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Die Ehe ist eine bloße Versorgungsanstalt und die ganze Emanzipation hätte sich erledigt, wenn Frauen wirtschaftlich unabhängig wären. Starker Tobak, den Esther Vilar 1971 in ihrem Buch „Der dressierte Mann“ formulierte. Nicht nur Frauenrechtlerin Alice Schwarzer ging damals auf die Palme. Aber was hat uns dieses Buch aus der Zeit des kalten Geschlechterkrieges heute noch in dieser Welt der Genderdebatten, Frauenquoten und väterlichen Erziehungszeiten zu sagen?
John von Düffels Theateradaption erzählt davon.Vor der Premiere von „Der dressierte Mann“ im Rathaus-Theater sprach Martina Schürmann mit den Hauptdarstellerinnen Karin Dor und Marianne Rogée über Männer, Feminismus und Karriere.
Von Düffels Stück erzählt davon, dass bei allem Bemühen um Gleichberechtigung die Probleme der Rollenverteilung immer noch die alten sind. Sehen Sie das ähnlich?
Marianne Rogée: Bebedingt. Es wäre schön, wenn Frauen endlich das Gleiche verdienen würden wie Männer. Aber es hat sich schon einiges geändert. Selbst in Griechenland und Spanien schieben Männer jetzt Kinderwagen, das wäre vor Jahren nicht denkbar gewesen
Erinnern Sie sich noch an Ihre Reaktion, als das Buch erschien?
Dor: Anfangs habe ich erst mal gedacht, dass die Frauen viele Vorteile verloren haben. Niemand hat einem mehr den Koffer getragen oder die Tür aufgemacht. Aber ich habe mich dann mehr damit beschäftigt und fand das ganz gut.
Rogée: Ich habe mir auch gern in den Mantel helfen lassen, aber dann doch ordentlich um mich geschlagen. Ich war damals mit einem Griechen verheiratet und habe für ihn zwei weiße Hemden am Tag gebügelt. Irgendwann habe ich dann tief durchgeatmet und gesagt: Dies sind deine Hemden, dies ist ein Bügeleisen, ich werde jetzt dort sitzen und den „Spiegel“ lesen, und du wirst gefälligst bügeln.
Wie hat er’s aufgenommen?
Rogeé: Die Ehe war dann auch ziemlich schnell vorbei.
Frau Dor, Sie haben mit 17 Ihren 30 Jahre älteren Mann, den Regisseur Harald Reinl, kennengelernt. Begibt man sich da nicht automatisch in Abhängigkeit?
Dor: Nein, dadurch dass ich viel gearbeitet habe und mit beiden Beinen im Leben stand, waren wir wirklich auf Augenhöhe. Bei meinem letzten Mann, da hatte ich das Gefühl, ich fallein die 70er Jahre zurück. Den habe ich verwöhnt wie nur etwas, gekocht und getan.
Kommen wir zum nächsten Klischee, das da heißt, Männer ertragen keine erfolgreichen Frauen. Haben Sie die Erfahrung gemacht?
Rogée: Man braucht schon einen sehr starken Mann, damit das klappt Aber man ist ja auch in guter Gesellschaft, wenn’s nicht funktioniert. Guck dir doch all die schönen Schwestern wie die Monroe an: durch die Bank unglücklich!
Altgediente Feministinnen klagen, dass die jungen Frauen sich heute nur noch auf den Erfolgen ausruhen. Ist Vilar wieder aktuell?
Rogée: Natürlich gibt es noch diesen von Vilar beschriebenen Typus. Man kennt doch die Frauen, die in Gegenwart von Männern sofort eine Terz höher sprechen. Grauenvoll! Die haben sofort diesen gewinnenden Ton.
Dor: Wie meine Freundin in Amerika. Der Mann hat’s Geld, aber es steht ihr auch alles zu. Sie muss repräsentieren, und er hat zu zahlen
Sie haben lange in Amerika gelebt, wie sind denn dort die Männer?
Dor: Durch und durch Gentleman.
Aber ein Regisseur wie Alfred Hitchcock galt ja auch nicht gerade als unkomplizierter Frauenfreund.
Dor: Rock Hudson hat mich damals sogar gewarnt: Hitchcock hasst Frauen! Aber wir hatten sofort einen ganz tollen Kontakt. Das ging soweit, dass wir nachmittags in den Drehpausen zusammen in meinem Wohnwagen saßen. Hitchcock brachte seine Hunde, Sekretärin Peggy und mir einen Daiquiri mit. Und dann hat er sich von mir deutsche Rezepte geben lassen. Königsberger Klopse.,Kohlroulade und solche Sachen. Peggy hat’s aufgeschrieben und seine Köchin musste das dann nachkochen.
Nicht jeder Regisseur lässt sich mit Rouladen überzeugen.
Rogée: Natürlich habe ich auch erlebt, dass Frauen gesagt haben: Ich will Karriere machen um jeden Preis. Unterm Strich bringt das nichts. Wenn dich jemand für eine Rolle wirklich will, schneidet er dich vom Baum ab. Und sonst kannst du machen was du willst, du kriegst nichts. Das ganze Antichambrieren ist sinnlos.
„Der dressierte Mann“ läuft im Rathaus-Theater vom 2.-22. September. Die Premiere ist ausverkauft. Karten für alle weiteren Vorstellungen: 24 555 55.