Essen. Kultur trotz Corona: Theater Courage macht den Garten zur blühenden Freiluftbühne. Das Aalto-Theater verlegt eine Konzertreihe auf die Terrasse.

Sie haben geplant, gerechnet und ausgemessen. Seit die NRW-Landesregierungen den Theatern Ende Mai wieder die Möglichkeit zum Spielbetrieb gegeben hat – freilich unter strengen Schutzvorgaben – ist Kultur zur Rechenaufgabe geworden. Und für die meisten freien Theater ist das Ergebnis nach gründlicher Prüfung von Abstandsregeln und und Hygieneauflagen ziemlich ernüchtern. Bei meist nur wenigen Dutzend Besuchern und hohen Kosten für Reinigung und zusätzliches Personal lohnt sich die Öffnung einfach nicht. Das Theater Courage will seinem Namen nun aber alle Ehren machen und den Neustart trotzdem wagen. Zwischen Rosen und Hortensien soll es an den Wochenenden nun wieder Theater, Lesungen und Musik geben.

„Peppermint Twist“ zwischen Rosenbüschen und Hortensien

Warum funktioniert in Rüttenscheid, was andernorts nicht machbar ist? „Wir haben einen Vorteil: Wir haben den Garten“, sagt Hagen Hilsdorf. Zwischen üppigem Grün soll ab dem heutigen Freitag wieder ein Programm stattfinden. Los geht’s natürlich themengerecht mit dem „Sommer auf Balkonien“ am 5. Juni, 18 Uhr. Es folgt eine Outdoor-Fassung der zum Kultstück avancierten Musikrevue „Peppermint Twist“ und Impro-Theater im Stil eines „Krimi Noir“. Rund 20 Plätze können pro Vorstellung angeboten werden. Ein großer Schirm und ein luftiger Pavillon sollen vor Wetterumschwüngen schützen, wie sie just an diesem Wochenende vorhergesagt sind. Doch Hilsdorf ist zuversichtlich: „Wir wollen bei jedem Wetter spielen.“

Rechnen wird sich das Sommerprogramm auch an der Goethestraße nicht. Doch im Theater Courage will man trotzdem spielen, „damit wieder ein bisschen Geld in die Kasse kommt“, sagt Hilsdorf. Die ersten Wochen der Corona-Pandemie habe man mit der vom Land ausgezahlten Soforthilfe in Höhe von 9000 Euro überbrücken können. „Aber jetzt geht es an die Reserven“, heißt es in dem Rüttenscheider Traditionstheater. Zwölf Euro pro Karte seien da besser als nichts, findet der Theatermann. Und hofft nun auf die Solidarität der Zuschauer, die dem Theater seit 33 Jahren die Treue halten. Gespielt wird pausenlos und „so lange die Nachfrage da ist“, verspricht Hagen Hilsdorf.

Auf der Aalto-Terrasse gibt es Serenaden, Fado und Operetten-Hits

Von der großen Aalto-Bühne zieht die Musikrevue „Yesterdate“ an diesem Wochenende auf die Terrasse des Opernhauses. Mit dabei auch Albrecht Kludszuweit.
Von der großen Aalto-Bühne zieht die Musikrevue „Yesterdate“ an diesem Wochenende auf die Terrasse des Opernhauses. Mit dabei auch Albrecht Kludszuweit. © Stutte

Das Theater Courage dürfte auf Sicht nicht die einzige Essener Kulturinstitution bleiben, die das Open-Air-Format in diesem Sommer für sich entdeckt. Bei der Theater und Philharmonie startet man an diesem Freitag, sofern das Wetter mitspielt (Infos tagesaktuelle unter www.theater-essen.de), bereits die „Terrassenkonzerte“. Auch dort soll es den Juni über jeweils freitags, samstags und sonntags Kultur unter freiem Himmel geben. Das Angebot reicht von Bläser-Arrangements bis Fado-Gesängen. 30 bis 50 Besucher finden pro Auftritt Platz. Neben einer „Light“-Fassung der großen Musikrevue „Yesterdate“ mit Beatles-Hits und Hippie-Medleys am Freitag (19 /21 Uhr) und Samstag, 20 Uhr, erklingen Serenaden (Samstag, 18 Uhr). Der Sonntag (18 und 20 Uhr) gehört Hits aus Oper und Operette.

In Bonn teilen sich das Theater und die freie Szene der Stadt sogar eine Outdoor-Auftrittsmöglichkeit. Auf dem Gelände der Theaterwerkstätten wurde ein Autotheater als gemeinsame „Bühne für Bonn“ eingerichtet. Es sorgt gleich in mehrfacher Hinsicht für ein neues Wir-Gefühl.

Tickets für die Aalto-Konzerte (16/erm. 12 €) unter Tel. 8122-200 oder per Mail unter tickets@theater-essen.de. Tickets für das Theater Courage (12 €) unter Tel. 79 14 66