Essen. . Über Essen fliegen auch nach 23 Uhr deutlich mehr Flugzeuge als früher. Der Düsseldorfer Airport bedauert dies und kündigt Konsequenzen an.

  • Fast 2000 Flugzeuge landeten im vergangenen Jahr nach 23 Uhr in Düsseldorf
  • Viele dieser Verspätungen betreffen auch das Essener Stadtgebiet
  • Der Düsseldorfer Flughafen fordert, die Wartezeiten bei der Gepäckabfertigung zu verkürzen

Die Zahl der Nachtflüge über Essen ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen. Wie der Düsseldorfer Flughafen bestätigte, gab es 2016 insgesamt 1991 verspätete außerplanmäßige Nachtlandungen von Düsenjets nach 23 Uhr. Im Jahr zuvor waren es noch 1345. Die Stadt Essen ist insofern besonders betroffen, weil die meisten landenden Flugzeuge bei Wind aus West über das Stadtgebiet, vor allem über Werden und Kettwig Richtung Düsseldorf fliegen. Westwind herrscht zu 70 bis 80 Prozent.

Die Zahlen decken sich in etwa mit denen des Kettwiger Statistikers Georg Regniet, der bereits im Sommer eine starke Zunahme errechnet hat und als Sprecher der Essener Aktionsgruppe „Bürger gegen Fluglärm“ die Streichung der Ausnahmeregelungen und ein konsequentes Nachtflugverbot ab 22 Uhr fordert. Der Airport Düsseldorf bedauert die Entwicklung. „Die Zahlen sind wirklich hoch. Das ist aus unserer Sicht nicht erfreulich“, betont Christian Hinkel, stellvertretender Airport-Sprecher.

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© DENISE OHMS

In Kettwig fliegen die landenden Jets aus östlicher Richtung am niedrigsten. Etwa 914 Flughöhe sind es laut Airport, Fluglärmgegner Regniet spricht sogar von 600 Metern Mindesthöhe. Bereits ab Huttrop /Rüttenscheid werden die Flugzeuge vom Instrumentenlandesystem eingefädelt. Auch Bredeney liegt sehr nahe am beginnenden Endanflug, und zwar für die Jets aus südlicher und nördlicher Richtung mit Höhen zwischen über 900 und knapp 1830 Metern. Bedingrade und Borbeck sind laut Airport nur „zu einem geringen Teil“ betroffen, und zwar nur bei Landungen bei Ostwind.

Auch mehr verspätete Starts

Bei den Starts sind die Auswirkungen auf die Ruhr-Metropole quantitativ deutlich kleiner. Denn bei vorherrschendem Westwind fliegen gestartete Jets in der Regel nicht über Essen. Bei Ostwind sind startende Flugzeuge aber in Kettwig „auf jeden Fall wahrnehmbar“, sagt der Flughafen. Teilweise werden auch Schönebeck und Frohnhausen (ab 1800 Meter) überflogen Hinsichtlich der Nachtflüge hat die Zahl der nach 22 Uhr startenden Flugzeuge im vergangenen Jahr ebenso zugenommen, und zwar von 122 auf 153. Das Ausmaß ist aber zahlenmäßig bei weitem nicht so groß wie bei den Landungen.

Als Gründe für die vielen Verspätungen nennt der Flughafen nicht nur die Streiks, die Wetterwarnungen und den Run auf westliche Mittelmeerziele, sondern auch Probleme im Betrieb. Hier seien Konsequenzen nötig. „Wir müssen die Abläufe am Boden effizienter organisieren, damit ankommende Passagiere ihr Gepäck schneller erhalten und abreisende Flugzeuge weniger Verspätungen haben“, fordert Hinkel. Bei der Gepäckabfertigung hat es immer wieder Verzögerungen gegeben. Die langen Wartezeiten so Hinkel, „sind ärgerlich“. Hier seien die Airlines gefordert, die die jeweiligen Abfertigungsbetriebe unter Vertrag haben. Eine Verbesserung erhofft man sich von einem weiteren Gepäckabfertiger, der engagiert wurde.

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Ebenso könnte die beantragte und umstrittene Kapazitätserweiterung auf 60 statt bisher 47 Flüge pro Stunde während der Spitzenzeiten eine Entlastung bringen.

In diesem Punkt widersprechen die Lärmgegner heftig. Mehr Flüge würden zu mehr Verspätungen führen. Der Essener Regniet fordert die Airlines auf, mehr Zeitpuffer bei den Jet-Umläufen einzubauen. Auch die Toleranz von 30 Minuten bei verspäteten Landungen dürfe es nicht mehr geben, ebenso nicht den Sonderzuschlag von einer Stunde für Airlines mit Wartungsschwerpunkt in Düsseldorf.

>>DAS NACHTFLUGVERBOT

Am Düsseldorfer Flughafen gilt grundsätzlich ein Nachtflugverbot. Das will der Airport auch in Zukunft beibehalten, die Luftlärmgegner vermissen aber eine konsequente Umsetzung ohne Ausnahmen.

Gestartet werden darf in Düsseldorf in der Regel bis 22 Uhr. Landungen sind bis 23 Uhr zugelassen. Ausnahmegenehmigungen werden von der Luftaufsicht der Düsseldorfer Bezirksregierung erteilt.