Essen. . Lebhaftes Echo auf den Aufruf dieser Zeitung: Leser melden etliche Standorte von Kohlenloren. „Essener Loren-Atlas“ wächst.

Der „Essener Loren-Atlas“ nimmt allmählich Gestalt an. Der Aufruf in dieser Zeitung, möglichst viele Standorte von Grubenwagen zwischen Kettwig und Karnap zu nennen, ist auf ein lebhaftes Leserecho gestoßen. „Hallo Team, die Idee mit dem Loren-Atlas, finden wir super gut!“, schreiben Karin und Hans-Gert Schäfer. Und fügen hinzu: „Nachdem unsere Zechen dichtmachen mussten, haben die Menschen doch ein Interesse daran, dass an die Entstehungsgeschichte unseres Kohlenpotts erinnert wird.“

Inniger kann die Verbindung von Kohle und Lore nicht sein: Andreas Schmidt, Heegstraße 28, ist einer der letzten Kohlenhändler im Revier. Sein Großvater hat den Betrieb 1927 gegründet. „Ich beliefere meine Kunden im Ruhrgebiet mit Anthrazitkohle des Bergwerks Ibbenbüren.“ Die Lore stamme von Zeche Levin und stehe schon seit 30 Jahren dort. „Einer unserer Fahrer hat sie damals organisiert.“

Kleingartenvereine haben ein Faible für Loren

Kleingartenvereine haben ein besonderes Faible für Loren. Im Weidkamp hat der „Kleingärtnerverein Borbeck e. V. Anlage Hesselbach 1+2" eine Lore aufgestellt.

„Der letzte Wagen der Zeche Christian Levin 19857 - 1960“ steht auf dem Förderwagen am Eingang der Borbecker Kleingartenanlage Weidkamp (gegenüber dem Panzerbau). Hendrik Menger (86), seit Jahrzehnten Vereinsmitglied, sagt: „Die Lore steht hier schon, so lange ich mich erinnere.“

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Wie eng Fußball, Stadtteil und Kohle miteinander verwoben sind, zeigt die „Kleine Gruga“ an der Hafenstraße, direkt an der Zufahrt zum Stadion Essen, dem früheren Georg-Melches-Stadion. Auf der Infotafel heißt es: „Dieser eiserne Förderwagen war ein gleisgebundenes Fördermittel für Kohle und Bergematerial. Der Wagen stammt aus der letzten Schicht der Verbund-Steinkohlenzeche Emil-Fritz (1967-1973). Die Vorgängerzechen Emil und Emscher (1873-1966) prägten maßgeblich die Entwicklung der Stadtteile Vogelheim, Bergeborbeck und Altenessen. Viele Spieler und Mitglieder von Rot-Weiss Essen waren auf dieser Zeche beschäftigt. Georg Melches selbst hatte dort gearbeitet, zudem war sein Vater Heinrich dort lange Zeit Betriebsführer.“

Erinnerung an die Bergbaukolonie von Zeche Kronprinz

Stolz auf ihre Wurzeln ist die „Bergbaukolonie Schönebeck e.V.“, die im Mai 1994 eine silberlackierte Lore in der Siedlung aufgestellt hat. Sie steht auf der Schönebecker Straße/Ardelhütte vor dem Nikolaus-Grill. Eine kunstvoll gestaltete Metalltafel an der Lore verrät, wer sie gestiftet hat: die Verwaltung von Veba Wohnen AG.

Erinnert wird an die Wohnsiedlung der ehemaligen Schachtanlage Kronprinz, die zwischen 1916 und 1920 erbaut wurde. „Schacht Kronprinz stand einst an der Aktienstraße, heute ist dort Burger King“, sagt Hans-Dieter Kunkel, Vorsitzender der Bergbaukolonie. Sein Verein veranstaltet traditionell das Osterfeuer, ein Sommerfest und den Nikolausmarkt. „Vor knapp zwei Jahren ist jemand mit dem Auto volle Kanne gegen die Lore gefahren, so dass sie flach lag“, berichtet Kunkel. Erfreulich: Mitarbeiter der Stadt hätten sie wieder festgeschraubt.

Von Hugo zur Papstmesse nach Dellwig

„Früher gingen hier die Bergleute von Zeche Levin und Prosper vorbei“, sagt Karl-Heinz Pfahl vom Dellwiger Bürger- und Verkehrsverein. Die Lore, 2001 aufgestellt, steht auf dem grünen Zipfel Reuenberg/Donnerstraße und hat eine bewegte Geschichte. In den 1950/60er Jahren ist der Förderwagen mit der Nummer „H11194“ auf dem Gelsenkirchener Bergwerk Hugo eingesetzt worden.

Später stand er als Anschauungsstück in der Ausbildungswerkstatt von Prosper Haniel (Bottrop). Seinen ganz großen Auftritt hatte er 1987 beim Besuch von Papst Johannes Paul II. Bei der Messe im Parkstadion diente er als Gefäß für die Kollekte. „Danach haben wir ihn neu aufbereitet“, sagt Pfahl. Die Kohlebrocken stammen übrigens von der Trimet.

Wolfgang Garz ist „Mann der ersten Stunde“ in der Altendorfer Kleingartenanlage „Amalie 94“. Von der gleichnamigen Zeche stammen auch die beiden Loren, die die beiden Eingänge an der Grieperstraße zieren. „Mein Vater Hermann war Schießmeister auf Amalie“, sagt Garz. Die Amalie-Loren fallen auf durch ihre bunte Aufmachung. Die Verantwortung für die Loren-Bepflanzung gehe reihum – von Mitglied zu Mitglied. „Schade nur, dass frische Pflanzen oft schon am nächsten Tag rausgerissen sind“, klagt Garz.

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