Essen. . Schule gegenüber von Zollverein firmiert künftig als Zweigstelle einer Krayer Realschule. Seit die Zeche 1983 schloss, gingen auch die Schülerzahlen bergab. Das Ende der Zeche drückt auch auf die Stimmung der Schule, viele Kinder waren aus Bergmannsfamilien.
Der Schulchor sang „Grünet die Hoffnung, halb hab’ ich gewonnen“, dann folgten Festreden. Am 19. September 1955 wurde die Schirrmann-Realschule feierlich gegründet – und jetzt, an diesem Wochenende, wenn die Ferien beginnen, endet ihre Ära. Aus „Schirrmann“ wird „Dinnendahl“, aus einer eigenständigen Realschule wird ein Abzweig.
Die Dinnendahl-Realschule hat ihren Stammsitz in Kray. „Das wird für alle eine neue Erfahrung - Schulen sind häufig in unterschiedlichen Gebäuden, aber keine sind so weit voneinander entfernt wie diese“, sagt Christian Ponten (40), der derzeit noch zweiter Konrektor bei „Dinnendahl“ ist und als künftiger Leiter beide Häuser zusammenführt.
Viele Kinder aus Bergmannsfamilien
Die Schirrmann-Realschule, die als „Realschule für Jungen Essen-Stoppenberg“ begann, liegt an der Gelsenkirchener Straße, direkt gegenüber des Hauptportals der Zeche Zollverein. Rixtina Pohle (61), die die Schule im auslaufenden Schuljahr kommissarisch geleitet hat, blättert durch die Schulchronik und zeigt auf einen Zeitungsausschnitt. „Zollverein macht dicht“, steht da, es ist die Titelseite der WAZ vom 16. November 1983, drei Jahre später war Schluss auf Zollverein. „Ab da“, sagt Rixtina Pohle, „gingen die Schülerzahlen bergab.“
Sie schwankten stets, in den Spitzenzeiten besuchten mehr als 600 Jungen und – ab 1972 – auch Mädchen die Schule. Zuletzt waren es noch knapp 300. Die Schirrmann-Schule konnte in den letzten Jahren nie die erforderlichen Anmeldezahlen erreichen. Vielleicht lag es an Zollverein, „das Ende der Zeche drückte hier auf die Stimmung, es waren ja viele Kinder aus Bergmannsfamilien“, erinnert sich Rixtana Pohle. Vielleicht lag es aber auch an der Gründung der Heinemann-Gesamtschule, die 1981 gleich um die Ecke eröffnet hatte.
"Mehr Fingerspitzengefühl als damals"
Die Aufnahme von Mädchen hat der Schule jedenfalls ganz gewiss nicht geschadet: „Benehmen bessert sich“, notiert der damalige Wilhelm Kalthoff das erste Schuljahr nach Einführung der sogenannten „Koedukation“, „ich sehe ab und zu saubere Hefte.“ Kalthoff wurde 1979 pensioniert, da war Lehrer Günter Otto (59) gerade mal zwei Jahre an der Schule. Die erste Zeit? Er erinnert sich an „große Jungs mit Lederjacken mit Nieten.“ In jeder Klasse gab es vielleicht einen oder zwei Ausländer, heute liegt der „Migrationsanteil“ bei rund 80 Prozent.
„Man muss“, sagt Lehrer Otto, „mit mehr Fingerspitzengefühl ‘rangehen als damals.“ Und kann nicht mehr alles voraussetzen, vor allem in der deutschen Sprache nicht: Begriffe wie „Allee“, „Pendel“, „Deich“? Sind nicht mehr jedem geläufig, das gilt nicht nur an der Schirrmann-Schule. Lehrer Otto erinnert sich gern an die goldenen Jahre, die Ski-Freizeiten nach Mittenwald oder die Schüleraustausche nach Hastings, Großbritannien. Zuletzt hat es diese Attraktionen nicht mehr gegeben. „Skifreizeiten, dafür haben viele Familien kein Geld“, sagt Rixtana Pohle.
Sie hat noch ein Jahr, dann geht sie in Pension. Der Schule wünscht sie „ein langes Leben“. Und „dass Kinder aus der Gegend weiter eine so familiäre Schule wie diese hier besuchen können.“