Essen. . Nach 15 Jahren startet erstmals eine neue Realschule in Essen. Doch die Begleitumstände sind ungewöhnlich. Sowohl Name als auch Leiter fehlen.

Nach 15 Jahren gibt es in diesen Tagen erstmals die Neugründung einer Realschule im Stadtgebiet – doch die Begleitumstände sind kurios: Weder gibt es einen amtlichen Namen, noch weiß man, wer der Schulleiter sein wird. Doch die Anmeldungen laufen seit Donnerstag, und tatsächlich kommen Eltern, um Viertklässler fürs kommende Schuljahr registrieren zu lassen. Doch gemessen am fast historischen Ereignis, dass in Essen eine neue Realschule ins Leben gerufen wird, mutet die Geräuschlosigkeit, mit der das alles vonstatten geht, fast schon unheimlich an.

Letzte Neugründung war 2003

Im Jahr 2003 ging die Realschule Überruhr ganz neu an den Start, und seitdem wurden Realschulen in Essen eigentlich nur noch geschlossen beziehungsweise zusammengelegt. In Kettwig verlor im Jahr 2016 die örtliche Realschule ihre Eigenständigkeit und wurde zur Zweigstelle der Rellinghauser Albert-Einstein-Realschule. Im Bischöflichen Schulzentrum am Stoppenberg wurden 2012 aus Real- und Haupt- eine Sekundarschule. Und im gleichen Jahr zog man an der Stadtteil-Grenze von Schonnebeck und Stoppenberg einen Schlussstrich: Die Richard-Schirrmann-Realschule, direkt gegenüber von Zeche Zollverein gelegen, wurde abgewickelt nach 57 Jahren. Seitdem firmiert sie als Zweigstelle der Krayer Dinnendahl-Realschule.

Das Modell, Standorte nicht ganz aufzugeben, sondern zu Zweigstellen anderer Schulen umzufunktionieren, ist im Alltag zwar aufreibend – vor allem für Lehrer, die pendeln müssen. Andererseits: Das Beispiel „Schirrmann“ zeigt, dass es einen Standort retten kann. Die Anmeldezahlen stabilisierten sich, sodass der Rat im letzten Herbst beschloss: „Schirrmann“ soll zum nächsten Schuljahr an wieder eigenständig werden. Das liegt auch an den Geburtenzahlen, die wieder steigen, und auch an den vielen „Seiteneinsteigern“ – Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien, die zur Schule gehen müssen.

Eine neue Realschule für Essen. Wer soll sie leiten? Noch nicht mal der hiesigen Schulverwaltung ist bekannt, wer in gut sechs Monaten die alte, neue Schule langfristig zu neuer Blüte führen soll. Angeblich gibt es jemanden. Und die anstehende Neugründung der Realschule wurde bislang nur deshalb interessierten Bürgern bekannt, weil ein Namensstreit losbrach.

Namensstreit brach los

Die Stadt wollte die neue Schule nüchtern „Schule an der Gelsenkirchener Straße“ nennen, doch Stadtteilpolitiker sprachen sich energisch dafür aus, den alten Namen – Richard Schirrmann war Gründer des Deutschen Jugendherbergswerks – zu belassen. Kompromiss: „Schule an der Gelsenkirchener Straße“ ist ein provisorischer Arbeitstitel. In der Info-Broschüre der Stadt, die alle Viertklässler-Eltern erhalten haben, und in der sämtliche Schulen aufgeführt sind, steht jetzt anstelle eines Titels: „Über die Namensgebung wird später entschieden.“

Offizielle Bekanntmachungen hat es keine weiteren gegeben. Und doch: Am ersten Vormittag der dreitägigen Anmeldephase ist man vor Ort zufrieden mit der Resonanz. Die vorgegebene Mindest-Anzahl von 52 Anmeldungen werde man sicher erreichen, heißt es. Die Schule selbst hat Werbung gemacht, sonst niemand. Es kommen vor allem Eltern, die jüngeren Geschwister anmelden wollen jener Kinder, die schon seit Jahren da sind. Und die umliegenden Grundschulen wussten auch Bescheid.

Und trotzdem: Man wird das Gefühl nicht los, dass es einigen Verantwortlichen – in welchen Behörden auch immer – ein bisschen egal ist, dass im Norden der Stadt eine neue Realschule künftig auf eigenen Beinen stehen soll.

>> Anmeldungen noch bis einschließlich Samstag

Die städtischen Haupt-, Realschulen und Gymnasien nehmen noch am heutigen Freitag, 16. Februar, von 9 bis 12 Uhr Anmeldungen entgegen. Realschulen und Gymnasien außerdem auch am Samstag, 17. Februar, ebenfalls von 9 bis 12 Uhr.

Mit dem Neustart der früheren „Schirrmann-Realschule“ verfügt Essen derzeit über 14 Realschulen. Die Zahl der städtischen Gymnasien beläuft sich auf 16. Erstmals nimmt das „Viktoria“ im Südostviertel keine neuen Fünfer mehr auf.