Essen. . Neues Haus in Essen-Borbeck hat 1,7 Millionen Euro gekostet. Es bietet 13 misshandelten und missbrauchten Kindern Platz. Der Bedarf ist groß.
- Die ersten drei kleinen „Spatzen“ sind im neuen Nest in Essen-Borbeck gelandet
- Im Rahmen der NRZ-Aktion haben Leserinnen und Leser 400 000 Euro gespendet
- Die Einrichtung ist bundesweit einzigartig, weil sie auch Babys aufnehmen kann
Die Betten und Stühle standen kaum, da zogen die ersten Bewohner schon ein: Zwei Mädchen und ein Junge im Alter von vier, sechs und acht Jahren haben bereits ein Zuhause auf Zeit in der neuen Notaufnahme des Kinderschutzbundes in Borbeck gefunden. Der Landschaftsverband Rheinland hat jetzt grünes Licht für den Betrieb der bundesweit einzigartigen Einrichtung an der Zweigstraße gegeben.
Allein im Haus „Kleine Spatzen“ finden nun auch Babys vorübergehend Schutz, bevor sie möglichst binnen 36 Stunden in eine Pflegefamilie vermittelt werden.
Insgesamt gibt’s jetzt 31 Notaufnahme-Plätze
Lange wird es wohl nicht dauern, bis alle 13 Plätze belegt sind, die der Essener Kinderschutzbund nun zum Schutz misshandelter, verwahrloster oder missbrauchter Kinder in Borbeck zusätzlich zu den 18 Plätzen im Altenessener „Spatzennest“ vorhalten kann.
Die Einrichtung im Norden ist seit Jahren notorisch dauerbelegt. Dass der Bedarf weiter zunimmt , ist ein deutliches Alarmzeichen: 70 Kinder musste das Haus im vergangenen Jahr aufnehmen, aber 209 kleine Menschen in Not aus Platzmangel ablehnen, um sie an andere Notstellen zu verweisen.
33 Kinder wurden schwer misshandelt
110 dieser Jungen und Mädchen waren jünger als sechs Jahre, die Hälfte davon hatte noch nicht einmal das dritte Lebensjahr erreicht, sagt Ulrich Spie, Vorstandsvorsitzender des örtlichen Kinderschutzbundes: „Die Verrohung und die fehlende Distanz, auf völlig Wehrlose einzuschlagen, nehmen weiter zu.“
33 dieser Kinder wurden zum Teil schwerst misshandelt. In drei Fällen war sexueller Missbrauch der Grund für eine Aufnahme. Neun mal musste die soziale Feuerwehr wegen einer Verwahrlosung anrücken. 30 der Eltern litten an einer psychischen Erkrankung, 17 waren von dem Dasein eines Kindes absolut überfordert, weitere 17 waren suchtkrank, geht aus der Bilanz der Notaufnahme in Altenessen hervor. „Drogenabhängigkeit ist immer häufiger der Grund dafür, dass Kinder aus ihren Familien geholt werden müssen“, weiß Martina Heuer, die Leiterin des „Spatzennests“.
Der Kinderschutzbund ist für weitere Spenden dankbar
„Wir sind sehr froh, dass wir das neue Haus jetzt haben“, sagt Spie: „Ohne die Unterstützung der NRZ-Leserinnen und -Leser wäre das Vorhaben nicht zu realisieren gewesen.“ Über 400 000 Euro kamen in den vergangenen knapp zwei Jahren bei der NRZ-Spendenaktion für den 1,7 Millionen Euro teuren Neubau der Notaufnahme zusammen. Für Ulrich Spie ist dieses überwältigende Engagement ein deutliches Zeichen dafür, dass die Notwendigkeit des Schutzes der Schwächsten der Gesellschaft in den Köpfen und Herzen der Bürger angekommen ist. 290 000 Euro hat der Kinderschutzbund aus Stiftungen und von Großspendern erhalten. Die restliche Summe musste über ein Darlehen bei der Sparkasse finanziert werden.
Deshalb ist der Essener Kinderschutzbund, für den das ganze Projekt ein besonderer Kraftakt war und ist, für weitere Spenden mehr als dankbar.