Wenn Horst Janson den Raum betritt, scheint die See nicht weit. Auch wenn der Probesaal der ev. Lutherkirche an der Kerckhoffstraße alles andere als maritim wirkt, hat man den passionierten Segler gleich vor sich. Die Haut noch von der Sonne gegerbt. die Haare leicht zerzaust. Ein Mann fürs Meer. Vom kommenden Montag an ist er im Rathaus-Theater sogar „Der alte Mann und das Meer“. Die Bühnenadaption des Hemingway-Klassikers ist eine kleine Sensation. Regisseur Jens Hasselmann hat Monate um die Rechte gekämpft, beim Rowohlt-Verlag, bei der Hemingway Foundation, schließlich über eine Anwaltskanzlei in New York. Bis dieses großekleine Meisterwerk des Literatur-Nobelpreisträgers endlich dort spielen konnte, wo Hasselman es sich immer vorgestellt hatte. Am Meer. Auf der Freilichtbühne bei Cap Arcona.
Aber nun ist bald Winter in der Stadt und Zeit für die Indoor-Premiere von „Der Mann und das Meer“ im Rathaus-Theater. Natürlich mit Horst Janson in der Hauptrolle. Denn für Regisseur Hasselmann war Spencer Tracy, mit dem das Buch verfilmt wurde, eigentlich immer schon die Zweitbesetzung des Fischers Santiago, der ja schon in der Vorlage mit „hager, faltig und blauen Augen“ beschrieben wird. Original Janson also.
Der ewige „Bastian“ spielt nun also den „alten Mann“. In einem Stück, das auch noch dafür stehen soll, dass man seine Würde behalten kann, egal in welchem Alter“, findet Hasselmann. Hört Janson das gerne? „In diesem Zusammenhang schon“, lächelt der 76-Jährige sein unverwechselbares Großejungenlächeln. Irgendwann weiß man schließlich, dass es die Gene gut mit einem meinen. „Wenn man noch so fit ist, dafür muss man dankbar sein“, sagt Janson.
Nicht alles im Leben ist so reibungslos abgelaufen wie das Altern. Seine Beinahe-Insolvenz, mit der er im vergangenen Jahr in die Öffentlichkeit gegangen ist, war ein Schlag. Da hat der Schauspieler Janson durchaus eine Parallele zum Fischer Santiago, der seinen dicken Fisch so lange durchs Meer zieht, bis die Haie ihm den kolossalen Fang bis auf die Gräten abgeknabbert haben, als er zurück an Land kommt. So in etwa muss es seinem Vermögen gegangen sein. 650 000 Euro Schulden hatten sich aufgetürmt, nachdem sich die Jansons viel Geld für ostdeutsche Abschreibungsobjekte gepumpt hatten. Das offenbarte der sympathische Mime 2011 bei „Maischberger“. Heute mag Janson zum Thema nicht mehr viel sagen. Die Parallele sei natürlich ,„dass ich mich nicht unterkriegen lasse“. Und so wirft er ab Montag seine Angel aus. Nach Fischen und Menschen.