Das neue „Spatzennest“ für die kleinsten Essener in Not ist sichtbar gewachsen: Das Dach ist drauf, die Elektroinstallation abgeschlossen, die Türen und Böden sind drin und in den Gängen und Zimmern schwingen bereits die Maler die Pinsel. Die bundesweit einzigartige Babynotaufnahme des Essener Kinderschutzbundes hat deutlich Gestalt angenommen in den vergangen Monaten.

Das neue „Spatzennest“ für die kleinsten Essener in Not ist sichtbar gewachsen: Das Dach ist drauf, die Elektroinstallation abgeschlossen, die Türen und Böden sind drin und in den Gängen und Zimmern schwingen bereits die Maler die Pinsel. Die bundesweit einzigartige Babynotaufnahme des Essener Kinderschutzbundes hat deutlich Gestalt angenommen in den vergangen Monaten.

Jetzt geht es in den Endspurt: Im Februar sollen die ersten Kinder einziehen, die in der Einrichtung an der Zweigstraße in Borbeck Schutz vor Gewalt, Missbrauch oder Verwahrlosung finden. „Ich glaube, dass sich das Haus sehr sehr schnell füllt“, sagt Ulrich Spie, Vorstandsvorsitzender des Essener Kinderschutzbundes.

Was vielleicht klingen mag wie eine frohe Erwartung, ist eher eine begründete Befürchtung. Denn das neue „Spatzennest“ für bis zu sechsjährige Kinder ist leider notwendiger, als den Verantwortlichen lieb sein kann. Die Opfer werden mehr und immer jünger, und längst nicht mehr alle finden einen Platz im „Spatzennest“ an der II. Schichtstraße. 250 Kinder in Not mussten in diesem Jahr bereits abgewiesen werden. Das sind so viele wie noch nie zuvor. Im vergangenen Jahr waren es nicht einmal halb so viele. Das „alte“ Schutzhaus ist seit Jahren bis unters Dach dauerbelegt.

Die Zwei- bis Sechsjährigen sind inzwischen die gefährdetsten unter den Kleinen, heißt es beim Essener Kinderschutzbund. Extreme körperliche Gewalt, aber auch eine steigende Zahl psychisch kranker, süchtiger oder hoffnungslos überforderter Eltern, häufig selbst noch halbe Kinder, sind immer häufiger die Gründe, warum der Nachwuchs vor der eigenen Familie, vor dem Vater, vor der Mutter bewahrt werden muss. Und zwar begleitet von einem völlig neuartigen Konzept, das nicht zuletzt durch mehr Personal eine Eins-zu-Eins-Betreuung der Babys ermöglicht.

Dass an der Zweigstraße in Borbeck bald eine neue Ära des Kinderschutzes in Essen beginnen kann, ist vor allem der großartigen Unterstützung durch die Leserinnen und Leser dieser Zeitung zu verdanken. Über 300 000 Euro kamen allein bei der NRZ-Spendenaktion zusammen. „Das ist eine Wahnsinnssumme“, sagt Ulrich Spie, mit der wohl niemand wirklich gerechnet hat.

Zur Wahrheit gehört aber auch: 1,65 Millionen Euro wird das neue Haus am Ende kosten. Der Kinderschutzbund musste einen Kredit von einer halben Million Euro in die Hand nehmen, um das Vorhaben überhaupt realisieren zu können. Weitere Spenden sind deshalb auch in der Schlussphase des Neubaus nach wie vor mehr als willkommen.

Wer das ehrgeizige Projekt mit mindestens 1000 Euro unterstützt, kann sich und seinen Namen auf einem der Spendersteine verewigen lassen, die zukünftig die Fassade des Gebäudes schmücken. 110 sind’s bislang. Darunter zwei auf denen zu lesen ist: „Wir danken der NRZ und ihren Lesern“. Die Verbeugung vor einem einzigartigen Engagement ist bereits gut sichtbar am Eingang des Hauses verbaut worden – als ein richtig dickes Dankeschön in Stein gemeißelt.