Werbering hofft jetzt auf das zweite Halbjahr, so Allmang. Am 5. September soll es dann das Apfelfest geben (kombiniert mit dem Ludgerusfest der Pfarrgemeinde). Im Oktober könnte der Stoff- und Tuchmarkt stattfinden „und im Advent dann vielleicht wieder ein Weihnachtsmarkt“.

In Steele führt kein Weg am Initiativkreis City Steele (ICS) vorbei, wenn es um Straßenfeste und publikumsträchtige Veranstaltungen geht. Bislang hagelt es jedoch ausnahmslos Absagen. Die geplante Auftritt der Gilde der Marktschreier (April) fällt ebenso ins Wasser wie der Blumenmarkt, das Weinfest (beide Mai) und die Blaulichttage. Aber noch hat ICS-Chef Léon Finger nicht aufgegeben: „Wir setzen auf das letzte Quartal des Jahres. Die Vorbereitung auf die Oldtimer-Rallye im September hat noch nicht begonnen, aber wir sind bereit, das zu stemmen.“ Auch beim Historischen Handwerkermarkt im Oktober stehe man in Wartestellung. Die große Hoffnung jedoch verbinden die Steelenser und auch der ICS mit dem Weihnachtsmarkt, der im November und Dezember Tausende Besucher nach Steele lockt. Léon Finger: „Sollte auch der Weihnachtsmarkt ausfallen, wäre dies ein echter Schlag – auch für die zahlreichen Schausteller.“

Das Rü-Fest ist ein weiteres Mal gestrichen

Schlechte Kunde auch aus Rüttenscheid: Das Rü-Fest, das normalerweise weit über die Stadtgrenzen hinaus Zehntausende von Besuchern anzieht und das umfangreiche Planungen erfordert, ist laut Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid, bereits abgesagt. Die Oldtimer-Ausfahrt Tour de Rü ist verschoben, der neue Termin steht noch nicht fest. „Die Rüttenscheider Kunstmeile Rüart soll wie geplant vom 27. Mai bis 13. Juni stattfinden, weil es dabei keine Menschenansammlungen gibt. Aus diesem Anlass wird es wohl am 6. Juni in Rüttenscheid einen der wenigen verkaufsoffenen Sonntage in diesem Jahr geben“, so Krane. Er hofft, dass sich die Coronalage spätestens zum Wintermarkt im Dezember so entspannt habe, dass er stattfinden könne.

Mit Möhren, die dem Wottelfest seinen Namen gaben, warben Willy Schüffler (l.) und Jens Kürvers von der Werbegemeinschaft Heisingen 2019 für ihre Veranstaltung. Noch haben sie das Fest für 2021 nicht abgesagt.
Mit Möhren, die dem Wottelfest seinen Namen gaben, warben Willy Schüffler (l.) und Jens Kürvers von der Werbegemeinschaft Heisingen 2019 für ihre Veranstaltung. Noch haben sie das Fest für 2021 nicht abgesagt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Das Heisinger Wottelfest ist noch nicht abgesagt, eine Entscheidung soll im April fallen. „Wir würden das Fest gern stattfinden lassen, wenn wir dürfen“, sagt Willy Schüffler von der Werbegemeinschaft Heisingen. Man habe entsprechende Verträge unter Vorbehalt abgeschlossen, damit kein Schaden für die Werbegemeinschaft entstehe, wenn das Fest, das traditionell am letzten August-Wochenende stattfindet, dann doch abgesagt werden müsse. Man stehe im engen Austausch mit dem Schaustellerverband, der als Mitveranstalter seit langem die Wottelkirmes ausrichte, während die Werbegemeinschaft sich um Künstler und Stände kümmere.