Essen. . Besucher der Essener City sollen ab Sommer 2018 kostenlos im Internet surfen können. Essen holt sich dafür einen privaten Partner ins Boot.
Andere Städte bieten längst kostenloses öffentliches WLAN an. Die Essener Innenstadt gleicht dagegen immer noch einer digitalen Wüste. Das soll sich nun ändern: Ab Sommer sollen Besucher in der City kostenlos im Internet surfen können, wie der Geschäftsführer der Essen Marketing (EMG), Dieter Groppe ankündigte. Nicht gleich in jedem Winkel in der Innenstadt, aber auf den Haupteinkaufsstraßen und Plätzen. „Zunächst sicher auf der Kettwiger und Limbecker Straße, dem Willy-Brandt-Platz, Kennedyplatz und an der Porschekanzel“, so Groppe.
Sollte es tatsächlich so kommen, würden jahrelange Diskussionen nun endlich zum Ziel führen. Essen habe beim Thema kostenloses WLAN eine „unheimliche Behäbigkeit“ an den Tag gelegt, übt Kai Hemsteeg Kritik. Hemsteeg gehört dem Essener Bürgerbündnis EBB an, früher der Piratenpartei. Die hatte schon 2011 einen Antrag im Stadtrat gestellt. Damals sollte noch mit der Initiative Freifunk ein WLAN-Netz aufgebaut werden, was aber nie Fahrt aufgenommen hat, vor allem weil die Stadt aus rechtlichen Bedenken keine städtischen Router eingebracht hat.
WLAN-Zugang funktioniert per App
Die EMG will das Thema nun anders angehen und einen privaten Partner ins Boot holen. Im Gespräch ist der Oberhausener App-Entwickler Ruhrcult. Der will das kostenlose WLAN-Netz mit einer Essen-App verknüpfen. Der Nutzer muss sich dort einmalig mit E-Mail, Alter und Postleitzahl anmelden und kann das WLAN nutzen. Die App wiederum soll über Werbung von ansässigen Einzelhändlern finanziert werden. „Große Kaufhäuser und Einkaufszentren haben Interesse signalisiert“, sagt Groppe. Vor einigen Jahren gab es dagegen noch große Zurückhaltung. Wie viel das Projekt kostet und wer welchen Anteil trägt, darüber wollen EMG und Ruhrcult in den nächsten Wochen sprechen.
Hemsteeg wirft der EMG derweil vor, für das W-Lan-Projekt EU-Fördergelder liegen zu lassen. Derzeit läuft die Initiative Wifi4EU der EU-Kommission. Sie will europaweit an bis zu 8000 Kommunen jeweils 15.000 Euro vergeben, damit sie ihr öffentliches WLAN ausbauen können. Die EMG will sich darum – ganz zum Unverständnis von Hemsteeg – nicht bewerben. Groppe verteidigt sich gegen die Kritik. Zum einen erlaube die EU keine Verbindung mit werbefinanzierten Apps, wie es der EMG vorschwebt. Zum anderen könne Essen nicht sicher mit den Fördergeldern rechnen, weil diese nur an ausgesuchte Bewerber gehen werden.
Bezirksvertretung sieht sich ausgebremst
Unterdessen wird eine Initiative der Bezirksvertretung Zollverein (BV VI) in ihrem Ansinnen ausgebremst, in ihren Stadtteilen mehr öffentliche Plätze mit kostenfreiem WLAN auszustatten. Auch die BV VI wollte sich um Fördergelder aus dem EU-Projekt bemühen und stellte eine Prüfbitte an die Stadtverwaltung. „Die Antwort hat mich sehr erstaunt und enttäuscht“, sagte Andre Vollmer (SPD). Das Essener Systemhaus (ESH) als zuständige städtische Abteilung habe lapidar entgegnet, dass es das ja schon am Stoppenberger Rathaus gebe und somit keine weitere Notwendigkeit gesehen werde. „Ich halte das für fahrlässig, wenn nicht auch die Stadtaußenbezirke angeschlossen werden“, so Vollmer.