Essen-Rüttenscheid. . Die Stadt hat den Rahmen für Rüttenscheids größtes Wohnungsprojekt festgesteckt. Die Anwohnerinitiative fühlt sich „nicht ernst genommen“.

Enttäuscht und verärgert hat die Anwohnerinitiative „Henri 2020“ auf die am Freitag veröffentlichten Pläne für die Neubauten an der Henri-Dunant-Straße reagiert. 370 Wohnungen sollen die mittlerweile abgerissene, ehemalige Pädagogische Hochschule (PH) ersetzen.

„Keiner unserer Belange und nicht mal die Bedenken der Bezirksvertretung hinsichtlich der Kreuzung sind eingeflossen“, kritisierte Anwohner-Sprecher Holger Ackermann, der sich „nicht ernst genommen fühlt“, und forderte: „Eigentlich dürfen die Stadtteilpolitiker diesem Bebauungsplan nicht zustimmen.“

Dabei wird die Bezirksvertretung II in ihrer Sitzung am 27. April lediglich angehört. Das letzte Wort hat der Planungsausschuss, der am 4. Mai über das derzeit größte Wohnungsbauvorhaben Rüttenscheids entscheidet.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

Auf 22 Seiten geht das Amt für Stadtplanung und Bauordnung zwar umfangreich auf die Kritik der Anwohner ein. Von den Nachbarn vorgeschlagene Verbesserungen werden aber weitgehend als nicht notwendig angesehen.

Verkehr

Zusätzlich zum Verkehrsgutachten aus dem vergangenen Jahr hat die Stadt eigens für den Neubau an der Henri-Dunant-Straße einen weiteren Experten beauftragt. Dieser kommt zu dem Schluss, dass sowohl die Straße als auch die Kreuzung zur Wittenbergstraße völlig ausreichen – trotz erwartet 1700 Fahrten mehr pro Tag. Daher will die Stadt die Kreuzung nicht ausbauen. Auch einer Anbindung an die Müller-Breslau-Straße erteilt sie eine Absage. Das sei nicht möglich, da die dazwischen liegenden Grundstücke nicht der Stadt gehören.

Anzahl der Wohnungen

Die Bürger hatten gefordert, die Anzahl von 420 geplanten Wohnungen zu verringern. Im jetzt veröffentlichen Bebauungsplan ist die Rede von 370 Wohneinheiten. Hinzu kommen allerdings weitere 50 Wohnungen, die theoretisch auf dem Gelände des Vereins für Gesundheitssport gebaut werden dürften – auch wenn der VGSU ein solches Vorhaben überhaupt nicht plant.

Radweg Rommenhöller Gleis

Das stillgelegte Gleis nördlich der geplanten neuen Wohnungen soll zu einem Radweg ausgebaut werden. Außerdem sollen in der gesamten Siedlung Anreize geschaffen werden, auf das Auto zu verzichten. Geplant ist, drei Lastenpedelecs für die Bewohner anzuschaffen. Außerdem sind Mietfahrrad- und Carsharing-Angebote in Planung.

Parken

Da eine Tiefgarage gebaut wird, stuft die Stadt das Parkplatzangebot als „ausreichend“ ein. Allerdings soll die Henri-Dunant-Straße von fünf auf sechs Meter verbreitert werden. Anstelle von jetzt 36 werden so 65 Besucherstellplätze entlang der Straße geschaffen.

Alte Naturbestände

Sämtliche 117 Bäume auf dem Areal werden oder sind bereits gefällt. Davon gelten 75 als schützenswert. Für sie wird es Ersatzpflanzungen innerhalb der neuen Siedlung geben. Aus dem ehemaligen Botanischen Garten wurden lediglich die Orchideenbestände umgepflanzt.