Essen. . Karl Eichler aus Essen ärgert sich, dass Air Berlin alte, laute Jets benutzt, die man nachrüsten könnte. Im April gibt es einen Gerichtstermin.

  • Rund 100 Flugzeuge fliegen am Tag über das Haus von Karl Eichler in Essen-Rellinghausen
  • Das typischen Heulen, das A320-Jets beim Landen erzeugen, kann durch technisches Nachrüsten verhindert werden
  • Air Berlin hat erst einen kleinen Teil seiner A320-Flotte nachgerüstet.

Karl Eichler (72) wohnt seit 1981 am Schellenberger Wald in Rellinghausen, „doch noch nie war es so schlimm wie jetzt.“ Es geht um Fluglärm des Düsseldorfer Airports. Der Flughafen ist knapp 20 Kilometer entfernt. Eichler wohnt an der Straße Kantorie.

Fluglärm ist nicht gleich Fluglärm. Es gibt nicht nur das unvermeidbare Dröhnen der Triebwerke, sondern viele Bürger im Essener Süden kennen auch einen ganz bestimmten Heulton, der dann einsetzt, wenn die Maschinen den Landeanflug beginnen. 80 Prozent der Landungen finden über Essener Stadtgebiet statt, von Steele bis Kettwig – immer dann, wenn Westwind ist.

Karl Eichler.
Karl Eichler. © Christof Koepsel

Um diesen ganz bestimmten Heulton geht es Karl Eichler. „Er ist großteils vermeidbar, und es ärgert mich, dass die Fluggesellschaft Air Berlin nichts gegen diesen Ton unternimmt. Ich halte das für rücksichtslos und unverschämt.“ Etwa 100 Jets fliegen jeden Tag über sein Haus, täglich ab sechs morgens bis 23 Uhr am Abend, und dann noch die Verspätungen.

Air Berlin hat derzeit 139 Flugzeuge

„Air Berlin“ ist die mit Abstand größte Fluggesellschaft am Düsseldorfer Airport. 139 Flugzeuge umfasst die gesamte Flotte derzeit, 59 davon sind A-320-Jets des Herstellers Airbus. Eichler erklärt: „Das Heulen entsteht bei diesen Maschinen, weil an den Unterseiten der Tragflächen Öffnungen sind.“ Vergleichbar sei das Phänomen mit einem Flaschenhals, in den man hineinpustet.

Das in der Branche längst bekannte – und bei neuen Maschinen behobene – Problem ist in den letzten Jahren erfolgreich eingedämmt worden durch den Einbau so genannter Wirbelgeneratoren. So hat die Lufthansa zum Beispiel den Großteil ihrer A-320-Flotte nachgerüstet. „Air Berlin“ bislang nicht. Eichler hat viele Gutachten gelesen und sagt: „In wenigen Arbeitsstunden kann man so den Fluglärm erheblich reduzieren. Doch ,Air Berlin’ scheint die Kosten und Umstände scheuen zu wollen.“ Im letzten Herbst hat er die Fluggesellschaft auf Unterlassung verklagt, mit A320-Maschinen sein Haus zu überfliegen. Er beruft sich auf Nachbarrecht, Paragraph 904 BGB: „Ortsübliche Lärmemissionen sind erlaubt, aber das, was man hier täglich hört, ist nicht ortsüblich“, sagt Eichler. Der gelernte Jurist versteht sich ausdrücklich nicht als Flughafen-Gegner. „Ich habe mein halbes Berufsleben in Flugzeugen verbracht. Doch was mich heute ärgert, ist, dass es hier um vermeidbaren Fluglärm geht.“

„Schepperkisten fliegen hier und nicht woanders“

Die Fluggesellschaft „Air Berlin“ will sich „zu laufenden Verfahren nicht äußern“, berichtet jedoch, dass „rund 20“ Jets ihrer Flotte mit Wirbelgeneratoren nachgerüstet seien. Eichler vermutet, dass vor allem die A320-Flugzeuge ohne Generatoren ausgerechnet in Düsseldorf landen – denn: „Der Flughafen Frankfurt nimmt höhere Landegebühren für Flugzeuge, die mehr Lärm machen. Düsseldorf nicht. Die Schepperkisten fliegen alle hier und nicht woanders.“

Am Airport Düsseldorf verweist man auf den Umstand, dass die Höhe der Landegebühr durchaus auch vom Lärm der Maschinen abhängt, jedoch: Es werde nicht unterschieden zwischen Maschinen mit und ohne Wirbelgeneratoren. Das könne frühestens 2018 geschehen.

Ende April wird im Landgericht verhandelt

Eichler hatte vor seiner Klage zweimal die Fluggesellschaft angeschrieben – ohne Erfolg. Mittlerweile steht der Termin für eine Verhandlung vor Gericht fest: Am 28. April im Landgericht an der Zweigertstraße. „Selbst, wenn ich verliere“, sagt Eichler, „ist es mir das wert. Ich will die Umstände nicht einfach so hinnehmen.“

>> Über 200 000 Starts und Landungen im Jahr

Der Flughafen Düsseldorf zählte im Jahr 2016 genau 211666 Flugbewegungen, also insgesamte Starts und Landungen. Der Airport möchte seine Kapazitätsgrenzen gerne erheblich ausweiten.

Bisheriges Spitzenjahr war 2008 mit 228531 Bewegungen. Offiziell geflogen werden darf von 6 bis 23 Uhr.