Essen. . Die Fluglärmkommission hat auf Initiative der Stadt Essen alternative Anflugrouten nach Düsseldorf geprüft. Nur eine wurde nicht verworfen.

  • Auf Initiative der Stadt Essen hat sich ein Arbeitskreis mit vier Alternativen befasst.
  • Das Ziel: Kettwiger Bürger von Lärm entlasten. Drei Routen wurden wieder verworfen.
  • Selbst Fluglärmgegner sind skeptisch. Begründung: Lärm wird nur verlagert.

Fluglärm ist und bleibt ein großes Ärgernis für die Bürger im Essener Süden. Auf Initiative der Stadt Essen hat sich jetzt ein Arbeitskreis der Fluglärmkommission mit der Frage beschäftigt, ob alternative Anflugrouten möglich wären, so dass Anwohner insbesondere in Kettwig weniger stark durch Lärm belastet würden. Das Ergebnis fällt aus Sicht der Betroffenen erst einmal ernüchternd aus. Aber noch sind nicht alle Fragen beantwortet.

Die Jets steuern den Flughafen Düsseldorf wegen des vorherrschenden Westwinds zumeist aus Richtung Nordost an. In der Regel beginnt der Landeanflug in einer Entfernung von 18 Kilometern. Das entspricht etwa zehn nautischen Meilen und damit der Entfernung vom Flughafen zum Baldeneysee. Eine Landeanflug benötigt mindestens eine Distanz von fünf nautischen Meilen zur Landebahn. Spätestens in Höhe Breitscheid müssen die Maschinen auf die Anfluglinie einschwenken.

Die Anfluglinie beginnt spätestens ab Breitscheid

Kettwig liegt mitten in der Einflugschneise. Geprüft wurden Alternativen, darunter eine starke Verschwenkung der bisherigen Anfluglinie nach Norden in Richtung Fulerum und nach Süden in Richtung Velbert (auf der Grafik in orange dargestellt). Das Ergebnis: Die Bürger in Kettwig würden kaum entlastet, dafür nähme die Lärmbelastung in Mülheim und Velbert zu. Leiser würde es in Werden, Stadtwald und Überruhr. Da der Lärm also nur verlagert wird, sah der Arbeitskreis in diesen beiden Varianten keine Alternative zur aktuellen Anflugroute.

Geprüft wurde auch, den Landeanflug nur leicht nach Norden und Süden zu verschwenken (in der Grafik blau dargestellt) GPS-gesteuert könnten Jets so erst rund 3,6 Kilometer hinter Kettwig vor der Brücke auf die Anfluglinie eindrehen. Ergebnis: Auch dadurch käme es zu einer Lärmverlagerung über bewohnte Gebiete weiter südlich, insbesondere Velbert und Heiligenhaus. Beim Anflug aus nördlicher Richtung würden Mülheim-Mintard, Haarzopf, die Margarethenhöhe und auch die Essener Innenstadt stärker belastet als heute.

Der Arbeitskreis hat diese denkbare Alternative dennoch nicht gleich verworfen. Die Flugsicherung soll aber erst einmal darlegen, in welcher Höhe Flugzeuge dieses Gebiet überfliegen würden. Aber: Nur 60 Prozent der Flugzeuge am Düsseldorfer Flughafen seien technisch für ein GPS-gesteuertes Anflugverfahren ausgerüstet.

Helmar Pless, Vertreter der Bundesvereinigung gegen Fluglärm in der Fluglärmkommission, sieht eine Verlagerung der Flugrouten über Kettwig skeptisch. „In unserem dicht besiedelten Gebiet wird es immer zu vergleichbar hoher Belastung anderer Menschen kommen“, so der Geschäftsführer der Grünen Ratsfraktion. Vorrangiges Ziel müsse sein, zu verhindern, dass die Zahl der Flugbewegungen und damit der Lärm insbesondere in den vorgeschriebenen Ruhezeiten weiter zunimmt, betont Pless mit Blick auf den Wunsch des Flughafens, die Kapazität weiter auszubauen.

Gebühren-Nachlass für leise Flieger

Die Fluglärmgegner fordern den Flughafen Düsseldorf ferner auf, dort ansässige Fluggesellschaften dazu zu drängen, ihre Maschinen technisch nachzurüsten, so dass sie weniger Lärm erzeugen.

„Wunder sollte man davon nicht erwarten“, baut Pless zu hohen Erwartungen vor. Beim Airbus A 320 aber sei eine Lärmreduktion durch den Einbau so genannter Wirbelgeneratoren relativ einfach möglich. Die Lufthansa habe dies vorgemacht. Fluggesellschaften, die diesem Beispiel folgten, sollten durch geringere Landegebühren belohnt werden. Laute Maschinen sollten dagegen mehr bezahlen müssen. Ob die Fluglärmkommission einem entsprechenden Antrag der Bundesvereinigung gegen Fluglärm folgen wird, bleibt abzuwarten.