essen. . Auch mehr als 30 Jahre nach dem Ende des Bergbaus in Essen gibt es Bürger, die eine Lore haben wollen. Doch eine zu bekommen, ist schwierig.

Auch mehr als 30 Jahre nach der Stilllegung der letzten Essener Zeche – das war Zollverein im Jahr 1986 – gibt es Bürger, die die Idee haben, eine Lore aufzustellen, zum Beispiel in ihrem Vorgarten. Oder auf einer Grünfläche, auf der es mal eine Zeche gab.

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Wir sind in Frintrop, fast schon Oberhausen, und Rainer Seck vom Bürger- und Verkehrsverein Frintrop sagt: „Hier, wo heute ein Spielplatz ist, stand mal Schacht Kattendahl.“ Mit einem amtlichen Fördergerüst und Gebäuden aus Fachwerk, alles abgerissen 1932.

Kattendahl gehörte zur Zeche Königsberg, die auf Oberhausener Stadtgebiet lag. Seck berichtet: „Wir wollen nicht, dass die Vergangenheit Frintrops in Vergessenheit gerät.“ Deshalb sei ein Kultur- und Geschichtspfad durch den Stadtteil in Arbeit – was noch fehlt, ist eine Lore, die an der Oberhauser Straße, Ecke Dümptener Straße, an Kattendahl erinnert. „Ich habe viele Kontakte, schon zahlreiche Menschen angesprochen, doch niemand hat eine Lore.“ Dabei ließe sich der Transport, keine Kleinigkeit bei den tonnenschweren Geräten, durchaus regeln.

Frintrops Heimatverein will an die Geschichte erinnern

Seck ist nicht der einzige Bürger, der verzweifelt nach einer Lore sucht. Auch Kriemhild Mühlbauer aus Heisingen hätte gerne eine für ihren Garten: „Als Geschenk für meinen Mann zum 60. Geburtstag.“ Sein Großvater sei Bergmann gewesen, und sie selbst kennt die Förderwagen aus ihrer Heimat, dem sächsischen Freiberg. Dort wurde hunderte Jahre lang Silber abgebaut. „Dort standen die Loren in vielen Vorgärten, ich fand das immer schön.“ Nur: Wo bekommt sie heute noch eine Lore her?

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Wer hat Loren vor der Tür, die er verkauft? Anruf beim Künstler Thomas Rother (80), der auf Zollverein in seinem „Kunstschacht“ lebt und alles sammelt, was mit der Bergbau-Geschichte zu tun hat.

Vor dem „Kunstschacht“ reiht sich ein halbes Dutzend Förderwagen aneinander, aber: „Die sind natürlich unverkäuflich“, sagt Rother. „Ich bekomme regelmäßig Anfragen, doch für kein Geld der Welt würde ich sie hergeben.“

Mit den Loren sei es so ähnlich wie mit den Grubenlampen: „Die gibt es heute kaum noch, mittlerweile finden Sammler nur noch welche aus Polen.“ Sein dringender Rat: Wer Relikte des Steinkohlenbergbaus zu Hause hat, sollte sie hüten.

Die Wege, die die Loren aus den Bergwerken in die Vorgärten und Kleinanlagen nahmen, sind stets verschlungen.

„Ich kannte einen, der einen kannte“ – so bekam man eine Lore

„Ich kannte da einen, der einen kannte, der einen kannte“, heißt es immergleich in den Geschichten von Besitzern der historischen Förderwagen, in denen heute die Stiefmütterchen blühen. „Heute ist das schwierig“, sagt ein Sprecher der Ruhrkohle AG (RAG), die Ende des Jahre Deutschlands letztes Steinkohlenbergwerk in Bottrop schließt. „Tatsächlich sind die Loren knapp geworden. Wir haben übrigens auch keine.“ In den letzten Jahren des Bergbaus sei die Kohle unter Tage mit Wagen befördert worden, die ganz anders aussähen als jene, die heute an den Straßenecken stehen.

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Dritter Versuch: Anruf bei Udo Schwamborn (62) in Karnap. Der ehemalige Bergmann sammelt alles, was mal unter Tage zum Einsatz kam und ist dafür mindestens in seinem Stadtteil bekannt. „Ich habe keinen Förderwagen und würde ihn auch nicht hergeben“, sagt Schwamborn. Er hat mehrere Keller und vier Garagen voll mit alten Zechen-Devotionalien und sucht längst nach einem passenden Ausstellungsraum: „Aber mir bietet keiner was an.“ Dabei habe er Anfragen aus anderen Revier-Städten, „doch ich bin Essener, die Sachen sollen hier ausgestellt werden, nicht woanders.“

Sein Tipp für Loren-Sucher: „Mal im Internet gucken.“ – Kurzer Blick auf „Ebay“: Fehlanzeige. Nur Modelle und Bilder von Loren. Kurzer Blick auf „Ebay Kleinanzeigen“: Da! Eine Lore! Doch sie steht in 06308 Siersleben, Südharz, Sachsen-Anhalt. Dort gab es früher Erzbergbau.

Wer jetzt keine Lore sein Eigen nennt, der bekommt auch keine mehr. Ach, es ist ein Jammer.

Der Essener Loren-Atlas

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Purer Zufall: Auch das LWL-Industriemuseum „Zeche Hannover“ (Bochum) erstellt derzeit einen interaktiven Loren-Atlas fürs gesamte Ruhrgebiet.