Essen. Der Schauspieler, Musiker und TV-Moderator Hugo Egon Balder sprach im Interview über schlechtes Fernsehen, gutes Witze-Timing und seine große Liebe zum Theater. In Essen im Rathaus-Theater spielt er derzeit in der Boulevard-Komödie „Sei lieb zu meiner Frau“.

Für Hugo Egon Balder hieß das Motto in den vergangenen Tagen mal wieder „zurück in die Vergangenheit“. Zum 30. Geburtstag von Privatsender RTL wurden die Erinnerungen an Balders legendäre Früchte-Stripshow „Tutti Frutti“ mit Kirsche, Banane und Länderpunkten wach. Dabei findet der 63-Jährige die Beschäftigung mit der Vergangenheit eigentlich „stinklangweilig“.

Deshalb macht er auch wieder Theater. Damit hat er Mitte der 1970er angefangen. Und Theater ist für ihn auch die Zukunft. „Wenn ich gesund bleibe, kann ich auch noch mit 80 spielen.“ Im Rathaus-Theater würden sie das begrüßen. Dort wird der „Genial daneben“-Moderator derzeit jeden Abend mit der Komödie „Sei lieb zu meiner Frau“ gefeiert.

Über 400 Mal hat er die Rolle des Fremdgängers Karl schon gespielt und wird doch nicht müde, den Witz von Komödien-Autor René Heinersdorff zu loben. „Ich muss die Leute einfach zum Lachen bringen.“ Gute Humoristen hätten dabei eines gemeinsam: „Die meisten sind Musiker.“

1967 war Hugo Egon Balder Mitbegründer der Gruppe „Birth Control“

Denn Humor sei vor allem eine Frage des richtigen Timings, weiß Balder. Beides, Musik und Timing, hat er schon 1967 als Schlagzeuger und Mitbegründer der Gruppe „Birth Control“ bewiesen. Noch heute macht er Musik, wenn der Wahl-Kölner am Wochenende in seiner Hamburger Kneipe am Millerntor ist.

Hugo Egon Balder ist halt keiner, der zum Schönfärben und Anbiedern neigt. Vielleicht hat er sich auch nie richtig verkaufen müssen. „Bei mir war immer viel Glück dabei. Walter Giller hat mir damals nach „Tutti Frutti“ gesagt: „Dir kann doch nichts mehr passieren. Die halten dich jetzt für komplett bescheuert. Du kannst doch nur noch gewinnen. Von da an war mir alles egal.“

In Düsseldorf spielte Balder mit Harald Schmidt Kabarett

Die Rolle des Entertainment-Anarcho steht ihm bis heute gut. Er hat nicht ganz die Galligkeit von Harald Schmidt, mit dem er am Düsseldorfer Kommödchen Kabarett gemacht hat. Aber er spielt gern gegen den Strich. Hauptsache nicht so „verbeamtet“, wie ihm die Kollegen in jungen Jahren am Berliner Schillertheater vorkamen. Wer es nach der Ausbildung gleich ins Ensemble vom Altmeister Dieter Dorn mit Stars wie Martin Held und Martin Benrath geschafft hat, der hat eigentlich ausgesorgt.

Aber Hugo Egon Balder wollte mehr sein als der Storch in „Die Vögel“ von Aristophanes und 850 Mark Gage, die schon fast fürs Apartment am Kudamm drauf gingen. „Ohne den Kantinenchef wäre ich damals verhungert.“ Irgendwann hat er sich lieber für RTL und seine prallen Früchtekörbe entschieden.

Ein bisschen ausgezehrt wirkt er heute noch im Bademantel. Ein Kleidungsstück, das er auch im nächsten Heinersdorff-Stück nicht ablegen wird. Ab Februar spielt er in Düsseldorf den „Aufguss“, eine Wellness-Komödie. Gut möglich, dass ihn die nächste Tournee wieder nach Essen führt. Balder freut sich schon aufs Unterwegssein. „Ich bin ein echter Teamplayer.“