Essen-Margarethenhöhe. . Architekt Georg Metzendorf plante die 1919 erbaut Sommerburgstraße auf der Margarethenhöhe visionär: Mit Platz zum Leben und für Verkehr.
Wie Perlen an einer Kette reihen sich die prächtigen Stadthäuser entlang der Sommerburgstraße aneinander.
Dass eine Straße auch zum Leben und nicht nur zum Verbinden gemacht ist, erkannte der visionäre Architekt der Margarethenhöhe früh: „Georg Metzendorf plante die Straße von Beginn an mit einer Breite von acht Metern. Das war für damalige Verhältnisse viel. Mit dem Verkehr von heute hat er da aber sicherlich noch nicht gerechnet“, sagt Rixa Gräfin von Schmettow, die regelmäßig Gäste durch die Gartenstadt führt.
Nutzgärten wurden nach dem Krieg bewacht
Die Sommerburgstraße entwickelte sich schnell zur Hauptschlagader der Margarethenhöhe, auch abseits der Fahrbahn. So bestand der Bürgersteig aus Sand, auf dem die Nachbarskinder mit Murmeln spielten. An der Kreuzung zur Steilen Straße stand viele Jahre eine Trauerweide, an der Klatsch und Tratsch ausgetauscht wurden.
„Das Leben spielte sich früher mehr auf der Straße ab“, weiß die Stadtteilführerin, „vor allem in den Gärten“. Die waren als Nutzgärten teilweise auch vor den Häusern entlang der Sommerburgstraße angelegt. Gedacht waren ihre Erträge für die Bewohner der Handwerkerwohnungen im Dachgeschoss, die erst nach dem Krieg aufgestockt wurden. Da auch auf der Sommerburgstraße ein Großteil der Häuser zerstört worden war, wurde jede helfende Hand gebraucht. „Wegen der Lebensmittelknappheit wurden die Gärten sogar bewacht“, weiß Rixa Gräfin von Schmettow.
Knickern auf dem Gehweg
Glich die Sommerburgstraße vor den Plänen Metzendorfs eher einem Trampelpfad, der früher die großen Bauernhöfe miteinander verband, wurde sie ab 1919 durch Notstandsarbeiter aufwendig ausgebaut. Wie damals üblich, bekam die Straße einen Belag aus Kopfsteinpflaster. Im Vergleich zum Rest der idyllisch gelegenen Siedlung war es entlang der Sommerburgstraße also schon zur Zeit ihrer Entstehung etwas lauter.
Verantwortlich dafür war neben dem normalen Verkehr auch die Straßenbahn, die die Margarethenhöhe seit 1912 mit der Essener Innenstadt verbindet. „Die Straßenbahn fuhr damals nur in eine Richtung bis zum Brückenkopf und wieder zurück. Die Verlängerung bis zum Laubenweg kam 1927, schließlich baute man die Gleise 1950 bis hoch zur Lührmannstraße“, weiß von Schmettow. Pläne, auch die Karstadt-Hauptverwaltung in Bredeney über die Schiene mit anzubinden, scheiterten.
Die Sommerburgstraße
Vor allem nach der Fertigstellung des A52-Teilstücks zwischen Breitscheid und Rüttenscheid im Jahr 1966 war es mit der Ruhe auf der Margarethenhöhe vorbei. „Die Autobahn hat jede Menge Verkehr hierher gebracht“, bedauert von Schmettow. Anders als bei vielen anderen Hauptverkehrsstraßen war die Sommerburgstraße dabei nie das Geschäftszentrum der Margarethenhöhe. Abgesehen von wenigen Ausnahmen finden sich entlang der Straße bis heute kaum Ladenlokale oder Dienstleister. „Metzendorf hat die Dinge des täglichen Bedarfs über die Margarethenhöhe verteilt, Lebensmittel gab’s am Kleinen Markt“, sagt von Schmettow.
Regierungssitz der Margarethenhöhe
Dafür war die Sommerburgstraße aber schon immer „Regierungssitz“ des Stadtteils: So findet sich in dem Haus mit der Nummer 16 der Sitz der Margarethe-Krupp-Stiftung, die einen Großteil der Häuser im Stadtteil verwaltet. Auch die von Metzendorf geplante Polizeiwache an der Sommerburgstraße 16a ist bis heute vom Bezirksdienst besetzt.
Einen Unterschied zu früher gibt es allerdings, weiß Rixa Gräfin von Schmettow: „Die Gefängniszelle im Keller wird heute nicht mehr genutzt.“