Essen. . Im Keller einer Hauptschule in Katernberg haben vor Jahren Eltern, Schüler und Lehrer einen Stollen nachgebaut. Heute kommt niemand mehr vorbei.

Nein, mit größeren Menschengruppen kann man hier nicht hinein – dafür ist es zu klein. Doch dafür ist alles echt und alt und ordentlich duster: Essens kleinstes Bergbaumuseum fristet derzeit im Keller einer Katernberger Hauptschule ein etwas unwürdiges Dasein. Vor mehr als zehn Jahren errichteten Eltern, Lehrer und Schüler in einem unbenutzten Raum einen Stollen, so wie er früher unter Tage aussah: Mit Grubenholz, sehr vielen schwarzen Wänden – in diesem Fall aus Rigips – und echter Kohle auf dem Grund.

Den Lehrern ist das Thema Bergbau fremd

Doch es kommt niemand mehr vorbei, um sich anzuschauen, wie Bergleute damals gearbeitet haben: „Die Kinder und Jugendlichen wissen heute wenig über Zechen, denn ihre Väter und Großväter waren keine Bergleute mehr“, sagt die ehemalige Lehrerin Ingrid Radig. Und Harald Reinartz, der heutige Schulleiter, ergänzt: „Auch den jungen Lehrern von heute ist das Thema Bergbau häufig fremd.“ Die Katernberger Hauptschule ist heute eine Nebenstelle der Steeler Marienschule. Rund 200 Kinder und Jugendliche werden am Standort Termeerhöfe noch unterrichtet. Geschichten aus der Zeche kennen sie noch nicht mal mehr vom Hörensagen.

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Das war damals. rund um das Jahr 2005, noch anders: Heinz Mühlenbeck (heute 64) hatte damals seinen Sohn Jens zu dieser Schule geschickt, es entstand enger Kontakt zu den Lehrern. Schließlich kam Mühlenbeck, damals Schlosser bei der RAG, auf die Idee: Lasst uns für den Technik-Unterricht einen kleinen Lehr-Stollen bauen. „Mit mehreren Schülern haben wir das ein Jahr lang gemacht, es war toll“, erinnern sich Ingrid Radig und der frühere Technik-Lehrer Wilhelm Steinen. „Das Projekt war wie gemacht für den Technik-Unterricht.“

Original-Material eines Lehr-Stollens in Bergkamen

Vater Mühlenbeck besorgte Holz, Kohle und ausgediente Geräte von einem Lehrbetrieb auf Zeche Haus Aden in Bergkamen. Das ganze Original-Material wurde in Katernberg neu eingesetzt und dann regelmäßig in Geschichts- oder Technik-Stunden benutzt.

Und so lernen Besucher noch heute angesichts schwerer Holzstempel, die in Schräglage montiert sind: Eiche, Buche, Fichte – nein, es war nicht egal, was die Bergleute früher für den Gruben-Ausbau benutzten. Es musste und durfte nur Fichte sein. „Denn das fing an zu knarzen, wenn die Last zu schwer wurde. Jedes anderes Holz bricht ohne Vorwarnung zusammen, das war für die Bergleute lebensgefährlich“, erzählt Mühlenbeck. Den Vorraum im Keller haben sie damals liebevoll dekoriert mit alten Schildern, die vor Gefahr warnen, mit Signaltafeln, und in einer Glasvitrine sind alte Ausbildungs-Broschüren aufbewahrt. Der Leser lernt: In einen Förderwagen, volkstümlich auch als Lore bezeichnet, passen gut und gerne fünf Farbfernseher. Damals gab es nur die dicken Röhren-Geräte.

Und für eine kleine Werkzeugkunde ist ein Besuch im Keller der Hauptschule Katernberg auch gut: Wer weiß heute schon noch, was ein Krätzer ist: Sieht so ähnlich aus wie eine Schaufel, ist aber vorne spitz.

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