Essen. Die Polizei geht am Samstagabend in mehreren Städten im Ruhrgebiet gegen Clan-Kriminalität vor. Auch in Essen ist die Polizei im Einsatz.
Am Mittwoch erst schlug der NRW-Justizminister Alarm: Essen zähle mit Abstand die meisten Delikte krimineller Clans. Dass man sich damit keineswegs abfinden will, wird drei Tage später an diesem Samstagabend deutlich: Mehrere hundert Polizisten unter anderem der Einsatzhundertschaft schwärmen an verschiedene Brennpunkte im Stadtgebiet zur Razzia aus. Und nicht nur in Essen: Es ist eine revierweite konzertierte Aktion in sechs Polizeibehörden, rund 1300 Polizisten, von Duisburg bis Dortmund.
Polizeisprecher: "Wir geben keinen Zentimeter Boden preis"
Die Polizei ist in Essen unter anderem an der Steeler Straße, der Marktstraße und der Mülheimer Straße - meist in Shishabars - im Einsatz. Dabei zeigte die Behörde starke Präsenz: In einem Café an der Mülheimer Straße kam bei der Kontrolle auf einen Gast ein Polizist beziehungsweise Mitarbeiter des Zolls oder des Ordnungsamtes.
In Essen wurde eine Person festgenommen, twitterte die Polizei. Demnach haben die Beamten bei dem Mann 9000 Euro Bargeld und einige EC-Karten gefunden. Ob er das Geld und die Karten rechtmäßig besitze, müsse er nun nachweisen. Zudem wurde in Borbeck ein Gastronomiebetrieb vorübergehend geschlossen.
Razzia in Essen gegen Clan-Kriminalität
„Wir zeigen damit: Wir bleiben dran. Und wir geben keinen Zentimeter Boden preis.“ So martialisch formuliert es Ulrich Faßbender, der Sprecher der Essener Polizei, nach dessen Worten die Aktion in ihrem Essener Abschnitt diesmal nicht nur der nördlichen Innenstadt gilt, sondern auch Brennpunkten und ausgewählten Objekten in anderen Stadtteilen: Gaststätten und Shisha-Bars, Läden und Diskotheken.
Die neuen "Staatsanwälte vor Ort" sind in Rufbereitschaft
Was man polizei-intern betont lässig als „Stubendurchgang“ bezeichnet, hat einen ernsten Hintergrund: Es geht angesichts schwindenden Respekts für das staatliche Gewaltmonopol bei den Clans um ein Signal der Stärke. Hinter dem darf der in Zahlen messbare Erfolg aufgefundener Drogenmengen und Waffen sowie vollstreckter Haftbefehle offenbar zurückstehen. Dies zumal sich eine revierweite Polizei-Aktion dieser Größenordnung im Straßenbild kaum verbergen lässt.
Zum ersten Mal stehen an diesem Samstag auch die neuen, eigens für Fälle von Clan-Kriminalität eingerichteten „Staatsanwälte vor Ort“ in Rufbereitschaft, um im Falle eines Falles dazuzustoßen. Dass bei einem solchen Aufmarsch die Politik nicht weit ist, versteht sich von selbst: NRW-Innenminister Herbert Reul will sich noch im Laufe der Nacht in der Essener City ein Bild der Aktion machen.
Über die Ergebnisse der Razzia will die Polizei am Sonntag informieren.