Essen.. Jolanta Nölle und Werner Schmidt gehören zu den ersten, die für den Neubau der Notaufnahme des Kinderschutzbundes Geld spendeten und damit einen der Namensklinker erwerben konnten


Jolanta Nölle war empört: Dass denkende Menschen dem Kinderschutzbund unterstellen, Geld wohl nicht mehr nötig zu haben, nur weil der Verein nach dem Gerichtsentscheid im Edathy-Kinderpornoprozess aus tiefster Überzeugung 5000 Euro ablehnte (die NRZ berichtete), beförderte einen schnellen Entschluss des Vorstandsmitglieds der Stiftung Zollverein: „Jetzt haben sie das Geld nötiger denn je. Da musst du was tun.“

Dauerhaftes Zeugnis

Gesagt, getan und da kam die NRZ-Aktion für den Bau der neuen Notaufnahme des Kinderschutzbundes in Borbeck wohl ganz recht: Jolanta Nölle und ihr Mann Johannes Werner Schmidt, Essens Stadtdirektor und -kämmerer a.D., machten spontan 1000 Euro locker. Gestern konnten die beiden das erste Exemplar eines Spendersteins in den Händen halten. Mit den eingravierten Namen der großzügigen Unterstützer des Spatzennests für besonders kleine Kinder in Not findet der Klinker künftig als einer von möglichst vielen einen Platz in der Außenfassade des Neubaus an der Zweigstraße. Ist das Haus hoffentlich zum Ende des Jahres bezugsfertig, werden all die Steine mit den Spendernamen ein dauerhaftes Zeugnis dafür sein, wie sehr den Menschen in dieser Stadt der Schutz und das Wohlergehen der jüngsten Essener am Herzen liegt. Für Jolanta Nölle ist das längst keine Frage mehr: „Ich bin begeistert von dem Engagement des Essener Kinderschutzbundes.“

Das ist zwingend notwendig angesichts der wachsenden Gewalt gegen die Jüngsten: Die misshandelten, missbrauchten oder verwahrlosten Kinder werden jünger, das Ausmaß der Übergriffe wird zusehends exzessiver. In nur einem Jahr zählte die Stadt Essen 447 Inobhutnahmen aufgrund von Kindeswohlgefährdung. Jedes dritte betroffene Kind war jünger als drei Jahre. „Insbesondere für die immer jüngeren Kinder, die von immer größerer Gewalt bedroht sind, entwickeln wir neue Konzepte und Angebote, die unmittelbaren Schutz gewährleisten“, sagt Ulrich Spie, Vorstandsvorsitzender des Essener Kinderschutzbundes.

Altes Spatzennest ist zu klein geworden

Weil das inzwischen 30 Jahre alte Spatzenest in Altenessen zu klein geworden ist, um angemessen auf die erschreckende Entwicklung reagieren zu können, und gerade die Jüngsten einer besonderen Zuwendung bedürfen, plant der Kinderschutzbund eine zweite Notaufnahme auf seinem Grundstück an der Zweigstraße mitsamt eines neuen Konzepts.

Um das 1,2 Millionen teure Projekt stemmen zu können, benötigt der Verein viele Unterstützer. Menschen wie Jolanta Nölle und Johannes Werner Schmidt zum Beispiel, die es sich mutmaßlich erlauben können, 1000 Euro oder auch mehr zu spenden. Menschen, die gemeinschaftlich eine Aktion für einen guten Zweck auf die Beine stellen. Menschen, die für Kinder in Not einfach mal auf eine Schachtel Zigaretten verzichten, eine Balkonblume weniger einpflanzen oder einfach für die gute Sache werben. Wie wär’s, an diesem Wochenende einen oder auch mehr Gedanken an die kleinen Spatzen zu verschenken – etwa beim österlichen Familientreffen?

Spendersteine und Spendenbuch: So funktioniert’s

Für die Unterstützer des neuen Spatzennests für die ganz Kleinen hat sich der Kinderschutzbund etwas Besonderes einfallen lassen: Wer 1000 Euro oder mehr für den rund 1,2 Millionen Euro teuren Neubau der Notaufnahme an der Zweigstraße spendet, wird mit seinem Namen auf einem von bis zu 900 Steinen in der Außenfassade verewigt.

Wer nicht so viel Geld erübrigen kann, soll aber auch nicht leer ausgehen, so Essens DKSB-Vorstandsvorsitzender Ulrich Spie: „Wir wollen jeden Euro wertschätzen.“ Über die Namenssteine hinaus plant der Kinderschutzbund deshalb ein Buch mit den Namen aller Spender, das sozusagen als Grundstein hinter einer Glasscheibe dauerhaft sichtbar in eine Wand des Gebäudes eingelassen wird.

Und so funktioniert das Ganze: Nach dem Eingang einer mit namentlichen Absender versehenen Spende unter dem Stichwort „kleine Spatzen“ bekommt jeder Unterstützer einen Dankesbrief des Kinderschutzbundes samt einer Spendenbescheinigung und einem kleinen Fragebogen, auf dem er ankreuzen kann, ob er einen Eintrag ins Spendenbuch wünscht oder seinen Namen auf einem der 900 Fassadensteine wiederfinden möchte.