Essen. Essener Boulevard-Bühne spielt ab September. Theaterchef René Heinersdorff hält Ansteckungsgefahr für „relativ gering“, trifft aber Vorkehrungen.
Auf der Suche nach Räumen mit niedriger Covid 19-Ansteckungsgefahr stehen die Kultureinrichtungen in diesen Tagen ganz gut da. Auch René Heinersdorff, Chef des Essener Rathaus-Theaters, hat die jüngste Studie gelesen, nachdem in Großraumbüros wohl mehr Aerosole unterwegs sind als beispielsweise in Kinosälen. Vieles gilt es dabei freilich zu berücksichtigen – Deckenhöhe, Aufenthaltsdauer, Besucherdichte – doch Heinersdorff ist guter Dinge, dass es im September im Rathaus-Theater wieder losgeht.
René Heinersdorff lässt Fieber messen: „Mich hat das total beruhigt“
„Unterhaltung, Spaß und Entspannung“, danach sehnen sich in diesen Tagen schließlich viele. Der Theaterchef hat deshalb einen umfangreichen Spielplan geschnürt, in dem auch die wegen des Lockdowns ausgefallenen Produktionen der vergangenen Spielzeit noch Platz finden. Gleich acht Stücke stehen so zur Auswahl, mit beliebten und prominenten TV-Stars wie Christian Wolff, Horst Janson und Jeanette Biedermann.
Heinersdorff hofft inständig, dass Corona die Pläne nicht wieder durcheinander wirbelt. 250 Plätze wären nach aktueller Verordnungslage wieder zu besetzen. Doch der Bühnenchef plant schon aus psychologischen Gründen mit Platzabstand. Auch wenn er die Ansteckungsgefahr in Theatern nach aktuellem Stand für „relativ gering“ hält.
Seinem Publikum will er aber größtmögliche Sicherheit bieten und vor der Vorstellung künftig sogar Fieber messen lassen. Heinersdorff hat ein ähnliches Procedere gerade im Italien-Urlaub erlebt: „Mich hat das total beruhigt.“
„Wir fahren hoch und gucken, was passiert“ lautet das Motto
Vieles ist im Boulevard-Bereich derzeit eben anders und neu. Tourneen werden geplant und wieder abgesagt, Auftritte verschoben. Neben der Ausarbeitung von Hygienekonzepten, der Organisation von Einlass, Pausen-Abstand und der Erfassung von Publikumsdaten beschäftigt Heinersdorff aber vor allem eine Frage: Werden die Zuschauer wiederkommen? Bislang hätten sich die Abonnenten weitgehend solidarisch gezeigt, berichtet der Theaterchef erleichtert.
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Einige Abbestellungen seien wieder zurückgenommen worden, seit der neue Spielplan steht. Da nicht allzu viele Zuschauer ihr Geld zurückgefordert hätten und die letzte Saison bis zum Lockdown erstmals „richtig gut gelaufen“ sei, habe man die spielfreien Monate überbrücken können. „Wir fahren hoch und gucken, was passiert“, hat sich Heinersdorff vorgenommen.
Vorverkauf startet im August
Der Vorverkauf für die neue Spielzeit im Rathaus-Theater startet Anfang August. Wer Karten der ausgefallenen Vorstellungen von März bis Juni 2020 umtauschen möchte, sollte sich bitte vorher anmelden.
Die Theaterkasse in der Rathausgalerie am Porscheplatz ist dann wieder zu den bekannten Kassenzeiten zu erreichen: Mittwoch bis Samstag (10-15 Uhr/16-19.30 Uhr) sowie unter Tel. 24 555 55 und per E-Mail service@theater-im-rathaus.de
Solle sich im Oktober aber herausstellen, „dass das nicht finanzierbar ist, dann würde ich den Finger heben.“ In Essen wie in Düsseldorf und Köln, wo Heinersdorff weitere Boulevard-Bühnen betreibt, müsse man sich dann seitens der Stadt überlegen, „ob man weiterhin ein Privattheater haben will“.
Ein unglücklicher Lottogewinner und Multikulti-Zoff am Gartengrill
Noch allerdings ist Heinersdorff zuversichtlich, dass die Menschen nach den Sommerferien wieder ins Theater möchten. Zum Spielzeit-Start erleben sie Publikumslieblinge wie den Kabarettisten Jochen Busse und RTL-Urgestein Hugo Egon Balder in der Komödie „Komplexe Väter“. Die Komödie von René Heinersdorff erzählt von drei nicht mehr ganz taufrischen Vätern, die meinen, in der Kindererziehung einiges versäumt zu haben. Beim vergnüglichen Kampf gegen die Komplexe helfen Maike Bollow und Katarina Schmidt (10. September - 18. Oktober). Einen Mann im besten Alter spielt auch Peter Bongartz in „Die Neue“. Dass die Herzensdame so alt ist wie seine erwachsenen Söhne, sorgt für einen turbulenten Toleranztest (22. Oktober - 22. November).
Familie und andere Katastrophen sind auch Auslöser für ungewöhnliche „Weihnachten auf dem Balkon“. Gilles Dyreks Komödie bringt zwei Familien, zwei Balkone und jede Menge Konfliktpotenzial ins launige Spiel (3. Dezember - 10. Januar 2021). Auf der Bühne stehen unter anderem Markus Majowski, Simone Pfennig und Jens Hartwig.
Zu einem komödiantischen Schlagabtausch der besonderen Art kommt es in „Extrawurst“. Die Komödie von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob gehört derzeit zu den Repertoire-Rennern im Boulevard. Ein Tennisclub plant eine Vereinsfeier. Am Grillgut aber entzündet sich ein Grundsatzstreit – denn das einzige türkische Vereinsmitglied will sein Essen nicht auf einen Rost mit Schweinefleisch legen (14. Januar - 14. Februar).
„Nein zum Geld“ sagen dann die einstige „Lindenstraßen“-Diva Marianne Rogée, Jeanette Biedermann und Max Claus. Die Komödie um einen Lottogewinner wider Willen wird zum amüsanten Lehrstück über Geld, Gier und Glück (18. Februar - 21. März).
Mit einer falsch versandten SMS nimmt das Chaos in Sebastien Castros Komödie „Ab in den Schrank“ seinen Lauf (25. März-25. April), bevor sich echte „Kerle im Herbst“ auf ihrem Alterssitz in Mallorca als graumelierte Dreier-WG arrangieren müssen. TV-Förster Christian Wolff, der ewige „Bastian“ Horst Janson und Moderator Max Schautzer spielen diese Herren Ende 70, die die Lust am täglichen Streit und Haushälterin Dani jung hält.
„Ungeheuer heiß“ wird es dann in der Komödie von Lars und Krister Classon, die von einem Seitensprung in der Wellness-Grotte erzählt. Die in diesem Jahr ausgefallene Produktion mit Franziska Traub und Marie-Theres Kroetz-Relin wird vom 17. Juni bis 11. Juli nachgeholt.