Essen. . Im Essener Norden haben Stadtteilpolitiker der Verwaltung einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Es geht um den Namen einer Realschule.

  • Die ehemalige Schirrmann-Realschule gegenüber Zollverein war fünf Jahre lang die Zweigstelle der Dinnendahl-Schule
  • Jetzt soll die Schirrmann-Schule wieder eigenständig werden, weil die Anmeldezahlen gestiegen sind
  • Den Vorschlag der Stadtverwaltung, den künftigen Namen betreffend, lehnte man im Stadtteilparlament ab

Es steht in Stein gemeißelt, doch schon lange stimmt das Wort nicht mehr: „Berufs-Schule“, zeitlose Lettern aus gebranntem Klinker, fest eingemauert in die Fassade aus den Fünfziger Jahren. Denn die Realschule, um die es hier geht, war mal eine Schule für Bergbau-Berufe – kein Wunder, sie liegt ja an der Gelsenkirchener Straße direkt gegenüber Zollverein, Schacht 12, genau auf der Stadtteil-Grenze von Schonnebeck und Stoppenberg.

2012 verlor die Schule ihre Eigenständigkeit

Um diese Schule gibt es jetzt eine heftig geführte Debatte, was den künftigen Namen angeht. Jahrzehnte war dies die Richard-Schirrmann-Realschule, benannt nach dem Gründer des Jugendherbergswerks. Doch 2012 nahm man dem Haus die Eigenständigkeit; es waren viele Jahre vergangen, in denen die Schule stets die erforderliche Mindest-Anzahl der Anmeldungen nicht erreichte. „Schirrmann“ wurde zur Zweigstelle der Krayer Dinnendahl-Realschule – und prompt stieg etwas später die Nachfrage wieder, sodass man kürzlich beschlossen hat: Die alte Schirrmann-Schule wird ab Sommer 2018 wieder eigenständig.

Die Schulverwaltung wollte, dass die Schule künftig erst mal „Realschule an der Gelsenkirchener Straße“ benannt wird, damit die Schule selbst, wenn sie gegründet ist, eigenständig über einen Namen entscheiden kann. So stand es zuletzt in den Vorlagen für Gremien wie Schulausschuss und Bezirksvertretungen.

Vorhaben der Stadt ist „kalt und herzlos“

Doch das Stadtteilparlament für den Bezirk Zollverein (Katernberg, Schonnebeck, Stoppenberg) machte der Stadt jetzt einen dicken Strich durch die Rechnung: In schönster Einstimmigkeit votierte man für die Beibehaltung des alten Namens „Schirrmann“. „Was die Stadt da geplant hat, klingt kalt und herzlos“, sagt Bezirksbürgermeister Michael Zühlke. „Für uns Bürger war das immer die Schirrmann-Schule, und sie wird es auch bleiben.“ Erkennbar sauer ist man im Stadtteilparlament, dass die Schulverwaltung ihren Namensplan in die Vorlagen geschrieben hat, ohne sich vorher ein Stimmungsbild vor Ort zu machen. „Sonst werden wir bei der Namensgebung immer beteiligt“, erzürnt sich Zühlke und verweist auf die Vergangenheit, als man die Katernberger Herbart-Grundschule einvernehmlich in Peter-Ustinov-Schule umbenannte.

Unterdessen schaltet sich der Sprecher der Essener Realschulen, Jürgen Häckert, mit einem ganz neuen Vorschlag in die Debatte ein: „Ich bin dafür, die künftige Realschule Berthold-Beitz-Schule zu nennen“, sagt Häckert. Das einzige öffentliche Andenken, was es bislang an Beitz gibt, ist der Krupp-Boulevard, „und das kann nicht alles sein.“ Häckert will mit der Namensgebung nicht nur Beitz’ Verdienste als Protagonist der Wirtschaft gewürdigt wissen, sondern vielmehr seine Persönlichkeit als Mensch und Bürger, gerade in schweren Zeiten. Beitz rettete bekanntlich viele Juden vor dem Tod.

Warum der Bezirksbürgermeister gegen „Berthold Beitz-Realschule“ ist

Berthold-Beitz-Realschule? „Das halte ich erst mal für keinen guten Vorschlag“, sagt Bezirksbürgermeister Michael Zühlke spontan. Denn die Krupp-Stiftung, die bundesweit viel Geld in Bildungs- und Forschungsprojekte sowie Schülerstipendien steckt, „interessiert sich für unsere Stadtteile leider herzlich wenig“, findet Zühlke. Ein neuer Name, wenn es nicht Schirrmann sein soll, sollte eher die Nähe zur Folkwang-Uni bedenken – der Fachbereich Gestaltung feiert im Oktober Einweihung seines neuen Gebäudes auf dem Gelände der Zeche Zollverein.

>>> VORSCHLÄGE GESUCHT

Wir suchen angesichts der Debatte um den künftigen Namen der Realschule an der Gelsenkirchener Straße gute Vorschläge von Lesern.

Wie soll die alte Richard-Schirrmann-Schule heißen? Post an: WAZ-Lokalredaktion, Sachsenstr. 36, 45123 Essen. E-Mail: redaktion.essen@waz.de