Essen. Durch Freifunk e.V. wächst das kostenlose W-LAN-Netz in Essen. Die Stadt ist skeptisch und führt Gespräche mit großen Anbietern – die aber verlangen Daten.
Die Innenstadt in Steele ist als Vorreiter schon lange komplett frei vernetzt. Am Isenbergplatz im Südviertel lässt es sich ganz ohne lästige Anmeldung oder Kosten surfen. In der nördlichen Innenstadt hielt die drahtlose Verbindung bei Essen Original sogar mehreren hundert Besuchern stand. Und auch die Rüttenscheider Straße soll bald ein Teil des Netzwerks sein.
Der bundesweit aktive Bürgerverein Freifunk e.V. weitet sein W-LAN-Netzwerk in Essen deutlich aus. Möglich ist das allerdings nur dank der Unterstützung durch Gastronomen, Vereine und Gewerbetreibende.
Ratsbeschluss noch nicht umgesetzt
Auch interessant
Denn während andere Städte wie Arnsberg die Aufstellung des nötigen technischen Equipments gar finanzieren und sich Wittens Bürgermeisterin Sonja Leidemann publikumswirksam als „Freifunkerin“ in ihrem Büro fotografieren lässt, hat die Stadt Essen nicht einmal Gespräche mit dem Verein geführt. Dabei gibt es sogar einen Ratsbeschluss aller Fraktionen von Ende Oktober, der genau das verlangt. Die Stadt soll demnach prüfen, „ob und unter welchen Voraussetzungen ein freies und kostenloses W-LAN in Essen durch die Unterstützung von Organisationen zur Verbreitung freier Netzwerktechnologien wie beispielsweise dem Freifunk Rheinland e.V. realisiert werden kann“, heißt es darin.
Dabei hat man im Rathaus die Notwendigkeit des frei zugänglichen Internets – speziell für Bereiche wie die Innenstadt – auch erkannt. „Freies W-LAN ist gerade in der City ein Muss, sonst hinken wir bald hinterher. Wir arbeiten mit Hochdruck daran“, sagt Dieter Groppe, Leiter des City-Managements bei der Essen Marketing GmbH (EMG). Nach Auskunft der Stadt haben die Firmen Unitymedia, Telekom und World Communication ihre Konzepte für freies W-LAN bereits den Stadttöchtern EMG und Essener Systemhaus vorgestellt, heißt es auf Nachfrage.
Stadt sorgt sich um Haftung
Auch interessant
Die Kommunikationsriesen wollen als „Bezahlung“ aber vor allem eines: Daten. „Die Geschäftsmodelle unterscheiden sich teilweise deutlich, vor allem sollen die Nutzerdaten ausgewertet werden“, erklärt die Stadt. So könnten Einzelhändler etwa Werbung gezielter einsetzen, wüssten besser über die Bewegung der Kunden Bescheid. Solche Datenschutzkriterien müssten bei der Auswahl berücksichtigt werden, schreibt die Stadt. Das Abgreifen von Daten möchte der Verein Freifunk verhindern: „Wir wollen freies W-LAN nicht daran koppeln, seine Daten preisgeben zu müssen“, sagt etwa Wilfried Adamy, EDV-Sachverständiger und Ratsherr der Parteipiraten. „Wir wissen um die knappen Mittel der Stadt. Dabei würde sie uns schon unterstützen, wenn sie öffentliche Gebäude wie Schulen zur Verfügung stellen würde“, sagt Janik Seitzer, der für den Verein Freifunk Ruhrgebiet vor allem die Vernetzung in Essen vorantreibt.
Auch interessant
Die Stadt hingegen verweist auf die Gefahr, dass nicht nachvollzogen werden könne, wenn jemand über Netze der Stadt auf illegalen Seiten surfe. Dabei ist der Verein Freifunk Rheinland, zu dem auch der Ruhrgebiets-Ableger gehört, seit November anerkannter Internet-Anbieter wie die Telekom. Damit entfällt die Haftung für den Missbrauch durch Dritte.