Essen. Konzerte, Lesung, Theater und ein Abend mit Doris-Day-Songs: Essener Kunstbaden-Reihe startet Grugabad-Finale und denkt über neue Standorte nach.

Eine ganze Bäderlandschaft als Bühne zu haben – in Coronazeiten ist diese Weitläufigkeit unter freiem Himmel ein kleiner Luxus, der der Essener Choreografin und Kunstmanagerin Jelena Ivanovic den Abschied vom traditionsreichem Freibad-Gelände noch schwerer machen dürfte. Doch nach vier Jahren steht nun das Finale für „Kunstbaden“ an.

Kultur mit Entspannungs-Flair und einer schönen Brise Sommerfeeling

Die Reihe hat nicht nur für ein neues Auftrittsformat, sondern auch für eine andere öffentliche Wahrnehmung des Grugabades gesorgt, da ist sich Kurt Uhlendahl, Abteilungsleiter der Sport- und Bäderbetriebe sicher. Der Erfolg der Reihe habe sich weit über Essen hinaus rumgesprochen, Badbetreiber der Nachbarschaft hätten sich schon umgeschaut. Doch in Essen läuft die Förderung nun aus. Und wenn alles stattfindet wie geplant, wird Jelena Ivanovic bald eine neue luftige Spielstätte für ihre Programme beziehen: den Kleingarten. Schon in diesem August wird eine Parzelle auf der Margarethenhöhe erstmals zum blühenden Auftrittsort.

Bis dahin allerdings präsentiert Ivanovic noch einmal all das, was „Kunstbaden“ ausmacht: Kultur mit Entspannungs-Flair und einer schönen Brise Sommerfeeling. Auf mitgebrachten Kissen und Picknickdecken, wo in diesem Jahr auch die selbstgepackten Körbe mit Getränken und Leckereien geplündert werden können, denn Catering bleibt in Coronazeiten untersagt. Damit die maximal 150 Besucher pro Vorstellung auch schön Abstand halten, ist jede Einlasskarte diesmal von einem bunten Bändchen mit Corona-Einheitsmaß 1,50 Meter umschnürt. Die Abstandsregel hat auch dafür gesorgt, dass beliebte Kunstbaden-Aktionen wie die Tangonacht, Lindy Hop und der Kreativ- und Vintage-Markt „Piazza del Unico“ diesmal ausfallen müssen.

Reihe startet mit einem Konzert der Publikumslieblinge von „Uwaga!“

Dafür hat die Kunstbaden-Macherin noch einmal ein abwechslungsreiches Programm geschnürt, das zwar später als zunächst geplant startet. Dafür kommen gleich zum Auftakt am 20. Juni noch einmal die Publikumslieblinge der vergangenen Spielzeiten ins Grugabad. Die Musiker von „Uwaga!“ werfen die Klassik buchstäblich ins kalte Wasser und holen sie mit musikalischen Angelhaken aus feurigen Balkan-Sounds und groovenden Popular-Songs wieder frisch sprudelnd an die Oberfläche. „Dance“ heißt auch ihr Konzertprogramm. Und gegen ein bisschen Mitwippen am Beckenrand wird niemand etwas haben.

Als Vielseitigkeitsmeister stellt sich auch Hermann Welp am 28. Juni, 18 Uhr, bei einer Picknick-Lesung mit Konzert vor. Begleitet von Saxophonist Wolf Codera und Illustratorin Doro Ostgarthe liest der Bäckermeister, Autor, Chorleiter und Rüttenscheider Markthändler aus seinem Buch vor. „Wein, Weib . . . & Cello“ haben die Schauspielerin Kaja Heinrich und Florian Hoheisel, Cellist der Essener Philharmoniker, im Gepäck, wenn sie am 1. August, 20 Uhr, Berliner Caféhaus-Lyrik der 1920er bis 50er Jahren von Tucholsky bis Kästner zu einem musikalisch-literarischen Programm verbinden: „Da, wo die Brosche ist, is vorne.“ Das Theater Kreuz & Quer zeigt am 5. und 12. Juli, 11 Uhr, Kindermärchen.

„Tatort“-Assistent Roland Riebeling stemmt Süskinds dicken „Kontrabass“

Eine Ikone der 1960er findet dann am 15. August, 20 Uhr, in der 1964 eröffneten Essener Poollandschaft ihren perfekten Auftrittsplatz. „Die famose Welt der Doris Day“ präsentiert die Essener Sängerin Franziska Dannheim dem Publikum zusammen mit Robert Mayer in Liedern, Zitaten und Anekdoten.

Den dicken „Kontrabass“ stemmt Schauspieler Roland Riebeling am 22. und 23. August, 20 Uhr, auf die Beckenrand-Bühne. Einem großen Publikum ist der gebürtige Essener als „Jütte“ aus dem Kölner Tatort bekannt. Mit dem furiosen Theatermonolog von Patrick Süskind war Riebeling zuletzt auch bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen zu Gast – und beehrt nun seine alte Heimat.

Mit Brahms und Beethoven begleiten die Musiker der Essener Philharmoniker die Gäste dann beim performativen 5-Gänge-Menü am 19. und 20. September als großes Kunstbaden-Finale. „Das letzte Ma(h)l“ darf man diesmal also ganz wörtlich nehmen. Und vielleicht gibt’s im nächsten Jahr stattdessen ein künstlerisches Rendez-vous mit jungem Gemüse.

Reservierungen und Infos unter www.jelena-ivanovic.com/kunstbaden/