Mit einem fürs Haus eher ungewöhnlichen Projekt feiert das Theater Courage in der kommenden Saison 25-jähriges Bestehen. Denn auch wenn es mittlerweile Tradition ist, dass das familiäre Ensemble um Chefin Gabi Dauenhauer mit Eigenproduktionen an den Start geht, eröffnet die neue Spielzeit ein Broadway-Klassiker: „Arsen und Spitzenhäubchen“.

Die Stammzuschauer werden es wissen: Bereits 2008 stand Joseph Kesselrings schwarze Komödie, die besonders durch die 1941 entstandene Verfilmung mit Cary Grant sich fest ins kollektive Kulturgedächtnis eingebrannt hat, auf dem Spielplan des charmanten Rüttenscheider Hinterhoftheaters an der Goethestraße. „Es war der Wunsch des gesamten Ensembles, mit diesem Stück unser Jubiläum zu feiern“, erläutert Falk Hagen, Sohn von Gabi Dauenhauer und längst im Leitungsteam des Theaters etabliert. Er schreibt mittlerweile eigene Stücke, steht seit jeher in verschiedensten Rollen auf der Bühne - und wenn er nicht in einem Stück spielt, fährt er die Technik.

Neun Darsteller für 99 Zuschauer

Bei „Arsen und Spitzenhäubchen“ wiederum gehört er zum Darstellerensemble. „Es ist das Stück mit den meisten Personen, das wir bisher aufgeführt haben“, so Hagen. Immerhin neun Personen spielen in dem Renner um zwei liebenswerte alte Damen, die einer mörderischen Beschäftigung nachgehen – und das bei einem kuscheligen Theater, das Platz für nur 99 Zuschauer bietet. Aber gerade die Tatsache, dass hier fast alle Couragler auf der Bühne stehen, hat es wohl zum idealen Geburtstagsstück gemacht für das Theater, das vor 25 Jahren noch unter dem Namen „Theater Freudenhaus“ an diesem Standort eröffnete – bis sich das Ensemble entzweite: Thomas „Schnulli“ Koppelberg gründete unter anderem mit Sigi Domke im Steeler Grend Kulturzentrum ein neues Theater und nahm dafür den alten Namen mit – Gabi Dauenhauer und Peter-Maria Anselstetter blieben am alten Standort und gaben ihrer Spielstätte 1992 einen neuen Namen: das Theater Courage.

Waren einst noch viele ernste und experimentelle Stücke auf dem Spielplan zu finden, so entwickelte sich die Bühne zunehmend zum Spezialisten für Komödien und erotische Stoffe – gerne auch beide Zutaten kombiniert. „Es ist das, was am besten bei uns ankommt“, räumt Gabi Dauenhauer ein. „Als privates Theater, von dessen Einnahmen wir leben, können wir uns es nicht leisten, ein engagiertes, künstlerisch wertvolles Stück zu zeigen, das niemanden interessiert.“

Was nicht heißt, dass für spannende, außergewöhnliche Produktionen kein Platz ist. So ist Gabi Dauenhauers Erotikdrama „Dirty Weekend“ ein gutes Beispiel dafür, dass die Erotikkomponente nicht billig wirken muss, sondern den Grundstein für ein spannendes Theatererlebnis bieten kann. Nicht umsonst gehört das Stück, das im April 2011 Premiere feierte, noch heute zu den Dauerbrennern – neben der gelungenen Komödie „Der Vampir von Rüttenscheid“, das Dauenhauer zusammen mit ihrem Sohn Falk Hagen geschrieben hat.

Schwerer tat sich in der vergangenen Saison, die laut Hagen „gerade in der ersten Hälfte äußerst erfolgreich war“, der Erotikthriller „Der Venusfall“, auch wenn dieser qualitativ dem „schmutzigen Wochenende“ kaum hinterher hinkt. „Krimis laufen bei uns leider generell nicht so gut“, bedauert Hagen.

Dafür wollen Dauerhauer & Co künftig verstärkt auf Kindertheater setzen. „Wir haben festgestellt, dass in diesem Sektor großer Bedarf herrscht in dieser Stadt, der noch nicht zu Genüge abgedeckt ist“, betont die Theaterchefin. Und so hat sie ein Stück verfasst, das nicht nur dem Namen nach an Antoine de Saint-Exupérys bekanntes Stück erinnert. „Die kleine Prinzessin“ heißt ihre Variante und wie ihr männlicher Kollege reist sie von einem fernen Planeten auf die Erde und lernt dort allerlei irdische Eigenheiten kennen. „Es ist weniger philosophisch als das Original“, so Dauenhauer, „aber dafür sehr witzig.“ An ein neues Stück für Erwachsene, das im kommenden Jahr Premiere feiern wird, arbeitet sie übrigens auch: „Eine reine Komödie“, verrät sie, „ganz ohne Erotik diesmal.“