Essen. . Schon jetzt ist eine städtische Tochterfirma für die Wartung von PC an Schulen zuständig. Die Kritik hält an, doch die Aufgaben sollen mehr werden.

Es gibt Menschen, die sollen fast Herzrhythmus-Störungen bekommen haben, als sie davon erfuhren. Und an vielen Schulen schlug man die Hände überm Kopf zusammen: Eine städtische Tochterfirma, das „Essener System-Haus“, soll künftig die alleinige Zuständigkeit für alle Computer an den Schulen erhalten. Das sieht ein Antrag der Grünen vor, mit dem sich von der kommenden Woche an zwei Ausschüsse und Ende Februar der Rat beschäftigen werden. Dem Vernehmen nach hat der Antrag gute Chancen bei SPD und CDU, also der Ratsmehrheit.

Niemand redet darüber offen, doch das Entsetzen könnte kaum größer sein: „Wenn diese Pläne wahr werden, können wir komplett einpacken“, sagen Leute an Schulen, die sich mit Informationstechnik auskennen.

Bislang gibt es zwei Einrichtungen in der Stadt, die für die informationstechnische Ausstattung der Schulen zuständig sind: Das Alfred-Krupp-Schulmedienzentrum mit Sitz in der Heinickestraße (Südviertel) ist stadtweiter Ausleih-Standort für Geräte und Medien, plant außerdem langfristig die Anschaffung von Hard- und Software. Formal gehört es zum Fachbereich Schule, also zur Schulverwaltung.

Ein Protagonist: die Schulverwaltung. Zweiter Protagonist: eine städtische Tochterfirma

Zweiter Protagonist ist das ESH: Es ist für Einrichtung und Wartung der Computer-Technik zuständig – nicht nur an Schulen, sondern in fast allen städtischen Gebäuden. Nicht nur wegen des schleppenden Ausbaus drahtloser Netzwerke (W-Lan), der im Jahr 2010 (!) begann und nach wie vor nicht abgeschlossen ist an den Schulen, steht das ESH wiederholt in der Kritik. „Da geht seit Monaten keiner mehr ans Telefon“, sagt ein Pädagoge. „Wir sind auf uns allein gestellt, von einem technischen Support kann keine Rede sein.“

Wenn das ESH künftig alleiniger Ansprechpartner für Schulen in Sachen Technik sei, „dann können wir ja künftig alles selber machen.“ Die Rede ist auch von Geräten für die Naturwissenschaft, die in Schränken vergammeln, weil sie nicht drahtlos verbunden werden können – obwohl die installierte Technik eigentlich funktionieren müsste. Und immer wieder heißt es vielerorts: „Man erreicht dort keinen.“

Diese Kritik will der Betriebsleiter des ESH, Siegfried Grabenkamp, nicht gelten lassen: „Wir haben eine Hotline, die permanent besetzt ist. Offenbar ist die immer noch nicht bei allen Schulen bekannt.“

Mehr Wirtschaftlichkeit, weniger Reibungsverluste: Das versprechen sich die Grünen

Digitalisierung der Schulen soll künftig eine größere Rolle spielen – Geld von Bund und Land rollt auf die Kommunen zu, es gibt Extra-Töpfe. Für diese künftigen, zusätzlichen Aufgaben müsste die Rolle des ESH gestärkt werden, findet Walter Wandtke, der schulpolitische Sprecher der Grünen: „Das erhöht die Wirtschaftlichkeit und bündelt die Kompetenzen.“ Außerdem müsse das ESH „personell und strukturell“ entsprechend in die Lage versetzt werden, künftig mehr Aufgaben zu bewältigen.

Das ESH versammelt unter seinem Dach seit der letzten Fusion mit der IT-Abteilung der städtischen Holding EVV rund 240 Mitarbeiter. Vorher hatte es nur 150. Es wuchs also schlagartig. „Wenn neue Aufgaben aus Bereichen der Schule zu uns kommen“, sagt Betriebsleiter Grabenkamp zurückhaltend, „müssten wir gegebenenfalls nochmal nachfüttern.“ Bisher seien etwa acht bis neun Mitarbeiter mit Schulcomputern betraut.

>>> DAS ESH SITZT AN DER KRUPPSTRASSE

Essener Systemhaus (ESH) mit Sitz im „Etec“ an der Krupp-Straße ist zentraler Dienstleister in Sachen Informationstechnik für die Stadt Essen. Es versorgt weite Teile der Verwaltung und der Tochterfirmen. Es ist bereits für die technische Aufsicht von PC an mehr als 200 Schulstandorten zuständig.

Betriebsleiter ist Siegfried Grabenkamp, der Bruder des Stadtkämmerers und Rüttenscheider CDU-Chefs Gerhard Grabenkamp.