Essen-Margarethenhöhe. . Rixa Gräfin von Schmettow wird am Freitag 75 Jahre alt. Die Gartenstadt hat der Jubilarin viel zu verdanken.
Rixa Gräfin von Schmettow hat nicht viel für ihren Geburtstag übrig. Sie feiere sich sich nicht gerne selbst, sagt sie. Dabei ist nicht nur ihr heutiger 75. ein Grund, der engagierten Frau zu gratulieren. Gemeinsam mit vielen Mitstreitern hält sie die Siedlung zusammen, die ihr Zuhause ist - und deren Geschichte sie verinnerlicht hat, wie nur wenige.
Wer in der gemütlichen Stube an der Waldlehne sitzt, könnte von Schmettow stundenlang bei den Geschichten über die Gartenstadt zuhören. Sie erzählt von der Namensgeberin Margarethe Krupp, die nach dem Tod ihres Mannes genug Geld hatte, um Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Vorstellungen einer modernen Wohnsiedlung zu verwirklichen. „Sie galt als echte Hygiene-Fanatikerin. Alle Häuser waren an die Kanalisation angeschlossen. Über den Badewannen hing ein Gasboiler, das war zu dieser Zeit der pure Luxus“, weiß von Schmettow. Sie schwärmt für die kleinen, stillen Orte wie den Laubenweg, der in seiner Ursprünglichkeit so gut erhalten sei. Und von dem Gefühl, über die Holsterhauser Straße zu fahren und schließlich das Ensemble am Brückenkopf zu erblicken. „Dann fühle ich mich Zuhause. Wir alle hier“, sagt sie.
Das klingt sentimental, was der 75-Jährigen aber nicht gerecht wird. Von Schmettow packt lieber an, das tat sie schon immer. So begründet sich auch ihr jahrzehntelanges Engagement für die Bürgerschaft, die sie nach deren Niedergang in den Siebzigern neu mit aufbaute und von 1982 bis 1998 als Vorsitzende leitete. „Damals gab es Pläne, die Übergänge Steile Straße und Metzendorfstraße für die Sommerburgstraße für die neue U-Bahn zu sperren. Das war natürlich Blödsinn, deswegen musste ich mich irgendwo engagieren“, erinnert sie sich an ihre Anfänge in der Bürgerschaft. Langeweile hatte von Schmettow damals weiß Gott nicht. Zwei Kinder waren schon groß, als sie 1978 noch einmal einen Jungen zur Welt brachte. Außerdem hatte sie gerade ihr Diplom in Pädagogik und Geschichte gemacht. Mit der Bürgerschaft fand sie ein Ehrenamt, das sie fortan - nach der Familie selbstverständlich - komplett ausfüllte. Dabei wohnten sie und ihr Mann, der im vergangenen Jahr verstorbene Bernhard Graf von Schmettow, zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht allzu lange auf der Margarethenhöhe: „Wir sind 1973 von Holsterhausen hierher gezogen, nachdem wir sieben Jahre auf das Haus gewartet hatten. Vor allem für die Jungs ist es doch herrlich hier, habe ich damals gedacht“, sagt von Schmettow lächelnd. Die Gemeinschaft liegt ihr besonders am Herzen. „Wir haben viele Veranstaltungen neu zum Leben erweckt, den Martinszug etwa und den Weihnachtsmarkt. Das Besondere an der Margarethenhöhe ist eben die Nachbarschaft. Die muss gepflegt werden, das gilt bis heute“, sagt sie.
Frau Krupp fragt man nicht
Gemeinsam mit weiteren Ehrenamtlichen betreut sie bis heute das 2007 eröffnete „Museum am Brückenkopf“ und führt Touristen über die Margarethenhöhe - so stressig wie im Kulturhauptstadtjahr ist das zum Glück nicht mehr. „2010 war der Wahnsinn. In dem Jahr hatte ich 105 Führungen - und konnte meine eigenen Texte nicht mehr hören“, sagt sie und lacht.
Margarethe von Krupp hätte ihr sicherlich gern zugehört. Was sie die Gründerin der Margarethenhöhe fragen würde, wenn sie heute als Gratulantin vor der Tür stehen würde? Von Schmettow lächelt wissend und sagt: „Ach wissen Sie, Frau Krupp fragte man nicht. Man wartete, bis sie etwas sagte.“