Rüttenscheid. . Anwohner der Henri-Dunant-Straße fürchten mit dem Neubau von 420 Wohnungen ein Verkehrschaos – und zeigten aus Protest, wie das aussehen könnte.

„Los, mach’ mit: Jedes Auto zählt!“, ruft Heike Grieger durch die geöffnete Scheibe ihres Wagens einer Nachbarin zu, die gerade mit ihren Hunden an dem gut 500 Meter langen, hupenden Stau vorbeiläuft: Rund 100 Anwohner haben sich am frühen Donnerstagmorgen mit ihren Autos am fahrenden Protest auf der Henri-Dunant-Straße beteiligt.

„Es geht uns darum zu zeigen, wie die Verkehrssituation aussehen könnte, wenn hier wie geplant 420 Wohnungen entstehen“, erklärte Holger Ackermann von der Bürgerinitiative „Henri 2020“, die sich im Zuge der Neubauplanung auf dem Gelände der ehemaligen Pädagogischen Hochschule gegründet hatte. Die Idee für den Stautest auf der Straße war bei einer Anwohnerversammlung im Januar entstanden.

21 Minuten Stau auf der gesamten Straße

„Wir haben hier mit dem Baustellenverkehr ja jetzt schon ein großes Chaos. Wenn sich an der Zuwegung nichts ändert, sieht das bald jeden Morgen so aus“, fürchtet auch Anwohnerin Nicole Staudemeyer, die sich mit einer Stoppuhr an der Ampel positioniert hatte: 21 Minuten dauerte es demnach, bis alle Autos auf die Wittenbergstraße abgebogen waren. „Die Nachbarn von gegenüber müssen morgens alle zur Arbeit, die Kinder in die Schule. Ändert sich nichts an der Straße, ist hier bald jeden Morgen Theater“, befürchtet auch Rentnerin Doris Windprecht, die an der Henri-Dunant-Straße gegenüber der kleinen Siedlung am Helgaweg wohnt.

Dabei habe die Initiative nichts gegen neue Nachbarn, wie auch Holger Ackermann betonte: „Dann muss hier aber auch eine entsprechende Verkehrsinfrastruktur geschaffen werden. So eng, wie die Straße jetzt ist, wird das hier künftig jeden Morgen zu diesem Chaos führen.“ Schon bei der Gründung der Bürgerinitiative war eine Verbindung zur Müller-Breslau-Straße gefordert worden.

Zweifel an den Ergebnissen der Verkehrsstudie

Eine Verkehrsstudie, die auch den Bereich rund um die Henri-Dunant- und Wittenbergstraße untersucht hatte, sei in Teilen falsch berechnet, befürchten die Nachbarn. So seien die Verkehrsforscher in ihren Berechnungen davon ausgegangen, dass die Henri-Dunant-Straße eine Durchfahrtstraße und keine Sackgasse ist. „Allein das zeigt schon, dass die Planer hier nochmal ran müssen“, finden Ackermann und seine Mitstreiter. Sie hoffen, dass ihre Befürchtungen sich im Bebauungsplan niederschlagen, der zurzeit von der Stadt erstellt wird. Frühestens Ende 2017, so die Rechnung der Stadt, tritt der Bebauungsplan in Kraft und kann die Düsseldorfer Gentes-Gruppe als Investor den Bauantrag stellen. „Wir werden die Zeit nutzen“, kündigt Ackermann an, „um uns in die Planung einzubringen“.